Mannheim/Bad Schönborn – Der Fall sorgte bundesweit für Entsetzen: Ein Ehepaar aus Nordbaden wollte unbedingt ein eigenes Kind haben und soll dafür die Mutter und die Großmutter eines fünf Wochen alten Babys getötet haben. Die Leiche der 27-jährigen Mutter wurde im März bei Hockenheim, die der Großmutter bei Bad Schönborn gefunden.
Ein Ehepaar, das eine ukrainische Frau und ihre Mutter getötet haben soll, um das Baby der Jüngeren als das eigene auszugeben, steht seit heute vor dem Landgericht Mannheim. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen Mordes erhoben. Die Frau und ihr Mann sollen demnach im vergangenen März die 27 und 52 Jahre alten Frauen getötet haben. Außerdem wird den beiden auch die Entziehung Minderjähriger vorgeworfen. Das Baby war zur Tatzeit erst fünf Wochen alt.
Zum Prozessauftakt gestanden die beiden Angeklagten in von ihren Anwälten verlesenen Erklärungen die Taten. Darin äußerten beide Reue über das Geschehen.
Das Motiv für die Tat war laut Staatsanwaltschaft, dass die mittlerweile 45-Jährige und ihr 43 Jahre alter Mann aus Sandhausen bei Heidelberg seit Längerem den unerfüllten Wunsch nach einer gemeinsamen Tochter gehegt hätten. Spätestens im März 2023 hätten sich die beiden Deutschen damit befasst, ein neugeborenes Mädchen zu entführen und als ihres auszugeben. Die Ehefrau habe deswegen gezielt Kontakt zu ukrainischen Geflüchteten gesucht und sei einer Telegram-Gruppe zu deren Unterstützung beigetreten, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Dadurch habe sie die 27-Jährige kennengelernt, die dort nach Hilfe beim Übersetzen für die bevorstehende Geburt ihrer Tochter gesucht habe. Die Mutter, die Großmutter und das Baby waren zum Tatzeitpunkt in einer Flüchtlingsunterkunft im Rhein-Neckar-Kreis untergebracht.
Am 7. März entdeckte ein Passant die Leiche der 27-Jährigen am Rheinufer bei Hockenheim. Am 13. März nahm die Polizei das Paar fest, bei dem die Ermittler das Baby unversehrt fanden. Am 19. März fanden Polizeitaucher die Leiche der Großmutter in einem See bei Bad Schönborn. Das Ehepaar befindet sich laut Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft. Es hat sich demnach bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Das mittlerweile rund elf Monate alte Baby lebte anschließend mehrere Monate bei einer Pflegefamilie. Im Frühsommer übernahm die Tante – die heute 21 Jahre alte Schwester der Getöteten – die Vormundschaft für das Mädchen und kehrte mit ihr in die Ukraine zurück. Die Schwester tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf.
Für das Verfahren sind insgesamt neun Verhandlungstage angesetzt. Am 21. Februar könnte ein Urteil verkündet werden.