Zwölf Jahre Haft nach Kindes-Entführung und Missbrauch in Edenkoben

19. April 2024 , 08:22 Uhr

Wegen der Entführung und des sexuellen Missbrauchs einer Zehnjährigen in Edenkoben hat das Landgericht Landau den Angeklagten zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Gericht ordnete zudem Sicherungsverwahrung an.

Fall sorgte für Aufsehen

Der mehrfach auch wegen Sexualstraftaten verurteilte Angeklagte soll das Mädchen am 11. September 2023 auf dem Schulweg in sein Auto gezerrt und in einem leer stehenden Gebäude missbraucht haben. Nach einer wilden Verfolgungsfahrt wurde der Mann festgenommen und das Kind befreit. Der 62-Jährige hatte die Tat zu Prozessbeginn eingeräumt. Der Fall hatte auch überregional für Aufsehen gesorgt.

Richterin: „Hohe, aber angemessene Strafe“

Die Richterin sprach von einer «hohen, aber angemessenen» Strafe. «Einen intensiveren Eingriff als den sexuellen Missbrauch eines Kindes kann man sich nicht vorstellen.» Ein Gutachten habe die Schuldfähigkeit des Mannes aufgezeigt. Der Angeklagte habe nach seiner jüngsten Haftstrafe mit «rasanter Rückfallgeschwindigkeit» gehandelt und sei gefährlich für die Allgemeinheit. An den Vater des Opfers gewandt, sagte die Richterin: «Ich habe großen Respekt, wie Sie hier teilgenommen haben.»

Angeklagter bedauert die Tat

Den Schuldspruch nahm der Angeklagte aus Neustadt an der Weinstraße ohne sichtbare Regung zur Kenntnis. Der untersetzte Mann mit Glatze und dünnem Oberlippenbart war in Handschellen in den Sitzungssaal 309 geführt worden. In eine dunkle Jacke gehüllt, verdeckte er sein Gesicht mit einer Papiermappe vor Fotografen.

Der Anklage zufolge hatte er mit seinem Fluchtwagen, in dem auch das Kind saß, ein anderes Fahrzeug gerammt, war auf einen Streifenwagen zugerast und zum Teil mit mehr als 100 Stundenkilometern unterwegs. Im Prozess hatte er ein von Haftstrafen geprägtes Leben geschildert. Er sei als eins von 13 Kindern aufgewachsen und «irgendwann kriminell» geworden. In einer von seiner Verteidigerin vorgetragenen Erklärung hatte er betont, er bedauere die Tat.

Debatte um elektronische Fußfessel

Die Tat hatte auch eine Diskussion über das zwangsweise Anlegen einer elektronischen Fußfessel ausgelöst. Der Mann war Mitte Juli 2023 aus der Haft entlassen worden und wurde engmaschig von der Polizei überwacht. Unter anderem wurde ihm untersagt, Kontakt zu Kindern und Jugendlichen aufzunehmen und sich in der Nähe von Spielplätzen, Schulen, Schwimmbädern und Kindergärten aufzuhalten. Ferner durfte er weder ein internetfähiges Handy noch einen Laptop besitzen, um keine Foto- oder Videoaufnahmen herzustellen.

Gegen diese Weisung hatte der Mann nach Angaben der Ermittler verstoßen. Auch Therapieangebote nahm er demnach nicht an. Zuvor hatte sich der Beschuldigte den Angaben zufolge ebenfalls geweigert, eine elektronische Fußfessel zu tragen. Die Behörden verwiesen damals darauf, dass eine Fußfessel nicht unter Zwang angelegt werden könne.

Anzeige
Edenkoben entführung Kind Landau Landgericht Mädchen Sexueller Missbrauch Urteil

Das könnte Dich auch interessieren

12.09.2023 Mann entführt Mädchen in Edenkoben - Täter in U-Haft Edenkoben (pol/tk) – Nach der Entführung eines Mädchens in Edenkoben ist der mutmaßliche Täter, ein 61-jähriger Mann, in Untersuchungshaft gekommen. Er hatte die Zehnjährige gestern auf dem Schulweg in sein Auto gezerrt. Nach einer Verfolgungsjagd hat ihn die Polizei geschnappt. Er steht auch unter Verdacht des sexuellen Kindesmissbrauchs. 18.03.2024 Urteil gegen Karlsruher Geiselnehmer erwartet Karlsruhe (dpa/lsw) - Verzweiflungstat oder doch genau geplant - im Prozess um die Geiselnahme in einer Karlsruher Apotheke soll heute das Urteil gegen den 21 Jahre alten Angeklagten gesprochen werden. Ein erster Termin zur Urteilsverkündung musste wegen Krankheit verschoben werden. 11.09.2023 Mann entführt Mädchen in Edenkoben Edenkoben (pm/dk) – Es klingt wie aus einem Krimi – ein Mädchen taucht nicht im Unterricht auf und vor der Schule wird ein verdächtiges Auto gesehen. Glücklicherweise konnte das Mädchen gefunden werden, genauere Hintergründe der Tat bleiben aber weiter unklar. 07.08.2024 Angreifer von St. Leon-Rot wegen Mordes verurteilt St. Leon-Rot (dpa/ms) - Nachdem ein 18-Jähriger seine gleichaltrige Ex-Freundin in einer Schule in St. Leon-Rot nahe Heidelberg getötet hat, soll er nach Auffassung des Landgerichts Heidelberg für elf Jahre ins Gefängnis. Die Kammer verurteilte den jungen Mann wegen Mordes und Körperverletzung, wie eine Sprecherin mitteilte.