Region (dk) – Eine aktuelle Umfrage der Hilfsorganisation „Plan International Deutschland“ sorgt seit einigen Wochen für heftigen, aber auch wichtigen Gesprächsstoff. In dieser Umfrage ging es um Männlichkeit und die Einstellung zu Frauen und Gleichberechtigung – einige Ergebnisse sind dabei schockierend.
Zunächst die schockierenden Ergebnisse in Zahlen: Für 33 % der Männer ist es laut der Umfrage akzeptabel, wenn bei einem Streit mit der Partnerin gelegentlich die Hand ausrutscht. Rund 34 % geben an, dass sie schonmal handgreiflich geworden sind – also knapp jeder dritte Mann.
Für Selina Weiler, Leiterin des Frauen- und Kinderschutzhauses Baden-Baden / Rastatt, ist das Thema Alltag. Sie beschäftigt sich intensiv mit betroffenen Frauen und bietet Hilfsangebote in der Region an. Entsprechend hat sie auch auf diese neuesten Zahlen reagiert: „Solche Zahlen schockieren sehr, unabhängig davon, ob die Erhebung der Umfrage nun strittig ist oder nicht. Aber wir im Frauen und Kinderschutzhaus erleben im Alltag die konkreten Einzelfälle. Und jeder Mensch, der denkt, es sei in Ordnung, Gewalt gegenüber jemand anderen auszuüben, ist schließlich einer zu viel“.
Laut der Umfrage ist es für viele Männer in Ordnung wenn „gelegentlich“ die Hand ausrutscht. Aus ihrer Erfahrung heraus kann das, laut Selina Weiler, aber schon der Beginn einer Gewaltspirale sein. Denn: „Bis dann mal die Hand ausrutscht sind davor mit Sicherheit schon andere schreckliche Dinge geschehen und die Frauen werden beispielsweise angeschrien, niedergemacht, beleidigt oder kontrolliert etc.“. Oft sind solche Handlungen dann auch keine Einzelfälle:
„Häufig geschehen eben mehrere Gewaltvorfälle, bis ein Opfer es schafft, sich zu öffnen, Hilfe zu holen oder sich tatsächlich selbst zu schützen“.
Oft kommt bei solchen Geschichten die Frage auf, warum die Frauen nicht einfach gehen. Das ist in vielen Fällen aber nicht so einfach, bestätigt auch Selina Weiler:
„Je nachdem, wie lange die Gewaltbeziehung schon besteht, sind vielleicht die emotionalen oder auch die finanziellen sonstigen Abhängigkeiten zwischen Opfer und Täter schon sehr groß. Häufig sagen unsere Frauen, sie fühlen sich sehr ohnmächtig und hatten das Empfinden, gar keine andere Wahl zu haben, als dort zu bleiben. Andere Frauen schämen sich oder haben vielleicht auch schlichtweg Angst, weil der Mann ihnen gedroht hat, beispielsweise sie umzubringen oder ihnen die Kinder wegzunehmen, wenn sie sich trennen.
Wichtig für alle betroffenen Frauen ist zu wissen, dass es Hilfsangebote gibt. Das Frauenhaus Baden-Baden / Rastatt veranstaltet deshalb Vorträge in Schulen und verbreitet Informationen auf ihrer Website oder auf Instagram (frauenhaus.badebaden.rastatt). Betroffene können auch direkt unter der Nummer 07222/774140 anrufen.
Eine wichtige Nummer ist auch das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 116016. Hier findet ihr Hilfe 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr.
Mehr Infos dazu findet ihr auch hier.