Karlsruhe (dpa/lk) – Gut gemeint kommt nicht immer gut an: Überlegungen für ein Qualitätssiegel in Bordellen sorgen für Wirbel. Stein des Anstoßes ist ein gemeinsamer Forderungskatalog des Diakonischen Werkes Karlsruhe mit Bordellbetreibern, der die Lage von Prostituierten verbessern soll.
„Wir halten Prostitution nicht für gut“, betonte der Karlsruher Diakonie-Direktor Wolfgang Stoll. Doch mit einem Verbot sei das Problem nicht gelöst. Das zeige sich gerade in Corona-Zeiten. Prostitution gehe trotz des Verbots in Wohnungen, in Hotels und im Internet weiter. „Die Frauen sind viel gefährdeter, die so arbeiten.“ Um deren Situation zu bessern und denen zu helfen, die aussteigen wollten, müsse man auch mit Bordellbetreibern zusammenarbeiten, so Stoll.
Die Initiative „Karlsruhe gegen Sexkauf“ sieht dies anders: In einem offenen Brief an die Evangelische Kirche in Deutschland, die Diakonie Baden und den Dekan der evangelischen Kirche Karlsruhe forderte sie diese Woche die Diakonie auf, sich von solchen Kooperationen komplett und öffentlich zu distanzieren. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass die Bordellbetreiber die richtigen Kooperationspartner sind, um die Situation der Frauen in der Prostitution zu verbessern.“ Die Diakonie helfe nur den Profiteuren „dieses menschenverachtenden Systems, die Gewalt gegen Frauen zu verschleiern und macht es den Tätern leichter, ohne schlechtes Gewissen, die Frauen sexuell zu missbrauchen“. Sie werde so Teil des Unterdrückungssystems.
Die Diakonie Baden rief indessen zu mehr Sachlichkeit auf. Spätestens seit der Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes 2017 seien die Argumente bekannt: Während die einen meinten, ein Sexkaufverbot sei das richtige Mittel, befürchteten die anderen, dass ein Verbot Prostitution nur in die Illegalität abdränge. Dort seien Betroffene dann nicht mehr zu erreichen. In Baden biete die Diakonie als einziger Verband in ihren Beratungsstellen Begleitung und Hilfe für Prostituierte an. Über das „Puff-Siegel“ hatte zuvor die „Stuttgarter Zeitung“ berichtet.