Wege aus der Schuldenfalle - Tipps und Informationen

03. September 2019 , 11:19 Uhr

Rund 7 Millionen Privatpersonen in Deutschland sind überschuldet, viele weitere stehen kurz davor, in die Schuldenfalle zu tappen. Betroffenen wachsen die Sorgen oft über den Kopf, zumal eine Überschuldung meist das Resultat anderer schwerwiegender Probleme ist, und viele werden vor lauter Angst handlungsunfähig, was alles nur noch schlimmer macht. Dieser Artikel erklärt, was genau man unter der Schuldenfalle versteht, wie man sich vor ihr schützt und welche Möglichkeiten es gibt, ihr wieder zu entrinnen.

Überschuldung erkennen: Bin ich schon in der Schuldenfalle gefangen?

Nicht jeder, der Schulden macht, ist sofort in die Schuldenfalle geraten. Es ist heutzutage völlig normal, einen Kredit aufzunehmen, um beispielsweise ein Auto oder eine Immobilie zu finanzieren, oder einen Kauf über Ratenzahlungen abzuschließen. In solchen Fällen spricht man von einer Verschuldung. In der Regel lassen sich diese Schulden durch das Einkommen oder Vermögen begleichen und stellen somit kein Problem dar. Auch bei einem kurzfristigen Zahlungsengpass ist man noch nicht in die Schuldenfalle getappt. Hier kann es helfen, einen bestehenden Kredit zu stunden, wodurch die monatlichen Ratenzahlungen für eine Weile ausgesetzt werden, um wieder Luft zum Atmen zu bekommen. Auch die Ablösung eines teuren Darlehens durch einen günstigen  Kredit, der sich selbst mit einer nicht optimalen Bonität finden lässt, kann bei einem Zahlungsengpass eine passende Lösung sein.

Von Schuldenfalle spricht man erst bei einer Überschuldung, unter der ein Zustand exzessiver Schulden verstanden wird, den eine Person unter normalen Umständen nicht mehr durch das Einkommen oder Vermögen beseitigen kann. Betroffene sind in einen Teufelskreis geraten, aus dem sie aus eigenen Kräften nicht mehr so leicht herauskommen. Der immer größer werdende Stapel unbezahlter Rechnungen und der zunehmende Druck von Gläubigern führen dazu, dass viele Schuldner vor lauter Angst und Kummer handlungsunfähig werden und sich in ihr Schicksal ergeben. Hinzukommt, dass Betroffene oft mit anderen schwerwiegenden Problemen, wie etwa Krankheit oder Arbeitsplatzverlust, zu kämpfen haben, durch die sie erst in finanzielle Not geraten sind. 

Aus welchen Gründen geraten Menschen in die Schuldenfalle?

Arbeitslosigkeit 

Die mit Abstand häufigste Ursache, die in die Schuldenfalle führt, ist Arbeitslosigkeit und das daraus resultierende geringere Einkommen. Hilfsleistungen wie Arbeitslosengeld reichen meist nur, um das Nötigste zu bezahlen. Oftmals bleibt nicht mehr genug Geld übrig, um die Raten für bestehende Kredite und Finanzierungen zu begleichen. Besonders schwer trifft Arbeitslosigkeit Alleinerziehende und Familien mit nur einem erwerbstätigen Elternteil.

Gravierende Veränderungen der Lebensumstände

Schwerwiegende Veränderungen der Lebensumstände wie eine Trennung oder der Tod des Lebenspartners können ebenfalls schnell in die Schuldenfalle führen. Oftmals kommen dadurch unvorhergesehene Kosten auf einen zu, beispielsweise für einen Umzug oder Unterhaltsforderungen, welche die eigenen finanziellen Möglichkeiten übersteigen.

Gesundheitliche Probleme

Krankheiten oder andere gesundheitliche Probleme sind die dritthäufigste Ursache, durch die Menschen in die Schuldenfalle geraten. Das bisherige Einkommen wird nach sechs Wochen durch das merkbar geringere Krankengeld ersetzt. Auf der anderen Seite steigen oft die Ausgaben, weil Medikamente und Therapien bezahlt werden müssen. Selbstständige und Freiberufler ohne guten Versicherungsschutz können es sich schon gar nicht leisten, krank zu werden.


Foto: Anemone123 / pixabay.com

Viele Menschen geraten auch deshalb in die Schuldenfalle, weil ihnen das ökonomische Wissen fehlt. Womöglich wurde ihnen ein vernünftiger Umgang mit Geld nie von den Eltern beigebracht, weil die es selbst nicht besser wussten. Konsumverführungen rund um die Uhr durch die Möglichkeit, heutzutage alles online zu kaufen, vermeintlich attraktive Null-Prozent-Finanzierungen und die Vielzahl von bequemen bargeldlosen Zahlungsmethoden verleiten schnell dazu, mehr Geld auszugeben als man hat. Süchte, gescheiterte Existenzgründungen und zu viele bzw. zu hohe Finanzierungen, durch welche jede kleine außerplanmäßige Ausgabe zu einem Problem wird, sind weitere Ursachen für eine Überschuldung.

 

Bin ich gefährdet, in die Schuldenfalle zu geraten?

Verschiedene Anhaltspunkte deuten darauf hin, dass die Schuldenfalle droht. Wer sich in einem oder mehreren Punkten wiedererkennt, sollte vorsichtig sein und Maßnahmen treffen, um sich vor einer Überschuldung zu schützen.

