Vegan-Köchin Stina Spiegelberg: "Essen ist mit Emotionen verbunden."

17. Januar 2021 , 12:27 Uhr

Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war die Vegan-Queen Stina Spiegelberg zu Gast. Stina ist zwischen Töpfen groß geworden. In Frankreich zwischen Croissants und Eclairs aufgewachsen, ist sie schon immer in jede Küche verschwunden, um den Köchen zu helfen. Heute ist sie TV-Köchin, vegan Coach und Autorin. Wie einfach ist es vegan zu backen und warum es sich lohnt nachhaltiger zu leben, hat sie Martin Wacker ganz genau erklärt.

Esskultur in Frankreich zelebriert

Neun Koch- und Backbücher hat Stina Spiegelberg bereits geschrieben. Sie ist die Expertin für veganes Backen und Kochen in Deutschland. Stina lebt in Pforzheim und möchte der Welt zeigen, wie leicht es ist, auf Fleisch und tierische Produkte zu verzichten. „Gutes Essen ist für mich auch veganes Essen. Das hängt bei mir untrennbar zusammen“, sagt die Veganerin. Die Erfolgsautorin ist sich sicher: auch schwäbische Küche geht vegan. „Spätzle oder Königsberger Klöpse ist alles kein Problem. Man muss nur wissen wie.“ Aufgewachsen ist Stina in Frankreich und dort hat sie viel von der Esskultur mitbekommen. „Die Franzosen zelebrieren das Essen regelrecht. Die gehen auch mal alleine ins Restaurant. Und trinken alleine ein Glas Wein.“ Franzosen seien bereit doppelt so viel Geld für Essen auszugeben, wie beispielsweise Deutsche.

Soulfood ist Essen mit Emotionen

Stina möchte nicht einfach nur so nebenher essen, sondern gesund essen. Wertschätzen, was vor ihr auf dem Teller liegt. „Es ist wichtig, sich Zeit und Ruhe fürs Essen zu nehmen.“ Genießen und Qualität stehen daher ganz oben bei ihr. Die Veganerin hat auch einen passenden Begriff dafür: Soulfood. „Für mich ist Essen und Backen stark mit Emotionen verbunden.“ Dazu gehören Kindheitserinnerungen, aber auch gute Laune durch Essen oder das Aufwerten besonders trüber Tage. „Soulfood berührt die Seele und hebt die Laune an. Man isst, worauf man Lust hat. Gerade in Zeiten von Diätwahn und Lebensmittelunverträglichkeiten ist das `Auf-sich-selbst-besinnen´ unfassbar wichtig.“ Essen sei aber auch ein Ankerpunkt, eine Möglichkeit sich Zeit für sich selbst zu nehmen und im Hier und Jetzt zu sein. Bei ihr zu Hause steht auch jeden Tag ein Kuchen im Kühlschrank. Damit davon nichts weggeschmissen werden müsse, verteile sie die Kuchen gerne an Nachbarn oder die Familie, sagt Stina.

Veganerin aus Überzeugung

Denn die Themen Regionalität, Nachhaltigkeit und Tierschutz sind für Stina beim Backen und Essen wichtig. „Der gesamte ethische Hintergrund war vor 12 Jahren für mich auch der Grund Veganerin zu werden.“ Getriggert wurde das Ganze bereits in der Schulzeit, als ihre Schwester ein Referat über eine Tierschutzorganisation gehalten hat. Die Fotos dazu hätten sich damals eingeprägt: „Das hatte ich zuvor versucht zu verdrängen und nicht an mich ran zu lassen.“ Auch Stinas Mann ernährt sich vegan. Gemeinsam hatten sie zuerst mal eine „vegetarische Woche“ ausprobiert, später kamen beide dann zu Vegetarismus und schließlich zum Veganismus. Vegane Ernährung spielt für Stina auch bei den Punkten Gesundheit und Körpergewicht eine wichtige Rolle. „Es macht immer Sinn sich vollwertig und gesund zu ernähren.“

IT-Job für die Küche aufgegeben

Beim veganen Lebensstil hat sie jedoch oft das Gefühl, dass Menschen dazu neigen, das in eine Schublade zu stecken. „Dazu tendieren wir aber in allen Fragen unseres Lebens.“ Darum findet sie den Trend Veganuary – also einen veganen Januar – sehr cool. „Da kann man einfach mal reinschnuppern und muss nicht denken, es zu 100 Prozent machen zu müssen.“ Für Stina selbst war der Veganismus aber absolute Überzeugung. Darum hat sie auch den sicheren IT-Job für ihre Karriere als vegane Kochbuchautorin aufgegeben. „In der Situation war es die einzig richtige Entscheidung“, sagt Stina. Das erste Kochbuch habe sie noch nebenberuflich geschrieben. „Irgendwann habe ich gemerkt, das ist mein Einstieg zur Selbstständigkeit. Ich schaffe es nicht mehr parallel.“ Und hat sich so einen Traum erfüllt. „Im Job kommt es ja oft darauf an, was man kann und darauf wird aufgebaut. Anstatt sich zu besinnen, was man möchte und einen glücklich macht.“ Inzwischen hat Stina sogar eine Online-Schule gegründet, um Frauen zu helfen, die sich selbstständig machen wollen. „Es ist immer ein guter Weg seiner Leidenschaft zu folgen.“

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