Torwartlegende Markus Miller engagiert sich im Kampf gegen Depressionen

28. November 2021 , 12:01 Uhr

Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war die Torwartlegende und der aktuelle KSC Torwarttrainer Markus Miller zu Gast. Lange Zeit hat Miller beim Karlsruher SC verbracht, mit den Blau-Weißen sogar den Aufstieg gefeiert. Doch nach einem Wechsel nach Hannover musste er sich wegen mentaler Erschöpfung in stationäre Behandlung begeben. Somit war er einer der ersten Fußball-Profis, der seine Depressionen öffentlich machte. Zwei Jahre, nachdem sich Hannovers langjähriger Torhüter Robert Enke aufgrund von Depressionen das Leben genommen hatte. Inzwischen ist Miller wieder als Torwarttrainer in Karlsruhe und hat mit uns seine bewegte Karriere gesprochen.

Im Sportunterricht durch die Loipe

Spitzname „Killer“ – so kennen Markus Miller vermutlich noch die meisten eingefleischten KSC-Fans. Für 183 Spiele stand Miller im Kasten der Blau-Weißen. Ganze sieben Jahre hat er für den KSC gespielt und ist 2007 mit dem Traditionsverein Meister der Zweiten Liga geworden und in die Erste Bundesliga aufgestiegen – Millers absolutes Highlight. „Das würde ich mir in meiner Trainerzeit auch nochmal wünschen, lacht der 39-Jährige. Seine ersten Schritte in Fußballschuhen hat Miller jedoch in der Jugend des VfB Stuttgart gemacht. Nach Station beim FC Augsburg kam er als 21-Jähriger ins Badische. Aber auch Skifahren liegt dem gebürtigen Allgäuer recht gut, denn „im Sportunterricht waren wir öfter mal Langlaufen, weil die Loipe direkt an der Schule vorbei geführt hat“. Inzwischen seien die Knie aber „durchgenudelt“.

Depressionen öffentlich gemacht

Am 10. November 2009 hat sich der damalige Torhüter von Hannover 96 und deutscher Nationaltorwart, Robert Enke, aufgrund von Depressionen das Leben genommen. „Ich habe damals zu Hause auf meine Kinder aufgepasst. Meine Frau hat mich völlig entsetzt angerufen und mir davon berichtet. Ich konnte es erst gar nicht glauben.“ Nur wenige Wochen zuvor hatte Miller noch gegen Enke gespielt und mit ihm Trikots getauscht. Nach dem Selbstmord von Enke rief dessen Frau Teresa die Robert-Enke-Stiftung ins Leben. Von dieser konnte Miller nur zwei Jahre später bereits selbst profitieren. „Mir hat das traurige Erlebnis  mit Robert geholfen, einen Weg für den Umgang mit meinen Depressionen zu finden. Die Stiftung hat ihren Anteil daran, dass das Thema salonfähiger wurde.“

Unterstützung für Robert-Enke-Stiftung

Seine Depressionen hat Miller im September 2011 öffentlich gemacht. Damals hat er für Hannover 96 gespielt. „Ich war zu der Zeit beim bestmöglichen Verein. Der hatte diese traurige Vorgeschichte.“ Nach langen Überlegungen, wie mit dem Thema umzugehen sei, trat Miller gemeinsam mit dem Pressesprecher vor die Medien. „Sowohl die Medienwelt als auch die Fans haben die Botschaft top aufgenommen. Nach elf Wochen bin ich zurück gekommen. Es hat sich angefühlt, als ob ich nur einen Schnupfen hatte.“ Das Thema Depressionen ist auch beim gestrigen Heimspiel des KSC gegen Hannover wieder in aller Munde gewesen. Denn Depressionen sind nach wie vor ein wichtiges Thema in der Gesellschaft. Wenn Sie an Depressionen leiden finden Sie Hilfe bei der Robert-Enke-Stiftung oder bei der Deutschen Depressionshilfe.

Vom Torwart zum Torwarttrainer

Heute hat Markus Miller sein Glück mit Ehefrau und den drei Kindern wieder in Karlsruhe gefunden. Privat engagiert er sich für die Robert-Enke-Stiftung. Beruflich ist er als Torwarttrainer beim KSC tätig. Auch den momentanen Keeper Marius Gersbeck versucht Miller mental zu stärken und auf gewisse Situationen vorzubereiten. „Als Torwart hat man vor einem Block auch Negativerlebnisse. Ich versuche alle meine Torhüter individuell zu sehen und einzuschätzen. Wir lernen gegenseitig voneinander. Sowohl physisch als auch psychisch.“ Weiterhin engagiert sich Miller bei der Initiative „Mental gestärkt“, unter anderem mit dem Ex-Turner Fabian Hambüchen. „Wir leisten Aufklärungsarbeit, wollen Berührungspunkte bei mentalen Krankheiten reduzieren und das alles etwas gesellschaftsfähiger machen. Gerade jetzt, in denen Corona die Zeiten noch mal verschärft hat.“

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