Karlsruhe/Pforzheim (pm/lk) – Alles war anders, vieles war nicht möglich und doch war und ist es ein unverzichtbares Angebot – die Vesperkirchen in Karlsruhe, Mannheim und Pforzheim ziehen eine positive Bilanz ihrer diesjährigen Angebote unter Corona-Bedingungen.
„Man kann man die Vesperkirche dieses Jahr überhaupt nicht mit den früheren Jahren vergleichen. Es gibt keinen gemütlichen Aufenthalt in der Kirche, alles findet draußen statt, das Wetter war in den letzten Wochen sehr schlecht“, erklärt Pfarrerin Lara Pflaumbaum, die die Vesperkirche in Karlsruhe mit organisiert. „Und trotzdem ist es total wichtig, dass die Vesperkirche stattfindet. Sie wird mit einer wahnsinnigen Dankbarkeit angenommen.“ Wenn die Karlsruher Vesperkirche am Sonntag in einem Abschlussgottesdienst endet, wird sie mehr als 6.000 warme Essen und nochmal etwa genauso viele Vesperpakete verteilt haben. 175 Mitarbeitende haben sich in den insgesamt vier Wochen in der Essensausgabe, in der Kleiderkammer oder bei den Gesprächsangeboten für die etwa 300 Gäste pro Tag engagiert. Vor allem warme Kleidung wie selbstgestrickte Socken, Mützen und Schals waren dieses Jahr in Karlsruhe gefragt. Viele Gespräche fanden „nebenher“ bei der Kleiderausgabe oder beim Warten über die Absperrungen hinweg statt. In einem Briefkasten an Gott konnten Gäste ihre Nöte und Bitten aufschreiben, die dann in den Andachten ins Gebet aufgenommen wurden.
In Pforzheim ist die Vesperkirche, die noch bis 14. Februar geöffnet hat, zunächst etwas verhaltener angelaufen. Die Zahl der Gäste habe sich aber von anfangs gut 200 auf inzwischen 300 bis 400 gesteigert. „Einige nehmen auch mehr Essen mit, für Bekannte, die lieber nicht ihre Wohnung verlassen. Damit kommen wir auf bis zu 450 Essen täglich“, erklärt Rudolf Mehl vom Leitungsteam der Ökumenischen Vesperkirche Pforzheim e.V. Inzwischen gebe man sogar bis zu 150 mehr Essen pro Tag heraus als in den vergangenen Jahren. Neben einem Vesperpaket mit einer warmen Mahlzeit, Brot, Wurst- und Käseaufschnitt, Obst und etwas Süßem können Gäste auch das Gesprächsangebot nutzen. Die bisherige Mitarbeit und der Besuch von Schulklassen, Auszubildenden und anderen sei diesmal nicht möglich. Gearbeitet werde dieses Jahr in kleineren und möglichst festen Teams.
Die besonderen Sorgen und Nöte, die sich durch die Corona-Pandemie ergeben, kamen in den Gesprächen, die in den Vesperkirchen geführt wurden, auch immer wieder zur Sprache. So auch in Mannheim, wo Ende Januar bereits die 24. Mannheimer Vesperkirche erfolgreich zu Ende ging: „Wissen Sie, das mit der Pandemie ist schlimm. Man kann ja nirgends hin. Sonst konnte ich mal in einen Buchladen oder in die Bibliothek. Alles ist zu. Ich bin immer allein. Dann kommt die Einsamkeit“, erklärte beispielsweise ein älterer Mann, der schon seit Jahren regelmäßig zur Essensausgabe kommt. Und auch Michael Graf, Direktor des Diakonischen Werks Mannheim berichtet über die Spuren, die die Pandemie hinterlassen hat: „Deutlich wurde, wie Corona die Situation vieler Menschen verschärft hat“, sagt er. So sei der Jobverlust durch Corona ein immer wiederkehrendes Thema gewesen.