Region (dpa/svs) – Ungemütliches Herbstwetter drängt die Menschen wieder verstärkt in die Innenräume. Dort verteilen sich Viren leichter – und lassen so auch die Infektionszahlen im Südwesten wieder steigen. Was bedeutet das für die kommenden Monate und welche Maßnahmen gelten weiterhin? Die Landesregierung plädiert auf unsere Eigenverantwortung und will die Corona-Maßnahmen daher erstmal nicht verschärfen. Die gute Nachricht: Trotz des bisherigen Anstiegs der Fallzahlen geht auch eine Prognose für das Landesgesundheitsamt derzeit von einem Rückgang der Zahl der Covid-Intensivpatienten im Land aus.
Seit Mitte September steigt die Zahl der Neuinfektionen wieder. Zuletzt haben die Ansteckungszahlen sogar deutlich an Fahrt aufgenommen. Lag die Sieben-Tage-Inzidenz vor einer Woche noch bei rund 220, hat sich die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen nun fast verdoppelt. Auch die Zahl der Infizierten in den Kliniken und auf den Intensivstationen nimmt wieder zu. Es dominiert weiter die Omikron-Variante BA.5 des Coronavirus.
Zahlreiche Experten warnten seit dem Sommer davor, dass sich das Leben im Herbst und Winter wieder stärker in Innenräume verlagert und damit auch die Wahrscheinlichkeit von Ansteckungen steigt. Eine ähnliche Entwicklung konnte bereits in den vorigen Jahren der Pandemie beobachtet werden. Auch andere Atemwegserkrankungen treten im Herbst und Winter erfahrungsgemäß häufiger auf.
Ein erneuter Anstieg der Fallzahlen, aber aller Voraussicht nach keine Überforderung des Gesundheitssystems. Darin sind sich die meisten Experten einig. Der Heidelberger Virologe Hans-Georg Kräusslich, der auch das Gesundheitsministerium in Stuttgart in Sachen Corona berät, sagte etwa dem SWR: «Ich glaube, dass die Infektionszahlen zunehmen werden, generell Atemwegsinfektionen und damit auch Corona.» In der Folge werde auch die Belegung in den Kliniken und auf den Intensivstationen wieder zunehmen. Mit einer Überlastung rechnet er aber nicht. Trotz des bisherigen Anstiegs der Fallzahlen geht auch eine Prognose für das Landesgesundheitsamt derzeit von einem Rückgang der Zahl der Covid-Intensivpatienten im Land aus.
Ein wichtiger Baustein bleibt die Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr, beim Besuch in Kliniken und Heimen sowie beim Arzt. Wer ein Pflegeheim oder ein Krankenhaus betritt, muss zudem einen Schnelltest vorlegen. Grundsätzlich plädiert Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) aber künftig auf mehr Eigenverantwortung der Menschen im Land.
Auch wenn Gesundheitsminister Lucha sie gerne loswerden möchte, hält die Bundesregierung an der Isolationspflicht fest. Fällt der Corona-Test positiv aus, muss man sich fünf Tage lang absondern. Auf diese Weise sollen weitere Ansteckungen verhindert werden.
Doch. Inzwischen sind mehrere an das Virus angepasste Impfstoffe verfügbar. Von Moderna sowie von Biontech/Pfizer gibt es einen an die Virusvariante BA.1 angepassten Impfstoff. Seit kurzem ist zudem ein Impfstoff von Biontech/Pfizer verfügbar, der speziell an die derzeit kursierenden Virusvarianten BA.4 und BA.5 angepasst wurde.
Wer sich impfen lassen möchte, kann unter www.impftermin-bw.de nach einem Termin in seiner Nähe suchen und dort auch zwischen den verschiedenen Impfstoffen auswählen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine zweite Auffrischungsimpfung derzeit vor allem Menschen ab 60 Jahren oder mit Vorerkrankungen. Die neuen, angepassten Impfstoffe sollen laut Stiko bevorzugt bei Booster-Impfungen zum Einsatz kommen. Eine Grundimmunisierung mit in der Regel zwei Impfungen haben 74 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg erhalten. Über eine erste Booster-Impfung verfügen bislang 61 Prozent.