
Handelskonflikt mit den USA: Südwestwirtschaft warnt vor massiven Folgen
Baden-Württemberg (dpa/dk) – Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle auf Importe sorgen für große Besorgnis in der exportstarken Wirtschaft Baden-Württembergs. Besonders betroffen: Der Automobilsektor, die Pharmaindustrie und der Maschinenbau – allesamt Schlüsselbranchen im Südwesten.
Ernsthafte Bedrohung
Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sieht in den neuen US-Zöllen eine ernsthafte Bedrohung für den Wohlstand: „Das nun vom US-Präsidenten verkündete Strafzollpaket könnte das Ende des liberalen Handels markieren“, warnte sie. Das könne ein Wendepunkt in einer Entwicklung sein, die seit dem Zweiten Weltkrieg für Wachstum und steigenden Lebensstandard gesorgt habe.
Rückläufige Exporte bereits 2024
Schon im Jahr 2024 verzeichnete Baden-Württemberg rückläufige Exporte in die USA: Laut Statistischem Landesamt wurden Waren im Wert von 34,8 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten geliefert – das entspricht einem Minus von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit setzte sich ein Abwärtstrend fort, der sich bereits seit dem Rekordjahr 2022 (39,4 Milliarden Euro) abzeichnet.
Die wichtigsten Exportgüter aus dem Südwesten waren:
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Kraftwagen und Kraftwagenteile (27 Prozent)
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Pharmazeutische Erzeugnisse (24 Prozent)
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Maschinen (23 Prozent)
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Elektronik und optische Geräte (6 Prozent)
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Elektrische Ausrüstungen (6 Prozent)
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Metallerzeugnisse (3 Prozent)
Damit ist klar: Gerade die Industrien, in denen Baden-Württemberg führend ist, würden durch Strafzölle empfindlich getroffen. Im Land haben nicht nur Konzerne wie Mercedes-Benz, Porsche, Audi, Bosch, ZF und Mahle ihren Sitz, sondern auch international tätige Maschinenbauer wie Voith, Dürr, Trumpf oder Hermle.
Ministerin warnt vor Handelskrieg
Nicole Hoffmeister-Kraut betonte: „Die Auswirkungen derart willkürlicher Strafabgaben sind gravierend und lassen sich im Einzelnen noch nicht beziffern.“ Sicher sei aber, dass alle Seiten betroffen seien – auch Verbraucher und Unternehmen in den USA. „Ich warne vor einem Aufschaukeln von Zöllen und damit verbunden noch stärker steigenden Preisen.“
Statt Konfrontation setzt die Ministerin auf Dialog: „Angesichts der engen wirtschaftlichen Verflechtungen unserer Wertschöpfungsketten mit dem amerikanischen Markt halte ich es für unabdingbar, dass wir auf den Dialog mit der US-Regierung setzen und nach gemeinsamen Lösungen suchen.“
EU soll entschlossen reagieren
Von der Europäischen Union erwartet Hoffmeister-Kraut nun ein geschlossenes und besonnenes Vorgehen. Baden-Württemberg ist mit 14,4 Prozent seiner Gesamtausfuhren besonders stark vom US-Markt abhängig – das betrifft nicht nur Großkonzerne, sondern auch viele mittelständische Betriebe mit jahrzehntelangen Geschäftsbeziehungen und Produktionsstandorten in den Vereinigten Staaten.
Ein Handelskrieg, so das Fazit der Ministerin, könne nicht im Interesse exportorientierter Nationen liegen – und schon gar nicht im Interesse Baden-Württembergs.