Region (lea) – Es pocht, sticht, zieht oder hämmert: Kopfschmerzen sind lästig und ein in unserer Gesellschaft weit verbreitetes Phänomen. In Baden-Württemberg leiden laut Angaben der Barmer Krankenkasse immer mehr Menschen unter so starken Kopfschmerzen, dass sie nicht mehr zur Arbeit gehen können. Dabei handelt es sich in vielen Fällen nicht um klassische Kopfschmerzen, sondern um eine bis dato unentdeckte Migräne. Rund 15 Prozent der Deutschen leiden unter dieser Volkskrankheit. Dabei schätzen Experten die Dunkelziffer weitaus höher ein. Machtlos sind Betroffene gegenüber ihrer Krankheit aber nicht.
Migräne tritt am häufigsten in einem Alter zwischen 25 und 45 Jahren auf. Aber auch Kinder können betroffen sein: Laut einer aktuellen Studie ist jedes zehnte Schulkind Migräniker. Die neurologische Krankheit ist einer der häufigsten Gründe für kurzzeitig bedingte Arbeitsunfähigkeit. Rund 32 Millionen Fehltage bei der Arbeit haben Deutsche aufgrund ihrer Migräne. Ein wirtschaftliches Problem, das auf die Betroffenen einen enormen Leidensdruck ausübt. Vor allem dann, wenn eine Migräne undiagnostiziert und damit unbehandelt bleibt.
Viele Aspekte der Krankheit sind noch ungeklärt. Ursache und adäquate Behandlung sind zwar in Teilen bekannt, bei vielen Punkten tappen die Experten aber noch im Dunkeln. Eine allgemein anerkannte Definition der Krankheit gibt es aber: Wer mehr als 15 Mal pro Monat an Kopfschmerzen leidet, hat wahrscheinlich eine Migräne. Durchblutungsveränderungen im Gehirn sind derzeit im Verdacht, die Ursache sein zu können. Betroffene schildern die Begleiterscheinungen der Krankheit als anfallsartige, chronische Kopfschmerzen.
„Der größte Unterschied ist bei Migräne, dass ich mich dabei echt zurückziehen muss, weil der Schmerz so stark pulsiert und ich so starke Übelkeit habe, dass der Tag eigentlich gelaufen ist“, sagt Nadja Katzenberger von der Apotheken Umschau. Sie leidet selbst an Migräne und betont: „Im Gegensatz zu einer Migräne kann ich bei klassischen Spannungskopfschmerzen an die frische Luft gehen und mich bewegen. Das lindert den Schmerz dann meistens.“ Erbrechen, Übelkeit, Heißhunger oder Müdigkeit – die Liste der möglichen Begleiterscheinungen der neurologischen Krankheit ist lang. Während sich Spannungskopfschmerzen meist auf den gesamten Kopf auswirken, äußert sich eine Migräne häufig nur einseitig.
Ein weiteres Problem: eine Migräne kommt selten allein. Bei jedem fünften Patienten handelt es sich um eine Migräne mit Aura. Das heißt, dass Betroffene noch vor der Kopfschmerzphase Probleme beim Sehen oder Sprechen haben. Auch eine veränderte Wahrnehmung setzt viele Migräniker außer Gefecht. „Auch, wenn man das Gefühl hat, dass es gar keine Migräne ist. Bei Verdacht empfehle ich jedem, zur Sicherheit einen Experten zu fragen“, so Katzenberger. Vor allem bei häufig auftretenden Beschwerden sollte ein Arztbesuch in Erwägung gezogen werden.
Ob Stress, Wetterveränderungen oder Schokolade: Bestimmte Trigger können bei Migränikern Beschwerden auslösen. Um die Krankheit adäquat zu behandeln, sollten diese Trigger individuell vermieden werden. Besonders weit verbreitet sind dabei Lebensmittel wie Alkohol, Kaffee, Zitrusfrüchte und Tomaten. Oft indiziert selbst der Hunger nach diesen Nahrungsmitteln eine nahende Migräneattacke. Bei Frauen kann eine Migräne in Abhängigkeit des Zyklus auftreten. Ein Kopfschmerz-, beziehungsweise Migränetagebuch kann helfen, die persönlichen Trigger zu erkennen. Dazu notieren Betroffene die Zeit, den möglichen Anlass der Attacke und wie sich die Migräne äußert. Katzenberger ergänzt: „Behandeln kann man eine Migräne aber vor allem mit Ausdauersport, um Stress zu reduzieren. Auch Entspannungsverfahren wie Yoga oder medikamentöse Prophylaxe können Linderung verschaffen. Darüber sollte man auf jeden Fall mit dem Arzt sprechen.“ Hilfe und weitere Informationen finden Geplagte auch bei der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (https://www.dmkg.de/startseite).