Trainer Winfried Schäfer erinnert sich noch an "Wunder vom Wildpark"

19. Juni 2022 , 12:05 Uhr

Karlsruhe (mt) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker Promis aus der Region in der Martin-Wacker-Show. Diesmal mit der 150. Ausgabe. Dafür war Trainerlegende Winfried „Winnie“ Schäfer zu Gast. Der ehemalige KSC-Trainer hat dem KSC die erfolgreichste Zeit der jüngeren KSC-Geschichte beschert. Von 1986 bis 1998 hat er an der Seitenlinie der Blau-Weißen gestanden und den KSC 1992/93 bis das UEFA-Cup-Halbfinale geführt. In dieser Spielzeit hat es auch das „Wunder vom Wildpark“ – den 7:0 Erfolg gegen den FC Valencia gegeben. 1996 hat er mit dem KSC im DFB-Pokal Finale gegen den 1. FC Kaiserslautern gespielt und knapp mit einem 0:1 im Olympiastadion in Berlin verloren. In der Saison 1998 wurde Schäfer entlassen, da der KSC nicht mehr an die Leistungen der Vorjahre anknüpfen konnte. Die Mannschaft ist nach der Saison in die 2. Bundesliga abgestiegen und hat erst 10 Jahre später eine kurze Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse geschafft.

„Gegen diese Blinden, wollen wir ausscheiden?“

Winnie erinnert sich immer noch lebhaft an das „Wunder vom Wildpark“. Das Match hat der Trainer oben in einer Kabine zusammen mit Markus Jestädt von ran verbracht. „Ich war da oben genauso nervös wie an der Bank. Das war schon ein riesen Ereignis und unvergesslich“, erzählt Winnie im Gespräch mit der neuen welle. Den Ehrgeiz, Valencia aus dem Turnier zu kicken, ist den Blau-Weißen gekommen, als sie sich nachträglich in einem Hotel zusammen das Hinspiel angeschaut haben. „Ich habe den Fernseher vorne hingestellt. Ich habe hinten mit der Fernbedienung gesessen und habe dann gesagt: ‚Damit ihr mich auch hört, mach ich mal einen Ton aus.‘ und das Spiel lief“, so der ehemalige KSC-Trainer. Zusätzlich hat er auch die Farbeinstellung des Bildschirms auf schwarz-weiß gestellt. „Wer natürlich als erster mitbekommen hat, was ich wollte, war Oliver Kahn. Der hat auf den Tisch gehauen und hat dann gesagt: ‚Gegen diese Blinden, wollen wir ausscheiden?'“ Letztendlich hat der KSC Valencia dann vom Platz gefegt.

„Und wenn sie das spüren, machen sie alles.“

Winnie hat in seiner Zeit beim KSC viele Talente wie Oliver Kahn, Michael Sternkopf und Mehmet Scholl trainiert. Später haben die Fußballer dann Karriere beim FC Bayern München gemacht. Damals war nicht viel Geld da, um Spieler einzukaufen. Deswegen hat der KSC mehr auf die eigene Jugend gesetzt. Dieses alte „Winnie-Schäfer-Prinzip“ wird auch immer noch vom aktuellen Trainer Christian Eichner gelebt. „Das macht den KSC ja groß“, erklärt Winnie. „Ich habe der B-Jugend mal gesagt: ‚In drei Jahren will ich drei, vier Spieler oben sehen.‘  Ich hatte drei, vier Spieler oben und das muss man den Jungs vermitteln. Das muss man denen geben. Die müssen das Gefühl haben, der Trainer hat Interesse. Und wenn sie das spüren, machen sie alles.“

„Dieser Mensch, der hat diese Mannschaft kaputtgemacht.“

Neben seiner Tätigkeit beim KSC war Winnie auch in verschiedenen Ländern als Nationaltrainer tätig. Unter anderem in Thailand und Jamaika, aber auch in Kamerun. Die Zeit dort war erfolgreich, aber nicht unbedingt die schönste für den Trainer. Die Mannschaft hatte sich für den Worldcup in Korea und Japan qualifiziert. Das Team hatte aber kein Geld für den Hinflug, weil der Sportminister das nicht zur Verfügung gestellt hat. „Wir haben eine tolle Mannschaft gehabt. Wir haben den Afrikacup ohne Gegentor gewonnen in Mali. Wir haben alles weggehauen. Im Elfmeterschießen das Endspiel dann gewonnen. Wir haben eine wirklich tolle Truppe gehabt“, erinnert sich Winnie. Über einen Umweg mit vielen Flügen und zahlreichen verschiedenen Geldgeber, die auf Weg gefunden wurden, sind die Jungs dann doch endlich angekommen – völlig fertig und ohne Vorbereitung. Am nächsten Tag musste das Team dann direkt in einem Testspiel gegen England ran. Die Mannschaft war viel zu müde und konnte dementsprechend ihr Können nicht auf dem Platz beweisen. „Das ist, was ich nicht vergessen habe. Dieser Mensch, der hat diese Mannschaft kaputtgemacht.“

„Ich muss auf den Trainingsplatz.“

Winnie trainiert momentan kein Team. Sein letzter Stopp war bei der Fußballmannschaft al-Khow SC in Qatar. Das Team hat die Trainerlegende vor dem Abstieg bewahrt. „Ich bin runtergeflogen. Hab sie in der Relegation gerettet und der Präsident hat einen neuen Vertrag gemacht.“ Danach ist aber eben dieser Präsident zurückgetreten. Denn er hatte von dem Minister, der seine Gehälter bezahlt, mehr Geld verlangt und das nicht bekommen. „Sein größter Feind hat in der Versammlung dann den Arm gehoben und hat gesagt: ‚Dann bin ich der neue Präsident.‘ Dann hatte ich natürlich den größten Feind meines Präsidenten als Präsident. Und das war nichts. Das wollte ich nicht mehr machen“, so der ehemalige KSC-Trainer. Winnie wird aber nicht lange ohne Mannschaft bleiben. „Ich muss auf den Trainingsplatz. Ich muss trainieren, ich muss arbeiten. Das ist mein Leben“, so die Trainerlegende. Das Video zum ganzen Interview gibt es hier.

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