Welche Behandlungsmöglichkeiten bei Tinnitus gibt es?

16. Februar 2022 , 15:33 Uhr

(Anzeige) – Fast jeder Mensch kennt Ohrgeräusche: Es klingelt, pfeift, summt, brummt oder rauscht schon mal – vorübergehend. Dies sind Erscheinungen des Hörsystems, die bei vielen Menschen spontan auftreten und wieder verschwinden. Hält dieses „Ohrensausen“ an und stört oder belastet es die Betroffenen, ist die Rede vom Tinnitus. Hier erfahren Sie, welche Tinnitus-Behandlungen möglich sind.

Was tun bei chronischem Tinnitus?

Der Begriff Tinnitus stammt von dem lateinischen Wort tinnire, das bedeutet so viel wie „klingeln“ oder „schreien“. Chronischer Tinnitus liegt vor, wenn die lästigen Ohrgeräusche länger als drei bis sechs Monate anhalten.[i]

Je eher Sie etwas gegen den Tinnitus unternehmen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, ihn wieder loszuwerden oder wenigstens in Frieden mit ihm leben zu können.[ii] Also: Nicht lange warten, sondern bald aktiv werden, damit der Tinnitus Behandlung erfährt.

Sehr häufig geht mit dem Tinnitus eine Hörminderung einher. Bereits der Ausgleich eines bestehenden Hörverlustes mittels eines Hörgeräts bewirkt oft schon eine Verbesserung.[iii] Eine weitere wirksame und wissenschaftlich belegte Maßnahme der Tinnitustherapie ist die tinnitusspezifische kognitive Verhaltenstherapie.

In Studien zeigte dieses Therapieverfahren eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität.[iv] Die Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie haben große Bedeutung bei der Bewältigung von Beeinträchtigungen erlangt. Dabei lernen Betroffene, mit negativen Emotionen umzugehen und hilfreiche Strategien zu entwickeln, besser auf Stress und Überforderung zu reagieren.

Auch mögliche Begleitsymptome wie zum Beispiel Schlafstörungen oder Ängste werden in einer Verhaltenstherapie angegangen. Neigen Betroffene beispielsweise zu Vermeidungsverhalten, lernen sie, dieses durch günstigere Verhaltensstrategien zu ersetzen.

Weitere Möglichkeiten der Tinnitus Behandlung

Generell soll sich die Behandlung daran orientieren, was den Tinnitus ausgelöst hat, also je nach Ursache. Bei vielen Menschen bleibt die Ursache für die Ohrgeräusche jedoch unbekannt, was die gezielte Tinnitus Behandlung manchmal erschwert.[v] Dann sind unterstützende Begleitmaßnahmen – sogenannte supportive Tinnitustherapien – von Bedeutung.

Nimmt die Belastung durch den Tinnitus in ruhiger Umgebung zu, können sich Versuche mit gezielt erzeugten Geräuschen lohnen, die den Tinnitus sozusagen maskieren. Es gibt auf dem Markt spezielle Geräte, sogenannte „Tinnitusmasker“, auch „Noiser“ genannt. Aber auch ein Zimmerspringbrunnen oder das Abspielen von Geräuschen aus der Natur, zum Beispiel Meeresrauschen, können eingesetzt werden, um diesen Effekt zu erzielen.

Noch unklar ist die Wirksamkeit von verschiedenen Formen von Hörtrainings. Dabei lernt der Patient, seine Hörverarbeitung zu verbessern. Jedoch kann diese Behandlung den Fokus auf den Tinnitus legen, anstatt diesen in den Hintergrund zu drängen.

Ebenfalls noch nicht eindeutig belegt ist der Effekt der Tinnitus-Retraining-Therapie. Dies ist die Kombination von Beratung/Counseling und Masker.

Überdies gibt es Ansätze, den Tinnitus mittels verschiedener Tonfrequenzen, Musiktherapie, magnetischer oder elektrischer Impulse zu beeinflussen. Auch dafür gibt es noch keine eindeutigen evidenzbasierten Therapieempfehlungen.

