Karlsruhe/Berlin (dpa/lk) – Der Bundesverband Groß- und Außenhandel (BGA) hat die angedachten Schließungen der Gastronomie wegen steigender Corona-Infektionszahlen als „völlig unangemessen“ kritisiert. Für viele mittelständischen Betriebe könne das in der jetzigen Lage den Todesstoß bedeuten, sagte BGA-Präsident Anton Börner am Mittwoch.
Es habe sich gezeigt, dass die Hygienekonzepte in der Gastronomie erfolgreich seien. „Brennpunkte sind ganz klar die privaten Bereiche und auch wenn es unpopulär ist, müssen wir uns hierauf konzentrieren“, so Börner. Börner hält es angesichts steigender Infektionszahlen für notwendig, die bisherigen Maßnahmen zu überprüfen und nachzuschärfen. Notwendig sei aber „eine gut abgestimmte und koordinierte Zusammenarbeit von Bund und Ländern mit effizienten, handhabbaren und verständlichen Regelungen, die die Unternehmen auch umsetzen können und ihnen Planbarkeit garantieren“.
Vom Robert Koch-Institut heißt es, dass derzeit viele der Fälle, für die der Ursprung der Ansteckung bekannt ist, auf private Treffen und Gruppenveranstaltungen zurückgehen. Die Angaben zum Infektionsumfeld von Ausbrüchen seien allerdings mit Zurückhaltung zu interpretieren. Ein wichtiger Punkt: Nur für einen Bruchteil der Fälle lässt sich nachvollziehen, wo die Ansteckung wahrscheinlich stattfand. Das ist eher möglich für ein begrenztes Umfeld – wie einer Familie oder eine Feier – als zum Beispiel beim Aufenthalt in von vielen Menschen genutzten Räumen wie etwa Bars.
Auch der baden-württembergische Handel warnt vor zu einschneidenden Beschränkungen für die Zehntausenden Geschäfte im Land. „Jegliche Einschränkungen, auch Flächenbegrenzungen in diesem für die Händler extrem wichtigen Vorweihnachtsgeschäft, wird für Tausende Betriebe – auch für gesunde mittelständische das Aus bedeuten“, sagte der Präsident des Handelsverbands Baden-Württemberg, Hermann Hutter. Das anstehende Weihnachtsgeschäft sei für die meisten Händler traditionell die umsatzstärkste Zeit im ganzen Jahr. „Insofern würde ein erneuter Lockdown – egal ob „light“ oder verschärft – die Händler ins Mark treffen.“ Nach Verbandsangaben arbeiten knapp 500.000 Menschen in etwa 40.000 Einzelhandelsgeschäften in Baden-Württemberg.
Der Bund will mit drastischen Kontaktbeschränkungen noch vor Weihnachten die massiv steigenden Corona-Infektionszahlen in den Griff bekommen. Bundesweit sollen Gastronomie- und Freizeiteinrichtungen geschlossen, Unterhaltungsveranstaltungen verboten und Kontakte in der Öffentlichkeit sowie Feiern auf Plätzen und in Wohnungen eingeschränkt werden. Das geht aus einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Entwurf der Beschlussvorlage des Bundes für die Video-Konferenz von Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten an diesem Mittwoch um 13:00 Uhr hervor.