Baden-Baden/Karlsruhe (dpa/lk) – Meterhoch lagert Streusalz in den Hallen der Kommunen und wartet auf seinen Einsatz, für Nachschub ist auch schon gesorgt. Trotzdem soll das Salz nur sehr spärlich auf die Straßen kommen. Zwar kann es für Berufspendler nicht genug Salz auf den Straßen geben, für die Umwelt ist jedoch jedes Salzkorn eine Belastung. Wie gehen die Winterdienste im Land mit diesem Dilemma um?
Zahlreiche Winterdienste im Land sind in die Saison gestartet und haben ihre Salzlager bis an den Rand gefüllt. Mit fast 6.000 Tonnen Salz lagert der Landkreis Reutlingen einen besonders großen Vorrat für den Winter ein. Für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer könne gar nicht genug gestreut werden, aus Sicht des Umweltschutzes sei aber weniger mehr, teilte das Landratsamt Reutlingen mit. Denn Streusalz belastet Grundwasser und Pflanzen am Straßenrand, wie auch andere Kommunen in Land bestätigten. Bestellt wird das Streusalz meist schon im Sommer. „Wer jetzt erst kauft, ist spät dran“, sagte ein Sprecher der Stadt Ulm. Nachbestellen könne man aber auch noch im Laufe der Saison, ganz nach Bedarf. Viele Gemeinden haben sich nach eigenen Angaben schon Salz für Nachbestellungen reserviert.
Einige Winterdienste im Südwesten setzen inzwischen auf besonders salzsparende Streutechniken: Statt Salz kommt dabei ein Gemisch aus Salz und Wasser zum Einsatz. Spezielle Sole-Fahrzeuge könnten mit Infrarot-Sensoren die Temperatur der Straße prüfen und dann die Salzmenge anpassen, teilte die Stadt Karlsruhe mit. Auf einen Quadratmeter Straße kommt so nur noch etwa ein Esslöffel Salz, wie es auch aus dem Landkreis Reutlingen hieß. Andere Kommunen, wie die Stadt Heidelberg, setzen nach eigenen Angaben auch stärker auf Sand oder Splitt, um die Natur vor zu viel Salz zu schützen.
Von November bis März ist Hochsaison für die Winterdienste. Die ersten Streueinsätze haben manche Winterdienste schon hinter sich. Im Landkreis Emmendingen auf dem Kandel, im Umkreis von Baden-Baden und auf dem Schauinsland Freiburg hatte es auf über 1.000 Metern Höhe sogar schon glatte Straßen gegeben. Im vergangenen Winter sind nach Angaben des Verkehrsministeriums landesweit knapp 140 000 Tonnen Salz auf den Straßen gelandet.
Aber nicht nur die Gemeinden, auch die Autofahrer selbst müssten sich jetzt auf den Winter vorbereiten, sagte Frank Söll, Abteilungsleiter im Reutlinger Straßenbauamt. Es sei wichtig, das eigene Auto rechtzeitig für winterliche Straßen auszurüsten und vorsichtig zu fahren. Es komme außerdem immer öfter zu Streit zwischen der Bevölkerung und den Winterdiensten. Söll erhofft sich für diesen Winter mehr Rücksicht und Respekt gegenüber den Räumdiensten.