Region (dpa/la) – Alle zwölf Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die Diagnose Blutkrebs. Vielen Betroffenen kann nur eine Stammzelltransplantation helfen. Einem gesunden Spender werden dabei Stammzellen entnommen. Mit ihnen wird das Blutbild des Patienten neu aufgebaut. Doch die Zahl der registrierten Spender sinkt. Im laufenden Jahr werden rund 125 000 potenzielle Spender aus der Stammzellspenderdatei der Tübinger Organisation DKMS ausscheiden. Der hohe Rückgang ist altersbedingt. Ab dem 61. Geburtstag ist es nicht mehr möglich, bei den internationalen Suchregistern als Spender gelistet zu sein. Deshalb richtet sich der Aufruf der DKMS vor allem an junge Menschen. Wie ihr mit nur wenig Aufwand ein Leben retten könnt, haben wir für euch im Artikel zusammengefasst.
Stammzellen sind Zellen, bei denen noch nicht oder nur gering festgelegt ist, welche Funktion sie im menschlichen Körper übernehmen. Eine Stammzelle kann beispielsweise zu einer Nervenzelle, Blutzelle, aber auch zu einer Herzzelle werden. Das Praktische an einer Stammzelle ist, dass sie sich teilen kann und parallel eine Kopie von sich selbst erstellt. Für die Behandlung von Leukämie spielen adulte Stammzellen die Hauptrolle: Sie finden sich in verschiedensten Organen, aber auch in der Nabelschnur und dem Knochenmark.
Am längsten wird die Stammzelltherapie bei der Behandlung von Leukämie eingesetzt. Meistens wird Blutkrebs erst einmal mit einer Chemotherapie behandelt. Die erkrankten Blutzellen sollen zerstört werden. In einigen Fällen zeigt diese Art der Behandlung aber nur wenig bis gar keine Wirkung. Dann wird auf die Stammzelltherapie zurückgegriffen. Dabei werden dem Patienten per Infusion gesunde Blutstammzellen übertragen. Kurz: Das Blutbild wird vollkommen neu und im besten Fall gesund wieder aufgebaut. Dieser Vorgang ist nicht ungefährlich: Die Transplantation kann Abstoßungsreaktionen hervorrufen, die zum Tod führen können.
Die Suche nach einem gewebeidentischen Spender ist kompliziert und verbunden mit vielen Hürden. Daher gilt: je mehr Menschen sich in Datenbanken registrieren lassen, desto höher ist Wahrscheinlichkeit für den einzelnen Patienten, seinen passenden Spender zu finden. „Der eigene Zeitaufwand, den man betreiben muss, hält sich in Grenzen. Und es ist gut investierte Zeit, weil man im besten Fall ein Leben retten kann“, sagt Christian aus Stutensee, der selbst bereits Stammzellen gespendet hat. Die Deutsche Knochenmarkspender Kartei (DKMS) bietet ein Registrierungsset, dass mit wenigen Klicks im Internet bestellt werden kann. Das Kit wird nach einem Wangenabstrich an die DKMS zurückgeschickt. Dort wird überprüft, ob potenzieller Spender und Patient zusammenpassen. Auch das DRK oder blut.eV bieten eine Möglichkeit, Stammzellspender zu werden.
Passen Spender und Patient zusammen, spricht man von einem Match. Dann müssen die Stammzellen nur noch den Weg zum Patienten finden: Es gibt zwei Hauptmöglichkeiten, Stammzellen zu gewinnen. Entweder über das Blut oder über das Knochenmark. Bei der peripheren Stammzellspende gelangen durch ein Medikament Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut. Durch eine Blutabnahme werden die Stammzellen dem Spender dann entnommen und isoliert. Die zweite und populärere Variante ist die Knochenmarkspende: Mit einer kleinen Nadel und unter Vollnarkose wird Knochenmarkblut entnommen. „War unangenehm, aber ist jetzt nichts, wovor man Angst haben müsste“, berichtet Christian.
Statt vergangenes Jahr gegen den SV Darmstadt 98 für den KSC auf dem Platz zu stehen, hat Innenverteidiger Marcel Franke Stammzellen gespendet. Vor sechs Jahren hatte er sich bei der DKMS registriert, dann kam der Anruf. „Vier Tage vor der Blutentnahme musste ich mich selber spritzen. Das war kein riesen Ding“, erzählt Franke. „Bei der Spende musste ich nur drei bis vier Stunden da liegen und nichts tun.“ Direkt nach der Spende sei es ihm blendend gegangen. „Mit dem geringen Aufwand, den ich da betrieben habe, konnte ich einem Menschen das Leben retten. Wenn das mal keine Motivation ist.“