Stuttgart (dpa/as) Hinter jeder Zahl steckt möglicherweise ein Kinder-Schicksal: Werden immer mehr Kinder Opfer von Gewalt und Vernachlässigung? Die Südwest-Jugendämter haben dazu die Daten für 2018 veröffentlicht. Die sind gestiegen.
Mitarbeiter von Jugendämtern haben im vergangenen Jahr in fast 2200 Fällen wegen akuter Gefahr für Minderjährige Alarm geschlagen. Das entspricht einem Plus von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistische Landesamt am Dienstag in Stuttgart mitteilte. Die Experten bemerkten demnach schon körperliche, geistige oder seelische Schäden oder rechneten damit. 49 Prozent der Betroffenen waren Jungen, 51 Prozent Mädchen.
In 1248 Fällen wurden Anzeichen für Vernachlässigung festgestellt, bei 718 Minderjährigen für körperliche und bei 761 für psychische Misshandlung. Hinweise auf sexuelle Gewalt gab es in 139 Fällen, mehr als drei Viertel der Opfer waren hier weiblichen Geschlechts. Bei der Art der Kindeswohlgefährdung sind Mehrfachnennungen möglich.
In Summe rückten die Mitarbeiter der Jugendämter 2018 deutlich mehr wegen des Verdachts der Gefährdung von Kindern und Jugendlichen aus im Vorjahr. Sie verschafften sich laut Statistischem Landesamt bei genau 13 781 jungen Menschen einen Eindruck von der häuslichen Situation. Das ist ein Zuwachs um zwölf Prozent im Vergleich zu 2017.
Wenn ein Kind an den Folgen von Gewalt stirbt und das öffentlich wird, stehen oft die Jugendämter in der Kritik. Offen ist, ob die Behörden deswegen inzwischen schneller eingreifen oder präventiver vorgehen, als in der Vergangenheit. Das lässt sich aus den Zahlen bzw der Meldung nicht ablesen. Sicher ist: Egal, wie sich die Zahlen zu diesem Thema entwickeln, jedes misshandelte oder vernachlässigte Kind ist eines zu viel.