Münster (dpa/tk) – Nur vier Tage arbeiten und trotzdem wie im Vollzeit-Job bezahlt werden. Das konnten Mitarbeiter in mehr als 40 Unternehmen erleben, die ein halbes Jahr lang die Vier-Tage-Woche getestet haben. Das Experiment wurde von der Uni Münster wissenschaftlich begleitet. Die Bilanz sieht ganz gut aus. Dennoch wird die Vier-Tage-Woche wohl nicht überall Einzug halten.
40 Unternehmen aus verschiedenen Branchen haben sechs Monate lang ihren Mitarbeitern die Vier-Tage-Woche angeboten bei vollem Lohnausgleich! Die Arbeitszeitmodelle waren dabei unterschiedlich. Oft war es ein Tag frei und dafür an den vier anderen eine Stunde mehr arbeiten. Unterm Strich also, zehn Prozent weniger Wochenarbeitszeit – aber natürlich dasselbe Pensum.
Die Bilanz ist nach Angaben der Unternehmensberatung Intraprenör, die das Experiment in Deutschland initiierte, vielversprechend: Obwohl die Mitarbeiter weniger Zeit hatten, arbeiteten sie effektiver. Im Schnitt steigerten sie ihre Produktivität und de Umsätze der Unternehmen stiegen. Nicht viel, aber messbar. Außerdem war die Stimmung in der Belegschaft spürbar besser, Mitarbeiter waren seltener krank.
Außerdem haben sich in dieser Zeit mehr Menschen bei den teilnehmenden Unternehmen beworben. Das passt: Die eigene Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern, war die meistgenannte Motivation unter den teilnehmenden Firmen. „Die Daten zeigen, dass das vielen gelungen ist“, sagt Studienleiterin Julia Backmann von der Universität Münster.
„Aber dieser Vorteil wäre gegebenenfalls natürlich verloren, wenn jetzt jedes Unternehmen die Vier-Tage-Woche anbieten würde,“ gibt die Arbeitsforscherin zu bedenken. Ein Allheilmittel gegen den Fachkräftemangel kann die Vier-Tage-Woche also nicht sein.
Ohnehin sei die Studie nicht auf den gesamten Arbeitsmarkt übertragbar, sagt Brackmann. Eine wichtige Einschränkung bestehe darin, dass sich für da Experiment die Unternehmen freiwillige gemeldet hatte. Als die Arbeitgeber sowieso schon mit der 4-Tage-Woche liebäugelten oder ihr zumindest offen gegenüber standen.
Die Unternehmen, die sich für das Experiment entschieden haben, machten überwiegend positive Erfahrungen. 73 Prozent der Teilnehmer wollen nach Angaben von Intraprenör die 4-Tage-Woche auch nach Ende des Testphase weiterführen. Das Experiment war offenbar ein Anlass, Prozesse in den Unternehmen zu überdenken. Kürzere Meetings und mehr digitale Hilfsmittel sind die Folge.