Wie der Zehn-Jahres-Vergleich zeigt, hat die Quote der Jugendlichen ohne Schulabschluss zugenommen, sie schwankt aber auch stark. Im Südwesten lag sie im Jahr 2011 bei 5,1 Prozent, sechs Jahre später allerdings zwischenzeitlich auch bei 6,5 Prozent. Im Jahr 2020 waren es noch deutlich weniger als im Jahr darauf (2020: 5612 oder 5,2 Prozent).
In den Bundesländern gibt es deutliche Unterschiede beim Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss. Bayern (5,1) und Hessen (5,3 Prozent) haben die niedrigste Quote, Baden-Württemberg folgt danach. Die meisten jungen Menschen ohne Abschluss gab es zuletzt in Bremen, wo das auf jeden zehnten Schulabgänger zutraf. Einige Bundesländer konnten ihre vergleichsweise hohen Quoten im Untersuchungszeitraum nach unten drücken, etwa Mecklenburg-Vorpommern (von 13,3 auf 8,1 Prozent), Sachsen-Anhalt (von 12,1 auf 9,6 Prozent) und Berlin (von 9,7 auf 6,7 Prozent). Bundesweit lag der Anteil bei 6,2 Prozent.
Mehr Männer als Frauen
Laut Studie stehen Jungen am Ende ihrer Schullaufbahn viel häufiger ohne Abschluss da als Mädchen. Ausländer sind überproportional betroffen. «Jeder junge Mensch ohne Schulabschluss ist einer zu viel», sagte der Bildungsforscher Klaus Klemm, einer der Autoren der Studie. «Unsere Gesellschaft kann es sich angesichts des wachsenden Fachkräftemangels nicht leisten, diese Personen durchs Raster fallen zu lassen.» Denn Menschen ohne Abschluss haben ein höheres Risiko, in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu landen. Laut der Studie droht vielen der jetzigen Abgänger ohne Abschluss, als «Nachwuchs» zu den rund 1,7 Millionen jungen Erwachsenen im Alter von 20 bis 30 ohne Ausbildung zu stoßen, die Stand 2021 in Deutschland lebten.
Studie empfiehlt mehr als nur Schulnoten
Angesichts der «erschreckend hohen Zahlen» seien Maßnahmen zum Abbau der Quote unverzichtbar, im Mittelpunkt der Anstrengungen sollten Jungen sowie Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund stehen, heißt es in der Studie. Die Bertelsmann-Stiftung empfahl zudem, über das klassische Abschlusszeugnis hinaus zu dokumentieren, welche Kompetenzen die Jugendlichen erlernt haben. Das würde die Chance auf eine Ausbildung auch ohne formalen Abschluss erhöhen. Ein weiterer Hebel sei die Ausbildungsgarantie. Die Ampelparteien haben diese in ihrem Koalitionsvertrag verankert.