Region (lea) – Neues Jahr, neue Motivation? Die Feiertage sind vorbei, die meisten kehren an ihren Arbeitsplatz zurück. Oft mit neuer Energie und frischgebackenen Zielen. Wie wäre es mit mehr Entspannung im Alltag, und, nicht zu vergessen, bei der Arbeit? Höchste Zeit, mehr Ruhe in die Hektik zu bringen, findet zumindest Thomas Wunderberg. Der Leseexperte und Visual Trainer für entspanntes Sehen hat einige Tipps auf Lager, wie ihr eure Arbeitsqualität verbessern könnt.
„Für mich ist einfach klar, wenn ich entspannt bin, dann bin ich zentriert, dann bin ich fokussiert und es geht mir gut“, erklärt Thomas Wunderberg. Der Experte hat sich ganz dem Thema Stress und seiner Bekämpfung gewidmet. Er sagt: „Das können sicher viele nachvollziehen: Wenn ich entspannt bin, habe ich mehr Energie, da könnte ich Bäume ausreißen. Da habe ich eine höhere Konzentration.“ Der Mix aus Energie und Fokussierung bringe eindeutig bessere Leistung. Unerlässlich also, sich auch am Arbeitsplatz immer wieder um Entspannung zu kümmern, mahnt er.
„Es gibt keinen Grund, die ganze Zeit auf den Bildschirm zu starren“, betont Wunderberg energisch. Dadurch werde nur die Sehqualität schlechter. „Und wenn die abnimmt, geht man in eine Körperhaltung die nicht gut ist.“ Die Folge: Rückenprobleme, Genickschmerzen und Verspannung.
„Genau deshalb sollte man ab und an die Augen einfach mal schließen“, sagt der Experte. Durchatmen, zur Ruhe kommen. „Wenn die Augen zu sind, hat man das Tor zur Welt geschlossen. Dieses Tor liefert eigentlich unglaublich viele Informationen, die sind dann auf einmal weg.“ Dadurch könne man sich wesentlich leichter auf seine Gefühle konzentrieren, der eigenen Stimme zuhören. „In vielen Fällen ist es wichtiger, sich auf sich zu besinnen, statt sich durch das visuelle System ablenken zu lassen“, erläutert Wunderberg.
Die Position des Bildschirms beeinflusst effizientes und gutes Arbeiten maßgeblich. Das hat mit der Pupille, beziehungsweise der Iris zu tun. „Wenn man mit dem Kopf nach unten geht, wird die Pupille kleiner. Das bedeutet man hat dadurch eine höhere Brechkraft und sieht besser und schärfer.“ Wer am Computer arbeitet, möchte oft auch kleine Zeichen entziffern können. Das Auge stellt sich auf eine hohe Brechkraft ein.
„Der Bildschirm muss also unterhalb der Sehachse positioniert sein. Das prüft man am besten, indem man sich aufrecht hinsetzt, nach vorne entspannt über den Bildschirm schaut“, erklärt der Experte. Sieht man dann die Oberkante des Bildschirms unterhalb der Sehachse, ist alles richtig.
Aber die ganze Zeit nach unten schauen, das kann doch auch nicht gut sein?
Diese Frage taucht immer wieder auf, wenn Wunderberg über die optimale Bildschirmposition spricht. „Jede Körperhaltung, die man auf Dauer einnimmt, tut irgendwann weh“, antwortet er entschlossen. Das gelte eben genauso für diese Körperhaltung auch. „Man soll natürlich nicht den ganzen Tag angespannt nach unten schauen, sondern in Bewegung gehen“, fügt er hinzu.
Die Augen werden trocken, weil Menschen, die am Bildschirm arbeiten, starren. Sie blinzeln weniger. „Es ist so, dass wir eigentlich alle drei bis fünf Sekunden blinzen – ein ganz natürlicher Prozess. Und was passiert da: Das Lid geht über die Hornhaut, verteilt die Tränenflüssigkeit und schließt den Film auf der Hornhaut“, sagt Wunderberg. Dieser Tränenfilm ist wichtig, weil dadurch das Sehen entspannter ist. „Wenn der reißt, haben wir nicht nur ein Trockenheits- und Müdigkeitsgefühl, sondern wir sind auch viel anfälliger gegenüber Keimen, die wir vielleicht über die Finger in die Augen bringen.“ Augentropfen würden kurze Linderung ermöglichen, seien aber keine Dauerlösung.
„Deswegen gibt es diese Übung, wir haben sie „wilde Augen“ getauft“, lacht der Experte. Sie beinhaltet nichts anderes, als die Augen mal kräftig zusammenzukneifen. Idealerweise mehrmals. „Was erreichen wir dadurch? Wir pressen die Tränendrüsen aus wie eine Zitrone, wie einen Schwamm, dadurch kommt wieder mehr Tränenflüssigkeit in die Augen.“ Wenn wir das öfters über den Tag verteilt machen, würden trockene, müde Augen der Vergangenheit angehören, so Wunderberg.
Entspanntes Lesen, das habe nichts mit langsamem Lesen zu tun, betont der Experte. Ganz im Gegenteil: „Richtig entspanntes Lesen ist für mich schnelles Lesen. Warum? Weil dann deine Aufmerksamkeit viel höher ist, du dem Text folgst und dich nicht ablenken lässt“, sagt Wunderberg. Kombiniert mit der richtigen Lesetechnik überlese man dabei auch nichts.
„Falsch ist es, dass wir jedes Wort fixieren, dass wir jedes Wort innerlich mitsprechen und dass wir im Leseprozess immer wieder zurückspringen“, so der Experte. Das seien die Hauptlesefehler. Was man anders machen muss, ist dann ganz einfach: Vorwärtsorientiert lesen, heißt das Zauberwort. Im Idealfall mindestens bis zum Absatzende. Denn ein Absatz ist ein Gedanke. So löse man sich vom Wort und vom „Inneren-Vorlesen“.
Der Tunnelblick vor dem Bildschirm – ein häufig auftretendes Phänomen. „Das Starren führt dazu, dass die sechs Muskeln an den Augen nichts mehr zu tun haben, außer festzuhalten“, erläutert Wunderberg. Jeder dieser Muskeln hat ungefähr den Durchmesser unseres kleinen Fingers, sie sind unglaublich stark. „Deshalb brauchen sie Bewegung!“, plädiert er nachdrücklich. „Wer den ganzen Tag den Kopf bewegt, bekommt Genickschmerzen. Aber die Augenmuskeln sind so stark, die können sich ewig bewegen.“
Zudem würden die Augenmuskeln eine direkte Verbindung zur Kiefer- und Nacken-Schultermuskulatur haben. „Wer seine Augen beweglich hält, schenkt damit auch seinen Schultern und dem Nacken Entspannung“, so der Experte.
Für die entsprechende Übung rät Wunderberg, die Brille einmal zur Seite zu legen. „Dann die Hände nehmen und den Kopf festhalten. Und dann fängt man an, die Augen von rechts nach links zu bewegen. Einfach die Horizontale herabfahren. Je länger man das macht, desto mehr merkt man, dass da wirklich Muskeln sind. Die Augen auch gerne mal hoch und runter bewegen.“ Zu guter Letzt mit dem Blick in alle möglichen Richtungen springen.
Und mit all diesen Tipps steht einem entspannten Start in den Arbeitsalltag nichts mehr entgegen.