Region (pm/dk) – Falls ihr aktuell krank seid, könntet ihr bei der Apotheke vor verschlossenen Türen stehen. Die Apotheker streiken und schließen heute über die Mittagszeit ihre Geschäfte. Der Protest richtet sich gezielt gegen Gesundheitsminister Lauterbach. In erster Linie fordern die Apotheker höhere Honorare und die Bürokratie.
Am heutigen Mittwoch werden viele Apotheken in Baden-Württemberg sowie in ganz Deutschland in der Zeit von 13 bis 16 Uhr ihre Türen geschlossen halten. Die Apothekerinnen und Apotheker protestieren damit erneut gegen die Politik von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Sie erwarten nun endlich Antworten des Ministers auf drängende Fragen, die die Zukunft der Arzneimittelversorgung maßgeblich betreffen. Plakate mit der Aufschrift
Wir bleiben geschlossen. Weil Lauterbach uns Antworten schuldet.
und dem Konterfei von Lauterbach weisen darauf hin, welche Apotheken sich beteiligen. Zuletzt blieben die Apotheken aus Protest am 14. Juni bundesweit geschlossen, begleitet von Großdemonstrationen unter anderem in Berlin, Düsseldorf und Wiesbaden.
In Baden-Württemberg hat der Landesapothekerverband (LAV) zum Protest aufgerufen. Die stundenweisen Schließungen finden in einem Zeitfenster statt, in der eine Rede von Bundesminister Lauterbach auf dem Deutschen Apothekertag erwartet wird. Allen Apothekenteams soll Gelegenheit gegeben werden, diese auch online übertragenen Rede zu verfolgen. Die Apothekerinnen und Apotheker wollen insbesondere wissen, warum sich Lauterbach weigert, die Honorierung der Apotheken nach mittlerweile elf Jahren Stillstand an die wirtschaftliche Gesamtentwicklung in Deutschland und insbesondere an die stark gestiegenen Betriebskosten anzupassen. Sie wollen auch erfahren, wie die Bundesregierung die Apotheken vor Ort dabei unterstützen will, die flächendeckende Arzneimittelversorgung – auch in ländlichen Regionen – in Zukunft sicherzustellen.
Die Regierungsparteien hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag die Stärkung der Apotheken vor Ort zum Ziel gesetzt haben. Lauterbachs Umgang mit der Branche zeichne hingegen ein ganz anderes Bild, meldet der Apothekerverband. Er habe die Apotheken zu Jahresbeginn durch die Erhöhung des sogenannten Apothekenabschlags sogar zusätzlich finanziell belastet. Allein im Jahr 2022 haben über 400 Apotheken in Deutschland geschlossen – im ersten Halbjahr 2023 waren es weitere 240 Betriebe. Neben der ungenügenden Honorierung kritisieren die Apothekerinnen und Apotheker vor allem auch überbordende Bürokratie und immer größer werdende Lieferengpässe. Schon lange sei die Apothekerschaft massiv unter Druck, leiste in ihren Apotheken nicht honorierte Zusatzarbeit und verwaltet einen eklatanten Mangel bei lebensnotwendigen Arzneimitteln, so der Apothekerverband. Die Apothekerschaft fordert Lauterbach deshalb zum politischen Handeln auf.
Die Versorgung durch die notdienstleistenden Apotheken ist während der angekündigten Schließungszeit sichergestellt. Welche Apotheken für den Notdienst zuständig sind, lässt sich auf den Internetseite der Landesapothekerkammer nachlesen.