Stuttgart (dpa/lk) – Auch wenn in Baden-Württemberg die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz wieder die kritische 50er-Marke gerissen hat, werden die Stimmen nach Lockerungen immer lauter.
Gesundheitsminister Manne Lucha hat sich trotz wieder ansteigender Inzidenz für Öffnungsschritte ausgesprochen. Beispielsweise der Handel brauche Perspektiven, sagte der Grünen-Politiker. Am Sonntag lag der Corona-Wert im Südwesten laut Landesgesundheitsamt bei 51,9 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche. Baden-Württemberg war schon mal an der Schwelle zur 40. Der Anstieg in den vergangenen Tagen ist Lucha zufolge den Mutationen geschuldet. „Wir beobachten das mit Sorge und mit großer Akribie und Vorsicht“, sagte er weiter. Trotzdem seien gezielte, überblickbare Öffnungsschritte nötig. Er verwies dazu auf ein Papier von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, das am Mittwoch beim nächsten Bund-Länder-Treffen besprochen werden solle.
Auch CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann fordert eine konkrete Öffnungsperspektive für den Einzelhandel, weitere körpernahe Dienstleistungen und die Gastronomie im Freien. Kurz vor der Bund-Länder-Runde zur Corona-Krise sagte die Kultusministerin: „Es ist klar, dass wir nicht alles auf einmal öffnen können. Aber wir brauchen Perspektiven.“ Begleitet werden sollen die Öffnungen durch den Ausbau von Test- und Impfmöglichkeiten. Das schon angedachte Einkaufen nach Terminvergabe, also Click&Meet, sei für kleinere Geschäft interessant, könne aber nur ein Teil der Lösung sein. „Denn für viele Einzelhändler, die eine große Ladenfläche haben, geht das Click&Meet an der Realität vorbei“, sagte die CDU-Politikerin. „Wir müssen deshalb dringend überlegen, ob wir bei der schrittweisen Öffnung des Einzelhandels zeitgleich nicht auch eine Quadratmeter-Regelung aufstellen. Da sollten dann eine Kundenbeschränkung und bestimmte Quadratmeter-Zahl pro Kunde gelten.“
Eisenmann und Tourismusminister Guido Wolf machen sich auch für eine Öffnung der Außengastronomie und weitere Angebote an der frischen Luft wie Zoos, Gärten und Freilichtmuseen stark. Zudem müsse kontaktlose Sportausübung wie etwa Tennis spielen wieder möglich sein. Wolf sagte der dpa, es sei an der Zeit, in Bereichen, die keine Infektionstreiber seien, mit verantwortungsvollen Schritten zurück zu mehr Normalität zu finden. „Mit Hilfe flächendeckender Schnelltests könnten Außengastronomie, Parks, Zoos oder Freilichtmuseen eine konkrete Perspektive bekommen, wenn es nach mir geht bereits für die dort wichtigen Ostertage.“ Die Kultusministerin hatte am Wochenende schon die schrittweise Öffnung der weiterführenden Schulen ab 8. März gefordert. Ihr Kollege Wolf hatte erklärt, er könne sich vorstellen, dass Hotels an Ostern wieder öffnen können.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte zuletzt eine Kurskorrektur vorgenommen und ebenfalls für vermehrte Öffnungen mit Hilfe von Schnelltests plädiert. So könnten Teile des Einzelhandels und der Gastronomie sowie Museen wieder öffnen. Wie das genau aussehen soll, ist aber nicht noch klar. Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder treffen sich am Mittwoch zu den nächsten Beratungen.