Region (pm/mt) – In unseren Städten und Dörfern im Südwesten wird es im August stiller – wegen der Hitze, der Ferienzeit und weil sich die Vogelbrutzeit, in der sonst gebalzt, verteidigt und aufgezogen wird, dem Ende nähert. Viele Vögel treten bald die Reise in ihr Winterdomizil an. Manche sind sogar schon weg. Jungstörche sammeln sich jetzt auf nahrungsreichen Wiesen, etwa im Enzkreis. Von dort fliegen sie auf der sogenannten Westroute nach Südfrankreich, die Küste entlang bis Spanien und Nordafrika. Nicht alle Störche werden vom jährlichen Reisefieber gepackt: In Oberschwaben bleibt rund ein Drittel aller Tiere da und überwintert dort. Größtenteils schon abgeflogen sind die Mauersegler aus „the Länd.“
„Der Mauersegler ist einer der ersten Zugvögel, der sein Brutgebiet in Nord- und Mitteleuropa Richtung Süden verlässt. Dort überwintert er südlich der Sahara. Die bis zu 10.0000 Kilometer lange Reise ist selbst für den Vielflieger anstrengend und gefahrvoll. Den Startimpuls für den Abflug geben unter anderem die abnehmende Tageslänge und das schwindende Nahrungsangebot“, erklärt NABU-Ornithologe Stefan Bosch. „Die letzten Zugvögel verlassen uns erst im November. Dann machen auch Star, Singdrossel und Buchfink die große Flatter.“
Während sich im Herbst mancherorts große Starenschwärme bilden und trompetende Kraniche über den nördlichen Rand Baden-Württembergs hinwegziehen, sind andere Langstreckenzieher bereits ab Mitte Juli gen Süden gestartet – heimlich, still und leise. „Weil die Vögel am Ende der Brutzeit das Singen einstellen, fällt es gar nicht weiter auf, wenn sie plötzlich weg sind. Im Frühjahr machen die Rückkehrer auf Brautschau dann lautstark auf sich aufmerksam“, so Bosch. Wer einen besonders weiten Weg hat, kann oft nur kurz verweilen: „Viele Langstreckenzieher, wie der Teichrohrsänger und der Fitis, kommen ab Mitte April zum Brüten und verlassen uns spätestens Ende August wieder“, sagt der Ornithologe. Ihr Lebensmittelpunkt liegt in Afrika, je nach Abflugort im Norden geht es nach Nordafrika oder sogar bis südlich des Äquators.
Ein besonders kurzer Gast ist der Sumpfrohrsänger, der Mitte Mai kommt und nach spätestens zwei Monaten Mitte Juli wieder abreist. Ein ganz großer Teil der Singvögel braucht keine Thermik zum Fliegen. Sie ziehen alleine und nachts, wie Grasmücke, Rohr- und Laubsänger oder Braun- und Blaukehlchen. Auch der Kuckuck ist bereits abgeflogen.
Durchzügler fallen oft nur auf, wenn sie nach Nahrung suchen: Rastende Singvögel zupfen gern die reifen Beeren von Sträuchern wie Holunder oder Hartriegel. Damit fressen sie sich Speck an für den strapaziösen, langen Zug. Feldgehölze und -hecken mit Beeren unterstützen die Vögel bei der Nahrungssuche. Meist wird dabei derselbe Rastplatz angeflogen. Aber auch in Gärten und Parks rasten Singvögel und tanken ihre Energiedepots auf. „Wer verschiedene heimische Beerensträucher in seinen Garten integriert, deckt Vögeln im besten Fall ganzjährig den Tisch, und kann sich vielleicht über den Zwischenstopp eines seltenen Gastes aus Skandinavien oder Osteuropa freuen“, so Bosch.
Viele Schnepfenvögel, wie Bekassine, Wald- und Bruchwasserläufer oder Brachvogel, rasten derzeit auf der Wanderung von ihren nördlichen Brutgebieten in Feuchtgebieten und an ungestörten See- und Flussufern mit Flachwasserzonen. Gemeinsam mit dem Weißstorch sind sie auf feuchte Lebensräume angewiesen, da sie vor allem dort ihre Nahrung finden. „Beliebte Rastplätze sind der Federsee und der Bodensee. Hier lassen sich Zugvögel, auch im Rahmen einer NABU-Führung ins Naturschutzgebiet sowie von Aussichtspunkten aus, gut beobachten, ohne die Tiere zu stören“, rät der NABU-Fachmann.