Karlsruhe/Bietigheim-Bissingen (dpa/lk) – Das Füttern von Tauben steht in vielen Städten, wie beispielsweise in Karlsruhe oder Stuttgart, unter Strafe. Die Tierrechtsorganisation Peta kritisiert das. Gerade in Zeiten des Corona-Lockdowns sorgen sich die Tierschützer um den Fortbestand der Stadttauben, da zu wenig Futter für die Tiere abfalle.
Die Tierrechtsorganisation Peta hat die Stadt Bietigheim-Bissingen im Kreis Ludwigsburg dazu aufgefordert, das dort geltende Fütterungsverbot zu kippen. Denn während des Lockdowns fielen für die Vögel nicht mehr genügend Essensreste etwa vor Imbissbuden oder Restaurants ab. „In einer Ausnahmesituation wie dieser wird daraus innerhalb kürzester Zeit eine akute Lebensgefahr für die Tiere“, heißt es in einer Mitteilung von Peta Deutschland. Die Stadt solle daher Fütterungen zulassen. Kommunen seien aufgrund des Staatsziels Tierschutz in Deutschland rechtlich dazu verpflichtet, die Tauben vor dem Hungertod zu bewahren. Unterstützung erhält Peta in dieser Frage vom Deutschen Tierschutzbund Baden-Württemberg. „Tatsächlich besteht die Gefahr, dass gerade Tauben unter den ohnehin schwierigen Bedingungen im Winter und aufgrund der zusätzlichen Einschränkungen durch den aktuellen Lockdown leiden“, sagte eine Sprecherin. Insofern sei es in diesen Tagen geboten, dass etwa Tierschützer die Vögel kontrolliert und an speziellen Futterstellen versorgen dürfen.
Die Stadt Bietigheim-Bissingen weist darauf hin, dass ein Fütterungsverbot bereits seit Jahrzehnten besteht. „Wir haben eine umfangreiche Taubenpopulation, die aufgrund des Taubenkots für zahlreiche Verunreinigungen und Beschädigungen an Gebäuden sorgt“, teilte eine Sprecherin mit. Dennoch würden die Tauben noch immer sehr viel Futter finden – und auch immer wieder Brotreste oder Körner von Passanten. Wer gegen das Fütterungsverbot verstößt, muss mit einer kostenpflichtigen Verwarnung rechnen. Der Bußgeldrahmen dafür liegt zwischen fünf und 500 Euro. Nach Angaben der Sprecherin ist nicht beabsichtigt, an dieser Praxis etwas zu ändern.Taubenschläge gibt es in Bietigheim-Bissingen nicht. Für solche oder ähnliche Projekte fehle es der Stadt an Personal, heißt es aus dem Rathaus. Gespräche mit möglichen ehrenamtlichen Helfern hätten bisher nicht zum gewünschten Erfolg geführt.
Auch Karlsruhe, Stuttgart und anderen Städten dürfen Tauben nicht auf Straßen, Wegen oder in Parks gefüttert werden. „Eine Lockerung des bestehenden Fütterungsverbotes würde zu einer unkontrollierbaren Zunahme der Populationen führen und ist aus Sicht der Verwaltung abzulehnen“, heißt es bei der Stadt Karlsruhe. Das Verwaltungsgericht Stuttgart etwa habe 2014 die Rechtmäßigkeit kommunaler Fütterungsverbote in einem Urteil gestützt. Außerdem werden in Karlsruhe Stadttauben in Taubentürmen und Taubenschlägen mit artgerechtem Futter versorgt. In Karlsruhe gibt es Taubenschläge in Grünwinkel, am Mühlburger Tor, in der Blumenstraße, am Durlacher Tor, auf dem Schlossplatz sowie in Durlach. Auf dem Kronenplatz betreut das Karlsruher Institut für Technologie seit 2002 einen Taubenschlag.
Auch Peta fordert als „einzige nachhaltige Lösung“ Taubenschläge in den Innenstädten, in denen artgerechte Nahrung und Wasser sowie geeignete Brutplätze zur Verfügung stehen. Durch den Austausch der Taubeneier mit Gipseiern lasse sich die Population außerdem tierschutzgerecht und nachhaltig kontrollieren.