Genau so wie in der Mode, gibt es auch in der Gesundheit Trends. Ein Blick in die Lifestyle-Zeitschriften verrät schnell, ob gerade Intervallfasten oder Detox-Kuren angesagt sind. Zur Zeit ist es allerdings ein ganz anderes Schlagwort, das durch die Medien geistert: Überall ist von CBD die Rede, oder Cannabidiol wie der Pflanzenstoff ausgeschrieben heißt. Auf allen möglichen Produkten im Supermarkt prangt plötzlich dieser Schriftzug, gerne begleitet von einem auffälligen Hanfblatt. Das macht neugierig, sorgt aber immer wieder auch für Stirnrunzeln. Schließlich ist der Konsum von Cannabis in Deutschland mit gutem Grund verboten. Sind die Lebensmittelhersteller jetzt etwa übergeschnappt? Oder steckt vielleicht mehr hinter diesem Trend als nur geschicktes Marketing?
Um es gleich vorweg zu sagen: Die neumodischen Hanfprodukte haben keinerlei berauschende Wirkung. Zum Glück oder leider – je nach Standpunkt – enthalten sie nur eine verschwindend geringe Konzentration des psychoaktiven Stoffs THC. Hanfpflanzen enthalten nämlich auch eine Vielzahl von anderen Verbindungen, die für die Gesundheit von Interesse sein können. Die sogenannten Cannabinoide haben eine ähnliche Struktur wie körpereigene Botenstoffe und wirken sich daher auf zahlreiche Vorgänge im Körper des Menschen aus. Ein solcher Stoff ist beispielsweise Cannabinol (CBN). Diese Verbindung kann im Körper an verschiedene Rezeptoren andocken und zeigt in Experimenten entzündungshemmende Eigenschaften. Diesem Informationstext von Cibdol zufolge sind auch eine schlaffördernde und appetitanregende Wirkung möglich. Ein ganz ähnliches Wirkspektrum hat CBD, das allerdings in deutlich größeren Mengen im Hanf vorkommt. Die verschiedenen Inhaltsstoffe von Hanfextrakten scheinen also in die selbe Richtung zu wirken. Aber natürlich gibt es auch viele andere Pflanzen, denen beispielsweise eine beruhigende Wirkung zugeschrieben wird. Das kann also nicht der einzige Grund sein, warum das Interesse an Produkten mit CBD so plötzlich angestiegen ist.
Auch das Verhältnis der Gesellschaft zum Hanf dürfte zumindest ein bisschen etwas zu diesem Trend beitragen. Denn das markante fünfgliedrige Hanfblatt hat nicht nur einen hohen Wiedererkennungswert, sondern strahlt immer noch den Reiz des Verbotenen aus. Der Cannabiskonsum wird in unserer Kultur oft mit Naturverbundenheit und Kreativität assoziiert. Und noch dazu kommen über die sozialen Netzwerke immer mehr Bilder aus den USA nach Deutschland, auf denen Musiker und andere Prominente Cannabis zelebrieren und als Bestandteil ihres Lebensstils in Szene setzen. Das macht natürlich neugierig. Außerdem sind Menschen grundsätzlich offener für Dinge die ihnen bereits bekannt vorkommen.
Das bedeutet aber nicht, dass es sich bei CBD-Produkten um eine reine Modeerscheinung handelt. Im Gegensatz zu vielen anderen Gesundheitstrends ist CBD mittlerweile nämlich erstaunlich gut erforscht. Und die Ergebnisse dieser Forschung sind vielversprechend. Denn CBD scheint sich positiv auf eine lange Liste von Beschwerden auszuwirken, die von Diabetes über Angstzustände bis hin zu Menstruationsbeschwerden reicht. Schon jetzt steht fest, dass die Cannabinoide in eine ganze Reihe von Stoffwechselprozessen eingreifen und daher eine sehr grundsätzliche Wirkweise haben müssen. Bislang gibt es zwar noch nicht für alle denkbaren Anwendungsgebiete umfangreiche Studien am Menschen. Allerdings ist in den nächsten Jahren mit weiteren Fortschritten auf diesem Gebiet zu rechnen. Dann dürfte sich entscheiden, ob CBD auch langfristig eine wichtige Rolle auf dem Markt für gesundheitsbewusste Verbraucher einnehmen wird.