Gemeinsam ist diesen Möglichkeiten zur Tinnitustherapie, dass sie im Einzelfall hilfreich sind beziehungsweise sein können, aber eine Wirksamkeit mittels entsprechender Studien noch nicht nachgewiesen ist.

Medikamente zur gezielten Behandlung von chronischem Tinnitus gibt es noch keine.[vi]

Wichtig: Je eher Sie aktiv werden und eine Tinnitustherapie beginnen, desto geringer ist das Risiko einer Chronifizierung![vii] Informiert sein verringert Unsicherheit und Angst. Die deutsche Tinnitus-Liga erteilt Auskunft über Selbsthilfegruppen. Dort werden viele Informationen über die Behandlungsmöglichkeiten von Tinnitus hinaus geteilt.

Gibt es für andere Tinnitusarten andere Tinnitustherapie?

Neben der Dauer unterscheiden Fachleute zwischen dem sehr seltenen objektiven Tinnitus und dem subjektiven Tinnitus. Die objektive Form kann man hörbar machen. Die Schallquelle liegt im Körper selbst, behandelt wird die Ursache. Diese kann zum Beispiel gefäßbedingt sein. Dann besteht die Tinnitus Behandlung beispielsweise in der mikrochirurgischen Beseitigung der Schallquelle.

Den subjektiven Tinnitus nehmen nur die Betroffenen selbst wahr. Darüber hinaus gibt es noch die Einteilung in Schweregrade, also wie sehr der Tinnitus das Leben beeinträchtigt.

Der subjektive akute Tinnitus mit unklarer Ursache und hohem Leidensdruck wird wie ein Hörsturz behandelt:[viii] Zum Einsatz kommen abschwellende oder durchblutungsfördernde Medikamente sowie etwa Physiotherapie.

Bei erkannter Ursache wird der subjektive akute Tinnitus entsprechend therapiert: Bei Funktionsstörung des Gehörgangs, des Mittelohrs oder der sogenannten cochleären Hörstörung kommt die operative Behandlung in Betracht, zum Beispiel das Einsetzen eines Implantats. Bei orthopädischen Funktionsstörungen ist die Physiotherapie Mittel der Wahl. Liegt ein Bluthochdruck vor, wird dieser internistisch behandelt. Bei einer Störung im Zahn- beziehungsweise Kieferbereich kann die Tinnitustherapie entsprechend zahnärztlich beziehungsweise kieferorthopädisch/kieferchirurgisch erfolgen.[ix]


[i] Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KHC): Patientenleitlinie Chronischer Tinnitus. AWMF-Register-Nr. 017/64. Stand August 2021.

[ii] Ärztliche Wissensplattform Amboss: URL: https://next.amboss.com/de/article/wn0hvg?q=tinnitus#WMXPnA (15.02.2022).

[iii] HNO-Ärzte im Netz: Behandlung eines akuten und chronischen Tinnitus. URL:https://www.Tinnitus-Behandlung beim HNO-Arzt » Tinnitus » Krankheiten » HNO-Ärzte-im-Netz » (hno-aerzte-im-netz.de) (11.02.2022).

[iv] Kreuzer PM, Vielsmeier V, Langguth B: Chronic tinnitus: an interdisciplinary challenge. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(16): 278-84.Seite 278. DOI: 10.3238/arztebl.2013.0278.

[v] Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Ohrgeräusche (Tinnitus) Stand: 28.04.2020. URL:https://www.Was hilft bei chronischem Tinnitus – und was nicht? (gesundheitsinformation.de) (11.02.2022).

[vi] Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KHC): Patientenleitlinie Chronischer Tinnitus. AWMF-Register-Nr. 017/64. Stand August 2021.

[vii] ebd.

[viii] Ärztliche Wissensplattform amboss: URL: https://next.amboss.com/de/article/wn0hvg?q=tinnitus#WMXPnA (11.02.2022).

[ix] ebd.

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