Pforzheim/Germersheim (pm/lk) – Das neue Coronavirus gehört zu den RNS-Viren. Sie gelten als besonders mutationsfreudig. Mittlerweile sind in fast allen Bundesländern Mutationen nachgewiesen worden. Darunter auch in der Region: 13 Menschen aus Pforzheim und dem Enzkreis haben eine Mutationsvariante, weitere sieben aus dem Kreis Germersheim.
Im Bereich des Gesundheitsamts Enzkreis, das auch für Pforzheim zuständig ist, sind mehrere Personen mit der neuen Variante des Corona-Virus infiziert. Insgesamt wurden bei dreizehn Menschen Mutationen nachgewiesen, elf der Fälle sind aus Pforzheim, zwei aus dem Enzkreis. Es handele sich nach Angaben des Gesundheitsamtes durchweg um die Variante aus Großbritannien. „Das Problem der Mutationen ist ihre erhöhte Ansteckungs-Fähigkeit“, erklärt Brigitte Joggerst, die Leiterin des Gesundheitsamts. Die Virus-Mutationen führten nach bisherigem Wissen nicht zu schwereren Krankheitsverläufen, aber aufgrund der deutlich höheren Infektiösität bestehe das Risiko eines erneuten Ansteigens der Fallzahlen. „Man rechnet mit 30 bis 50 Prozent höherer Ansteckung“, wie die Ärztin berichtet.
Damit sei klar, dass ein Eindämmen oder Zurückdrängen der neuen Varianten nicht mehr möglich sei – auch weil bislang keine Hotspots erkennbar seien: Die 13 Fälle verteilen sich auf die vergangenen fünf Wochen und stehen nicht alle miteinander in Verbindung. „Wir müssen die Hygiene- und Abstandsregeln weiterhin strikt einhalten, um ein Wieder-Aufflammen der Infektion zu verhindern“, betont Joggerst. Für Fälle, die mit der neuen Virus-Variante infiziert sind, hat das Land bereits schärfere Regeln erlassen: So verlängert sich die Quarantänezeit für Kontaktpersonen und Haushaltsangehörige von 10 auf 14 Tage, ein vorzeitiges Ende ist nicht möglich. Gleiches gilt bei Ausbrüchen in der Notbetreuung: Hier greift in diesen Fällen nicht mehr die sogenannte Cluster-Regelung, sondern ebenfalls eine 14-tägige Absonderung.
Eine gute Nachricht hat Joggerst aber: „Die bislang zugelassenen Impfstoffe wirken auch gegen die britische Virus-Mutation, recht wahrscheinlich auch gegen andere.“ Deshalb müsse das Ziel nun sein, die Impfkampagne zu beschleunigen und gleichzeitig das Virus abzubremsen – „dann haben wir die Chance, im Lauf des Jahres zurückkehren zu können zu dem, was vor einem knappen Jahr noch Normalität war.“
Auch im Landkreis Germersheim gibt es Corona-Fälle, die nach ersten Tests vermutlich Mutationen des Coronavirus sind. Insgesamt seien aktuell sieben Personen vermutlich mit einer mutierten Virusvariante infiziert, sechs mit der britischen Variante, eine Person mit der südafrikanischen oder brasilianischen Variante. Letzterer Fall muss noch näher klassifiziert werden. Das teilte Landrat Fritz Brechtel mit. Das Gesundheitsamt sei intensiv im Austausch mit den betroffenen Personen und mit der Kontaktnachverfolgung beschäftigt. Auch Brechtel appelliert an die Bevölkerung, die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten, um die Verbreitung der Mutationen so gut es gehe einzudämmen.