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Fast jeder zweite Apfel aus dem Supermarkt kommt 2025 aus Baden-Württemberg

Region (dpa/dk) – Trotz extremer Wetterereignisse im Jahr 2024 hat sich die Obst- und Gemüsewirtschaft in Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich gut behauptet. Besonders erfreulich: 45 Prozent der deutschen Apfelernte 2024 stammen aus dem Südwesten – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Damit kommt fast jeder zweite Apfel im Supermarkt aus Baden-Württemberg.

Obst- und Gemüsebau stark unter Druck

Die Ernte 2024 war durch Spätfröste, Hagel, langanhaltende Nässe und fehlende Sonneneinstrahlung geprägt. Trotzdem wurden 368.500 Tonnen Obst und Gemüse vermarktet – neun Prozent weniger als 2023. Der Umsatz der genossenschaftlichen Erzeugermärkte sank leicht auf 480 Millionen Euro.

„Die wirtschaftliche Situation der Betriebe hat sich 2024 nicht verbessert“, so Dr. Ulrich Theileis, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV). Neben Wetterextremen machten den Betrieben vor allem hohe Betriebskosten, steigender bürokratischer Aufwand und Lohnnebenkosten zu schaffen.

Theileis fordert Ausnahme beim Mindestlohn

Theileis spricht sich klar für eine Ausnahmeregelung beim Mindestlohn für einfache landwirtschaftliche Tätigkeiten und Saisonarbeitskräfte aus. „In der Sonderkulturregion Baden-Württemberg machen die Lohnkosten bis zu 60 Prozent der Produktionskosten aus“, erklärt er. Er warnt vor der Konkurrenz durch Länder mit niedrigeren Lohnkosten und fordert faire Wettbewerbsbedingungen auf EU-Ebene.

Pflanzenschutzmittel dringend nötig

Ein weiterer Kritikpunkt: Der Rückgang zugelassener Pflanzenschutzmittel bei gleichzeitig wachsender Zahl neuer Schaderreger wie Japankäfer oder Baumwanze. Notfallzulassungen allein reichten nicht aus, so Theileis: „Ohne wirksamen Pflanzenschutz drohen Ertragsminderungen oder Totalausfälle.“

Obstbilanz: Äpfel top – Zwetschgen und Erdbeeren mit Schwankungen

Die Apfelernte 2024 ist mit 395.000 Tonnen in Baden-Württemberg besonders erfolgreich ausgefallen – ein Plus von 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während bundesweit die Ernte zurückging, konnte der Südwesten seine Position stärken. Im Vermarktungsjahr 2025 kommt daher fast jeder zweite Apfel in Deutschland aus Baden-Württemberg.

Bei den Zwetschgen gab es hingegen Rückgänge: Die vermarktete Menge fiel um elf Prozent auf 11.000 Tonnen, der Umsatz sank auf 8,2 Millionen Euro.

Bei den Erdbeeren lag die Menge bei stabilen 7.300 Tonnen, aber der Umsatz sank deutlich um über elf Prozent. Grund war vor allem der nasse Sommer – positiv wirkte sich hingegen der geschützte Anbau in Folientunneln aus.

Gemüse unter Preisdruck – Spargel mit Aufschwung

Im Gemüsebereich lag die vermarktete Menge bei 118.000 Tonnen, sieben Prozent weniger als im Vorjahr. „Der Preisdruck durch billige Importware war enorm“, so Johannes Bliestle von Reichenau-Gemüse. Besonders betroffen war der Sommeranbau – trotz hoher Qualität der heimischen Produkte.

Ein Lichtblick war der Spargel: Mit 4.900 Tonnen (+17,2 %) und einem Kilopreis von 6,28 Euro konnte der Umsatz auf 30,5 Millionen Euro gesteigert werden. Kalte Temperaturen im Juni führten zum Saisonende zu hoher Nachfrage bei geringem Angebot – ein Vorteil für die Erzeuger.

Gartenbau auf stabilem Niveau

Die Gartenbaugenossenschaften meldeten einen stabilen Umsatz von rund 30,4 Millionen Euro. Die Nachfrage verlagerte sich 2024 hin zu dauerhaften Pflanzen wie Stauden und grüne Zimmerpflanzen, während der Absatz bei Schnittblumen zurückging.

Theileis: „Vorfahrt für regionale Produkte“

Trotz leichter Entspannung bei der Inflation sieht Theileis nachhaltige Unsicherheit bei den Verbrauchern. Umso wichtiger sei es, den Strategiedialog Landwirtschaft konsequent umzusetzen und regionale Produkte zu stärken. „Unsere Landwirte leisten Außergewöhnliches – das verdient Anerkennung, faire Bedingungen und echte Zukunftsperspektiven“, so Theileis.

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