Heidelberg (dpa/lk) – Während in der Ukraine weiter Bomben hochgehen und Schüsse fallen, kommen die ersten Geflüchteten im Südwesten an. Aber nur ein Teil von ihnen landet in den Erstaufnahmeeinrichtungen.
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine sind bereits mehrere Dutzend ukrainische Flüchtlinge in den baden-württembergischen Landeserstaufnahmestellen angekommen. Die Erstaufnahmeeinrichtungen im Südwesten bereiten sich aber noch auf deutlich mehr Flüchtlinge vor. Bislang sei der Zugang moderat, aber es sei mit vielen Hunderten Flüchtlingen zu rechnen, sagte der Leiter des Ankunftszentrums in Heidelberg, Markus Rothfuß, am Mittwoch.
Dort sind derzeit 40 Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht, vor allem Frauen mit Kindern und ältere Leute. Die Einrichtung sei für 2.000 Menschen ausgelegt. Derzeit sind laut Rothfuß 1.400 Plätze belegt, es werde jedoch eine Ausweitung angestrebt. Die Lea in Ellwangen habe laut Justizministerium acht Flüchtlinge aufgenommen, die Erstaufnahme in Freiburg fünf und ein Geflüchteter kam in Tübingen an. Dazu kämen noch knapp 170 Heimkinder und 30 Betreuer aus einem ukrainischen Waisenheim, die in Freiburg angekommen sind.
Die Menschen seien in gutem körperlichen Zustand angekommen, zum Teil wütend, zum Teil verunsichert. „Alle sind traurig, dass sie ihre Heimat und Verwandte und Angehörige verlassen mussten“, berichtete Zentrumsleiter Rothfuß. Was sie am meisten brauchten, sei Ruhe. Die Menschen bekämen Kost und Logis sowie medizinische und psychologische Betreuung.
Allerdings dürfte die Zahl der Flüchtlinge im Land höher sein als registriert. „Menschen aus der Ukraine können visumfrei 90 Tage einreisen und bei Freunden oder Verwandten unterkommen. Wie viele das sind, können wir nicht sagen. Vermutlich ist die Zahl aber deutlich höher als die Zahl derjenigen, die in den Leas angekommen sind“, sagte Justizministerin Marion Gentges.
Derzeit können in den Erstaufnahmestellen wegen der Corona-Vorgaben weniger Menschen als möglich aufgenommen werden. Bei der derzeitigen Auslastung von 60 Prozent seien 1.250 Plätze in der Erstaufnahme frei. „Wir prüfen ernsthaft, die Corona-Beschränkungen so anzupassen, dass wir die Belegung in den Einrichtungen erhöhen können. Hier geht es auch darum, wenn etwa kurzfristig Hallen angemietet werden müssen, Menschen dort unterzubringen. Die aktuellen Quarantänebedingungen wären beispielsweise in Turnhallen kaum umsetzbar“, sagte Gentges. Bei voller Auslastung verfüge die Erstaufnahme des Landes derzeit über 4.500 freie Plätze, sagte ein Sprecher.
Die Corona-Impfquote in der Ukraine liege bei 30 bis 40 Prozent. „Daher werden wir allen, die bei uns ankommen, ein Impfangebot machen“, sagte Gentges. Die Ministerin berichtete zudem, dass sich viele Kommunen und Privatpersonen melden und Unterkünfte anbieten würden. Die Hilfsbereitschaft sei riesig.