Häufige Inanspruchnahme des Dispos


Foto: stevepb / pixabay.com

Wenn Ebbe auf dem Konto herrscht, bevor der Monat vorbei ist, wird häufig der Dispositionskredit des Girokontos in Anspruch genommen. Das Hauptproblem dabei ist, dass dafür hohe Zinsen anfallen. Bei einer häufigen Inanspruchnahme mit höheren Summen oder gar einer Überziehung des Dispo-Rahmens summieren sich die Schulden gegenüber der Bank schnell.

Ratenfinanzierungen

Ein Auto oder die Waschmaschine einmal per Raten zu bezahlen, ist völlig normal und stellt in den meisten Fällen kein Problem dar. Viele Menschen neigen jedoch dazu, immer mehr Konsumgüter per Ratenkauf zu finanzieren. Schnell geht so der Überblick über die finanziellen Möglichkeiten verloren. Besser: nur das Geld ausgeben, was wirklich da ist.

Kaufsucht

Wer sich trotz eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten beim Shopping schwer zügeln kann und sich schlecht fühlt, wenn er nicht die neuesten Modeartikel, das aktuellste Smartphone oder andere Konsumgüter erhält, der leidet womöglich unter Kaufsucht. Betroffene sollten aktiv werden und die Kaufsucht behandeln, damit diese nicht in die Schuldenfalle führt.

Wer sich öfter bei Freunden oder Familienangehörigen Geld borgt, weil die eigenen finanziellen Mittel nicht ausreichen, ist ebenfalls gefährdet in die Schuldenfalle zu geraten. Dasselbe gilt für Menschen, die Angst haben Rechnungen und Mahnungen zu öffnen, weil sie nicht wissen, wie sie diese begleichen sollen.

Wie schütze ich mich vor der Schuldenfalle?

Eisern sparen

Wenn die Schuldenfalle droht, sollte man eisern sparen und auf alle unnötigen Ausgaben verzichten. Durch Überstunden oder einen Nebenjob die Einnahmen zu steigern ist, falls möglich, natürlich ebenfalls hilfreich.


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Haushaltsbuch führen

Für einen klaren Überblick über die eigene finanzielle Situation ist die Führung eines Haushaltsbuches sinnvoll. Dabei listet man alle Einnahmen und Ausgaben säuberlich auf und hat klar vor Augen, wie viel Geld nach Abzug wichtiger Fixkosten wie Miete und Versicherungen noch zur Verfügung steht. Außerdem wird deutlich, wofür bisher womöglich unnötig Geld ausgegeben wurde und wo Einsparpotential vorhanden ist. Wer nicht alle Einnahmen und Ausgaben in ein Notizbuch schreiben möchte, kann ein Haushaltsbuch per App auf dem Smartphone führen.

Ausgaben kontrollieren

Es ist durchaus bequem, per Kreditkarte, Paypal oder Handy zu bezahlen. Förderlich, um den finanziellen Überblick zu behalten und die Ausgaben zu kontrollieren ist es jedoch nicht. Wer sparen möchte, sollte sich angewöhnen weitestgehend mit Bargeld zu bezahlen. So behält man die Kontrolle über die getätigten Ausgaben und konsumiert obendrein bewusster.

Verbindlichkeiten überprüfen

Im Rahmen der Haushaltsbuchführung lohnt es sich, alle Verbindlichkeiten unter die Lupe zu nehmen und nach Einsparmöglichkeiten zu schauen. Häufig lassen sich so unnötige Ausgaben aufspüren: Zeitschriften-Abonnements sind verzichtbar; ein Festnetz-Anschluss ist ebenfalls oft entbehrlich, denn je nach Tarif kann man günstig oder umsonst mit dem Handy telefonieren. Auch hilfreich: Für Internetanschluss, Strom, Gas und Versicherungen regelmäßig auf Online-Vergleichsportalen den günstigsten Anbieter heraussuchen.

Fixkosten sofort abbuchen lassen

Es ist sinnvoll die wichtigsten regelmäßigen Abgaben, zum Beispiel für Miete, Strom und Versicherungen, immer sofort nach dem Gehaltseingang abbuchen zu lassen. So wird klar, wie viel Geld noch für Lebensmittel, Konsumgüter und Freizeitvergnügungen zur Verfügung steht.

Wie komme ich aus der Schuldenfalle wieder raus?

Situation eingestehen

Um handlungsfähig zu bleiben und einen klaren Kopf zu behalten, ist es wichtig, sich die Situation offen einzugestehen und nicht vor dem Problem davonzulaufen.

Bestandsaufnahme machen

Auch wenn es unangenehm ist, muss eine Bestandsaufnahme gemacht werden, um Wege aus der Schuldenfalle zu finden. Dazu gehört es, alle Verbindlichkeiten aufzulisten und mit Gläubigern in Kontakt zu treten, um Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Manche Gläubiger erklären sich unter Umständen mit einer Ratenzahlung einverstanden.

Termin bei der Schuldnerberatung machen

Städte und Gemeinden unterstützen Betroffene und helfen ihnen, einen Weg aus der Schuldenfalle zu finden. Die staatliche Schuldnerberatung ist im Gegensatz zu einer privaten, die häufig von unseriösen Unternehmen angeboten wird, auch noch kostenlos.

Privatinsolvenz beantragen

Scheitern auch mit Hilfe eines professionellen Experten von der Schuldnerberatung alle Versuche, die Verbindlichkeiten loszuwerden, bleibt nur der Weg in die Privatinsolvenz. Diese gewährt die Chance, nach sechs Jahren, unter Umständen auch früher, wieder schuldenfrei zu sein und wirtschaftlich neu anzufangen.

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