Region (dpa/lsw) – Als dritter Rathauschef aus der Region Rastatt/Baden-Baden will Daniel Retsch aus Weisenbach in die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Bürgermeister. Von Donnerstag an kann er sich beim Trainingslager in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) beweisen.
Sogar der Gemeinderat muss zustimmen, damit Daniel Retsch an seiner Fußballkarriere arbeiten kann. Die hatte der Bürgermeister von Weisenbach bei Baden-Baden eigentlich schon seit geraumer Zeit weitgehend ruhen lassen. Nach erfolgreichen Jahren als Stürmer in der Bezirksliga wechselte er mit 25 Jahren auf die Trainerbank, kickte selbst nur noch selten. Seit er 2019 Rathauschef wurde, habe er nicht mehr so viel gespielt, sagt der 39-Jährige. Doch als dann die Anfrage kam, ob er Teil der Fußballnationalmannschaft der Bürgermeister werden will, weckte das alte Gefühle. „Jetzt hat mich schlussendlich wieder der Ehrgeiz gepackt“, sagt Retsch.
Von Donnerstag an will sich Retsch beim mehrtägigen Trainingslager in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) beweisen. Dabei reicht es nicht, ein paar Tore zu schießen, wie Teamchef Detlef Wellbrock sagt, seines Zeichens Rathauschef in Loxstedt bei Bremerhaven. Neben einem fußballerischen Lebenslauf müsse es auch menschlich passen. Bei Europa- und Weltmeisterschaften seien die Rathauschefs gewissermaßen als Botschafter unterwegs. Auch soziales Engagement sei gefragt. So unterstützt die Bürgermeister-Mannschaft die SOS-Kinderdörfer.
Ein Gremium aus sportlicher Leitung und Vereinsvorstand entscheidet nach dem Trainingslager, wer in den Kader für die EM aufgenommen wird, die für Ende Mai/Anfang Juni in der Slowakei geplant ist. Rund 15 Anwärter seien auf dem Zettel, mit den bisherigen Spielern seien es etwa 35, sagt Wellbrock. Nur 20 können für die EM gemeldet werden.
Die Fußball-Nationalmannschaft der Bürgermeister gibt es seit 2008. Dietmar Späth aus Muggensturm und Constantin Braun aus Bietigheim sind schon im Kader. Mit Retsch als Drittem könnte die Region so prominent vertreten sein wie keine andere in Deutschland.
Retsch bezeichnet sich selbst als Teamplayer. „Konkurrenz scheue ich nicht“, sagt der 39-Jährige. Mit dem Alter habe man mehr Überblick und könne die Schnelligkeit der Jüngeren etwas ausgleichen. „Außerdem spornt das an, fit zu bleiben.“ Es sei nicht nur eine Hobbymannschaft, betont er. Das werde schon mit Ernsthaftigkeit betrieben. Und: „Wenn man das Nationaltrikot anhat und die Nationalhymne läuft, ist das schon Gänsehautfeeling.“
Dass er den Anzug bald öfter mal gegen das Fußballtrikot tauschen kann, ist für Retsch nur ein Teil der Motivation. „In der dritten Halbzeit ist es schon gemütlicher“, da sei er dann Privatperson. Aber er freue sich auch auf den Austausch mit internationalen Kollegen. Wellbrock beispielsweise erinnert sich an Spiele in Israel und Armenien und spricht von „sportpolitischen Reisen.“
Solche Auslandsreisen sind nach Retschs Angaben auch der Grund, warum der Gemeinderat für den Fall einer Berufung in das Nationalteam das Ganze bestätigen muss. Dabei gehe es um Versicherungsfragen, erklärt er. Für Trainingslager und Turniere nehme er Urlaub. „Die Kosten für Reisen gehen natürlich auf mich und fallen nicht der Gemeinde an.“