Pforzheim (pm/mt) – Wegen Corona gibt es am diesjährigen 23. Februar in Pforzheim zwischen 15 und 21 Uhr ein Versammlungsverbot. Das Gedenken findet deswegen nicht vor Ort, sondern im Digitalen statt. Außerdem hat sich die Pforzheimer Polizei auf mögliche Verstöße vorbereitet: „Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass die erlassene Allgemeinverfügung beachtet wird. Deshalb haben wir unsere Einsatzvorbereitungen und Kräfteplanungen darauf abgestimmt, die Einhaltung des Versammlungsverbots im Bedarfsfalle durchsetzen zu können“, so Polizeipräsident Wolfgang Tritsch.
Alle Veranstaltungen zum Jahrestag der Zerstörung Pforzheims können unter www.pforzheim.de/23februar digital aufgerufen werden. „Das Gedenken unter den Bedingungen der Corona-Pandemie wird ein anderes sein, als wir es gewohnt sind“, sagt Oberbürgermeister Peter Boch am Montag in Pforzheim. Gerade für die älteren Pforzheimerinnen und Pforzheimer sei das nicht ganz einfach. „Dennoch haben sich alle beteiligten Akteure aus Stadtverwaltung, Kultur, Religionsgemeinschaften und Gesellschaft große Mühe gegeben, alternative digitale Formate zu entwickeln. Da ist viel Kreativität mit dabei gewesen, viele junge Menschen wurden mit einbezogen“, so der Rathauschef. Für diesen Einsatz danke er sehr. „Gemeinsam wollen wir diesen besonderen Tag würde- und friedvoll miteinander gestalten und begehen.“
So können Sie am 23. Februar 2021 um 15 Uhr der traditionellen Gedenkveranstaltung auf dem Hauptfriedhof im Live-Stream beizuwohnen. Das Lichtermeer auf dem Marktplatz entfällt dieses Jahr. Online sind ab 19.20 Uhr auch die Ansprache von Oberbürgermeister Peter Boch und die Friedensbotschaft am Abend vom Rat der Religionen. Um 19.50 Uhr beginnt dann das zwanzigminütige Glockengeläut der Pforzheimer Kirchen, das auf die Zeitdauer der Bombardierung vor 76 Jahren verweist. Unter dem Motto „Lichter in der Stadt“ sind außerdem alle Bürgerinnen und Bürger dazu eingeladen, Kerzen an den Fenstern, vor der Haustür oder im Garten aufzustellen. So soll ein dezentrales Lichtermeer entstehen.
Zu einem Gedenken kommt es heute auch in den Pforzheimer Schulen. Im Keplergymnasium findet online die alljährliche Klassenzimmerlesung des Amateurtheatervereins mit Zeitzeugenberichten sowie ein Poetry Slam statt. So wird das Programm durch einen jugendlichen Blickwinkel zur Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden bereichert. Mit einer Durchsage gedenken die Schulen der Ereignisse 1945. Die in der Innenstadt aufgestellten Bildtafeln mit den historischen Fotografien vermitteln eine eindrückliche Vorstellung von den Auswirkungen des Angriffs. Zur Weiterentwicklung der Bildtafeln mit und für jüngere Generationen hat die Abteilung kulturelle Bildung des Kulturamts für Schulen das Projekt „Digitaler Koffer zum 23. Februar“ zusammengestellt. Er enthält verschiedenes Material, um sich an dem kreativen Gedenkprojekt zu beteiligen. Das Projekt soll sich auch in den kommenden Jahren über das diesjährige Gedenken hinaus etablieren.
Vor der Schlosskirche wird an der kurzzeitig hier aufgestellten, aus Dresden stammenden Holzfigur des Erzengels Michael das Nagelkreuz an die Friedensgemeinde Pforzheim übergeben. Das bereits seit dem 9. Februar im Foyer des Rathauses ausgestellt worden. Außerdem stellt das Kommunale Kino den Film „Die Bombennacht“ zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung zeigt es außerdem drei Filme zum Thema Rechtsextremismus. Online kann auch noch die Ausstellung „Die Narben des 23. Februar. Alltägliche Erinnerungen im Pforzheimer Stadtbild“ in den Fenstern des Stadtlabors besichtigt werden. Die Ausstellung wurde schon vorher durch eine Instagram-Kampagne mit 28 Bildern des Kulturamtes begleitet.