Tutorin beschreibt ihre Sicht nach Heidelberger Amoklauf

30. April 2022 , 11:40 Uhr

Die Tutorin, in deren Kurs der Amoklauf an der Universität Heidelberg stattfand, hat sich damals hinter dem Pult versteckt.

Augenzeugin berichtet über den verstörenden Amoklauf

«Ich weiß noch, dass ich gedanklich irgendwie versucht habe, eine Erklärung zu finden, die zu dieser Situation passt», berichtete die 22-jährige Chemie-Studentin der «Rhein-Neckar-Zeitung» (Samstag), die den Namen der Frau geändert hat. «Erst als der Täter das erste Mal nachgeladen hatte, war mir klar, dass das kein Scherz ist.» Als es still wurde, habe sie ihr Handy vom Pult geholt und die Polizei gerufen. «Später habe ich erfahren, wie schnell die Einsatzkräfte am Tatort waren. Für mich selbst hat es sich deutlich länger angefühlt.»

Tatmotiv bis heute unklar

Am 24. Januar hatte ein 18-Jähriger an der Universität um sich geschossen. Eine 23-jährige Studentin starb, acht weitere Studierende wurden verletzt. Der Schütze tötete sich selbst. Das Motiv ließ sich den Ermittlern zufolge nicht mit vollständiger Sicherheit klären. «Als bekannt wurde, wie viel Munition der Täter bei sich hatte, hat es mich geschüttelt», sagte die Tutorin weiter. «Ich habe später oft darüber nachgedacht, wie leicht es hätte passieren können, dass noch mehr Eltern ihre Kinder verlieren.» Schon am nächsten Tag sei sie wieder in die Vorlesung gegangen – als Traumabewältigung.

Tutorin bedauert das sie die verstorbene nicht genauer kennenlernen konnte

Auch das Tutorium habe sie fortgesetzt: zuerst online, die letzten beiden Veranstaltungen auf Wunsch der Studierenden dann in Präsenz – aber in einem anderen Raum als dem Tatort. «Das erste Treffen war sehr seltsam, aber wir haben es zusammen zu Ende gebracht», sagte die Frau der Zeitung. «Dass ich die verstorbene Studentin nie so kennenlernen konnte wie ihre Kommilitonen, bricht mir das Herz.»

Universität befindet sich wieder im Normalzustand

Die Erlebnisse habe sie ganz gut verarbeitet, sagte die 22-Jährige. «Ein bisschen traurig ist, dass das Geschehene an der Universität kaum noch Thema ist.» Direkt danach sei die Hilfsbereitschaft groß gewesen. «Aber mittlerweile ist es irgendwie weg. Das ist ja auf eine Art auch gut so. Für jemanden, der unmittelbar betroffen war, ist es trotzdem seltsam, wenn das Thema gefühlt verschwunden ist», sagte die Frau. «Vielleicht wird sich das mit einem Gedenkort ändern.»

Anzeige
Amoklauf Heidelberg Universität

Das könnte Dich auch interessieren

25.05.2024 Jüdische Gemeinden: Anschlagsplan auf Synagoge ist neue Gefahrenstufe Heidelberg/Region (dpa/jal) – In den vereitelten Anschlagsplänen auf eine Synagoge in Heidelberg sieht die Israelitische Religionsgemeinschaft (IRG) Baden eine deutliche Steigerung der Bedrohungslage für die jüdischen Gemeinden. «Zum einen war es kein Einzeltäter mehr, sondern es gibt zwei Verdächtige», sagte der Vorsitzende der IRG Baden, Rami Suliman, der Deutschen Presse-Agentur. Zum anderen seien die jungen Männer nach 19.04.2024 Radeln für den guten Zweck in Karlsruhe - ihr könnt mitmachen Karlsruher (pm/dk) – Am Samstag findet in Karlsruhe ein ganz besonderer Benefiz-Radmarathon für den guten Zweck statt – und alle können mitmachen. Organisatorin Svenja Mann radelt selbst 12 Stunden für das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg. 12 Stunden für den guten Zweck Alle Rad-Enthusiasten und Wohltäter sind herzlich eingeladen, sich beim12- Stunden-Benefiz-Radmarathon am Samstag, den 20. April 2024 17.04.2024 Radeln für den guten Zweck - ihr könnt mitmachen Karlsruher (pm/dk) – Am Samstag findet in Karlsruhe ein ganz besonderer Benefiz-Radmarathon für den guten Zweck statt – und alle können mitmachen. Organisatorin Svenja Mann radelt selbst 12 Stunden für das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg. 12 Stunden für den guten Zweck Alle Rad-Enthusiasten und Wohltäter sind herzlich eingeladen, sich beim12- Stunden-Benefiz-Radmarathon am Samstag, den 20. April 2024 20.01.2024 2602 neue Sozialwohnungen in Baden-Württemberg im Jahr 2023 Region (dpa/jal) – Die Zahl der Sozialwohnungen in Baden-Württemberg ist auch 2023 leicht gestiegen. Nach einem Tiefstand im Jahr 2021 zählte das zuständige Wohnungsbauministerium Ende vergangenen Jahres 53.600 Sozialwohnungen. «Die von uns eingeleitete Trendwende hält in jedem Fall an, das ist sehr erfreulich», sagte Bauministerin Nicole Razavi (CDU) der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» (Samstag).