Kreis Karlsruhe (pol/er24/tk) – Heftige Regenfälle lassen Bäche über die Ufer steigen, Menschen müssen mit Booten aus überschwemmten Häusern und Autos gerettet werden, Straßen verwandeln sich in reißende Flüsse… Rund 800 Flut-Einsätze melden Polizei und Feuerwehr aus Gondelsheim und Bruchsal.
Das Unwetter mit Hochwasser hat in Bruchsal nach Angaben der Stadt viel Schlamm hinterlassen, der mit Heizöl kontaminiert ist. Deswegen sei eine Entsorgung derzeit nicht möglich, sagte Bürgermeister Andreas Glaser. «Das Wasser aus dem Schlamm darf nicht ins Grundwasser gelangen.» Die Stadt habe Absetzmulden für die Bürger vorbereitet. Dorthin könnten sie den Schlamm schaufeln. Auch sei ein Schlammladeplatz eingerichtet worden.
Dort müsse der kontaminierte Schlamm nun erstmal trocknen. Erst danach könne eine Beprobung stattfinden. «Das wird ein paar Tage dauern», sagte Glaser. Zum Umfang des Schadens und der Menge des Schlamms könnten noch keine Angaben gemacht werden.
Hinzu kommt, dass es in dem am schwersten vom Unwetter betroffenen Stadtteilen keinen Strom gibt. «Die Keller stehen noch großflächig unter Wasser», sagte ein Mitarbeiter der Stadtwerke. In Teilen der Kernstadt sei deshalb der Strom abgestellt worden. Bis zum Abend sollte die Stromversorgung wieder hergestellt sein.
Durch den aktuell hohen Wasserverbrauch zur Reinigung von Hochwasserschäden droht die Wasserversorgung in den Stadtteilen Heidelsheim und Helmsheim zusammenzubrechen. Die Stadt Bruchsal informiert darüber, dass der Wasserverbrauch in den Stadtteilen Heidelsheim und Helmsheim deutlich reduziert werden muss, damit die Wasserversorgung nicht zusammenbricht.
Für die Bürgerinnen und Bürger der genannten Stadtteile heißt das:
Der durch Gondelsheim verlaufende Saalbach war in kürzester Zeit über die Ufer getreten. Historische Hochwasser-Marken von 1983 (1,95 Meter), 2013 (2,23 Meter) und 2015 (2,06 Meter) wurden gegen 22 Uhr allesamt getoppt. Der kleine Bach dessen Bett in den vergangenen Hitze-Tagen bei zehn Zentimetern verlief, stieg rasant bis auf 2,70 Meter an. Die DLRG rettete am Abend mehrere Menschen mit Booten aus Häusern und ihren Fahrzeugen.
Wasser und Schlamm wälzten sich am Abend auch durch den benachbarten Bruchsaler Ortsteil Heidelsheim. Teilweise drang der starke Regen über Fenster in die Häuser. In Bruchsal sind Unterführungen vollgelaufen und Fahrzeuge steckten fest. Anwohner wurden in der Nacht gebeten, Zuhause zu bleiben und sich in höhere Stockwerke zu retten.
Die Polizei teilte am frühen Morgen mit, dass mehrere Verbindungsstraßen wegen umgestürzter Bäume oder überfluteter Fahrbahnen nicht passierbar sind. Die Beamten bitten, einen großen Bogen um das überflutete Gebiet zu fahren.
Das Hochwasser am Saalbach beschäftigt die Einsatzkräfte auch am frühen Morgen weiter. Zum Schutz eines Wohngebietes in Karlsdorf-Neuthard verbauten Feuerwehr und THW Sandsäcke am Entlastungskanal des Saalbachs.
Lebensgefährliche Verletzungen zog sich eine 69-jährige Radfahrerin zu, als sie mitten im Starkregen mit ihrem Fahrrad eine Unterführung in Grötzingen durchfuhr und zu Fall kam. Sie prallte laut Polizei mit dem Kopf auf das Pflaster.
Das Unwetter hat in Linkenheim-Hochstetten zu einem Brand im Dach eines Mehrfamilienhauses geführt. Anwohner berichteten, dass sie einen Blitzeinschlag vernommen haben und unmittelbar danach Rauch über dem Gebäude in der Linkenheimer Jahnstraße. Die Bewohner sind von der Feuerwehr unverletzt aus dem Haus gerettet und der Brand gelöscht worden. Doch Teile des Wohnhauses sind nicht bewohnbar und die Bewohner anderweitig untergebracht.
Auch der Kiosk am Heidesee in Forst ist abgebrannt. Eindringendes Wasser hat zu einem Kurzschluß in der Elektrik gesorgt.
Auch in der Südpfalz tobte das Unwetter: In Großfischlingen entwurzelten starke Windböen einen Baum. Der stürzte auf eine Stromleitung und verursachte gefährlichen Funkenflug. Feuerwehr und Pfalzwerke beseitigten die Gefahrenstelle.