Umfrage: Jedem dritten Mann ist schon mal die Hand ausgerutscht

29. Juni 2023 , 06:00 Uhr

Region (dk) – Eine aktuelle Umfrage der Hilfsorganisation „Plan International Deutschland“ sorgt seit einigen Wochen für heftigen, aber auch wichtigen Gesprächsstoff. In dieser Umfrage ging es um Männlichkeit und die Einstellung zu Frauen und Gleichberechtigung – einige Ergebnisse sind dabei schockierend.

Jeder dritte Mann ist schonmal handgreiflich geworden

Zunächst die schockierenden Ergebnisse in Zahlen: Für 33 % der Männer ist es laut der Umfrage akzeptabel, wenn bei einem Streit mit der Partnerin gelegentlich die Hand ausrutscht. Rund 34 % geben an, dass sie schonmal handgreiflich geworden sind – also knapp jeder dritte Mann.

„Solche Zahlen schockieren uns sehr“

Für Selina Weiler, Leiterin des Frauen- und Kinderschutzhauses Baden-Baden / Rastatt, ist das Thema Alltag. Sie beschäftigt sich intensiv mit betroffenen Frauen und bietet Hilfsangebote in der Region an.  Entsprechend hat sie auch auf diese neuesten Zahlen reagiert: „Solche Zahlen schockieren sehr, unabhängig davon, ob die Erhebung der Umfrage nun strittig ist oder nicht. Aber wir im Frauen und Kinderschutzhaus erleben im Alltag die konkreten Einzelfälle. Und jeder Mensch, der denkt, es sei in Ordnung, Gewalt gegenüber jemand anderen auszuüben, ist schließlich einer zu viel“.

Gefahr einer Gewaltspirale

Laut der Umfrage ist es für viele Männer in Ordnung wenn „gelegentlich“ die Hand ausrutscht. Aus ihrer Erfahrung heraus kann das, laut Selina Weiler, aber schon der Beginn einer Gewaltspirale sein. Denn: „Bis dann mal die Hand ausrutscht sind davor mit Sicherheit schon andere schreckliche Dinge geschehen und die Frauen werden beispielsweise angeschrien, niedergemacht, beleidigt oder kontrolliert etc.“. Oft sind solche Handlungen dann auch keine Einzelfälle:
„Häufig geschehen eben mehrere Gewaltvorfälle, bis ein Opfer es schafft, sich zu öffnen, Hilfe zu holen oder sich tatsächlich selbst zu schützen“.

Frauen haben oft keine Wahl

Oft kommt bei solchen Geschichten die Frage auf, warum die Frauen nicht einfach gehen. Das ist in vielen Fällen aber nicht so einfach, bestätigt auch Selina Weiler:
„Je nachdem, wie lange die Gewaltbeziehung schon besteht, sind vielleicht die emotionalen oder auch die finanziellen sonstigen Abhängigkeiten zwischen Opfer und Täter schon sehr groß. Häufig sagen unsere Frauen, sie fühlen sich sehr ohnmächtig und hatten das Empfinden, gar keine andere Wahl zu haben, als dort zu bleiben. Andere Frauen schämen sich oder haben vielleicht auch schlichtweg Angst, weil der Mann ihnen gedroht hat, beispielsweise sie umzubringen oder ihnen die Kinder wegzunehmen, wenn sie sich trennen.

Hilfsangebote für betroffene Frauen – Hilfetelefon 116016

Wichtig für alle betroffenen Frauen ist zu wissen, dass es Hilfsangebote gibt. Das Frauenhaus Baden-Baden / Rastatt veranstaltet deshalb Vorträge in Schulen und verbreitet Informationen auf ihrer Website oder auf Instagram (frauenhaus.badebaden.rastatt). Betroffene können auch direkt unter der Nummer 07222/774140 anrufen.

Eine wichtige Nummer ist auch das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 116016. Hier findet ihr Hilfe 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr.

Mehr Infos dazu findet ihr auch hier.

 

 

Anzeige
Frauenhaus Frauenhaus Baden-Baden Rastatt Gewalt gegen Frauen Männer Umfrage

Das könnte Dich auch interessieren

15.04.2024 Polizei will beim «Blitzermarathon» wieder Temposünder kontrollieren Stuttgart (dpa/lsw) – Mehr als 150 Menschen sind im vergangenen Jahr ums Leben gekommen, weil sie oder andere zu schnell unterwegs waren. Jahr für Jahr soll ein «Blitzermarathon» sensibilisieren. „Speedweek“ ab Montag In den kommenden Tagen werden nicht nur in Baden-Württemberg Hunderte von Polizisten und Polizistinnen ein ganz besonderes Auge auf Temposünder werfen. Beim sogenannten Blitzermarathon, der 22.03.2024 Earth Hour am Samstag: Eine Stunde Licht-Verzicht für das Klima Region (pm/dk) – Die Earth Hour steht wieder an. Weltweit werden am Samstagabend Sehenswürdigkeiten für den Umweltschutz in Dunkelheit gehüllt. In der Region machen einige Städte mit – unter anderem auch Ettlingen, Graben-Neudorf, Ubstadt-Weiher, Baden-Baden, Malsch, Mühlacker, Bad Bergzabern und Speyer. Für Klima, gegen Rechtsruck Unter dem Motto «Deine Stunde für die Erde!» ruft die 29.02.2024 29. Februar: Tausende Menschen im Südwesten haben heute Geburtstag Stuttgart (dpa/lsw) - Es gibt Menschen, die streng genommen nur alle vier Jahre Geburtstag feiern können. Denn den 29. Februar gibt es nur in Schaltjahren. Rund 7000 Menschen in Baden-Württemberg können ihren Geburtstag heute, am Donnerstag, nach vier Jahren wieder an dem Datum feiern, an dem sie wirklich Geburtstag haben. 06.01.2024 Verseuchung mit Umweltgift PFC bei Rastatt kostete bisher Millionen Rastatt/Baden-Baden (dpa/jal) – Der Skandal um das mit den umweltschädlichen Chemikalien PFAS beziehungsweise PFC verseuchte Ackerland und Grundwasser in Mittelbaden hat bisher viele Millionen Euro gekostet. Seit Bekanntwerden des Umweltskandals im Jahr 2013 seien bis Ende 2023 rund 7 Millionen Euro an Fördermitteln bewilligt worden, teilte das Umweltministerium mit