Große Lücke bei den ganz Kleinen
Besonders groß ist die Lücke der Studie zufolge im U3-Bereich. Demnach liegt die Quote der Kinder unter drei Jahren, die in einer Kita betreut werden, bei fast 30 Prozent. 45 Prozent der Eltern wünschten sich aber eine Betreuungsmöglichkeit für ihr Kind in dieser Altersgruppe. Bei den über Dreijährigen gehen 93 Prozent der Kinder in einen Kindergarten, allerdings geben 96 Prozent der Eltern einen Betreuungsbedarf an.
Tausende Fachkräfte fehlen
Um die Nachfrage nach Kita-Plätzen erfüllen zu können, bräuchte es nach Berechnungen der Stiftung bis ins Jahr 2025 zusätzlich 14 800 Fachkräfte. Wo diese herkommen sollen, ist unklar: Kommunen beklagen seit langem, dass der Markt für Fachkräfte völlig leer gefegt sei. Aus Sicht der Bertelsmann-Stiftung müssen deswegen die vorhandenen Fachkräfte von nicht-pädagogischen Aufgaben entlastet werden. Eine weitere Lösung wäre aus Sicht der Stiftung eine Kürzung der Öffnungszeiten. Würden diese auf sechs Stunden pro Tag verkürzt, könnte Baden-Württemberg bis 2025 die Platz-Bedarfe aller Eltern erfüllen.
Zugleich könnten auch die guten Personalschlüssel gehalten werden. Bei diesen steht das Land sehr gut da. In keinem anderen Bundesland ist laut Bertelsmann-Stiftung das Verhältnis von Fachkraft zu Kindern besser als im Südwesten: In Krippengruppen ist eine Fachkraft rechnerisch für 2,9 Kinder zuständig. In Kindergartengruppen kommen auf eine Fachkraft 6,4 Kinder. Auch hier ist Baden-Württemberg bundesweit Spitze und liegt noch unter dem von der Stiftung empfohlenen Personalschlüssel von 1 zu 7,5.
Kita-Träger können bald selbst entscheiden
Wegen des großen Fachkräftemangels will das Land einen sogenannten «Erprobungsparagrafen» einführen. Damit sollen Kita-Träger vor Ort künftig selbst entscheiden dürfen, befristet Personalvorgaben zu lockern – also die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher pro Gruppe zu senken. Das geht aber nur, wenn das Konzept mit den Betroffenen vor Ort abgestimmt wurde. Das Landesjugendamt muss den Antrag dann prüfen. Soll das Modell nach der Erprobung weiter fortgesetzt werden, muss zudem die Wirksamkeit nachgewiesen werden.
Das Land erhofft sich von der neuen Regelung, dass damit Kita-Plätze erhalten und geschaffen werden können sowie ausreichende Betreuungszeiten angeboten werden können. Das Kabinett hatte der Regelung bereits Mitte Oktober zugestimmt, im Landtag soll der entsprechende Gesetzentwurf am Mittwoch abschließend beraten werden.