Karlsruhe (cmk) Die Corona-Pandemie bestimmt unseren Alltag nun schon seit vielen Wochen. Die Zahl der Neuinfektionen sinkt zwar, trotzdem gelten nach wie vor viele Einschränkungen im täglichen Leben. Geschäfte dürfen zwar wieder öffnen, die Läden und Gastronomiebetriebe kämpfen trotzdem mit starken Umsatzeinbußen. Kultureinrichtungen müssen nach wie vor geschlossen bleiben, Perspektiven gibt es kaum. Das „Substage“ in Karlsruhe fürchtet ernsthaft um seine Existenz.
Inzwischen ist es Ende Mai. Seit Beginn der Corona-Pandemie sind knapp drei Monate vergangen. Bei sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein wären die Straßen und Cafés eigentlich voller gut gelaunter Menschen. Doch dieses Bild sucht man aktuell vergeblich. Die Realität sind meist leere Restaurants und Biergärten, leere Straßen und geschlossene Einrichtungen. Nachdem Speiselokale und Biergärten schon seit einigen Tagen wieder öffnen dürfen, werden nächste Woche in Baden-Württemberg auch Bars und Kneipen ihren Betrieb wieder aufnehmen dürfen. Dann sollen auch wieder öffentliche Veranstaltungen mit unter 100 Personen unter strengen Auflagen, wie beispielsweise einer festen Bestuhlung, möglich sein. Davon sollen laut Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor allem Kinos und Theater profitieren. Doch für andere Kultureinrichtungen, wie Musikclubs, gibt es nach wie vor so gut wie keine Perspektive. Die Existenzängste werden immer größer – so auch beim Substage in Karlsruhe.
Im Interview mit der neuen welle erzählt Vivien Avena, im Substage zuständig für PR und Booking: „Wir haben seit März keine Einnahmen, das ist Fakt. Leider, aber irgendwie auch verständlich, sieht es so aus, als würde es eben einfach so weitergehen auch in den Herbst rein. Da zieht sich dann auch so ein bisschen die Schlinge bei uns zu. Wir haben eigentlich super gewirtschaftet und hatten auch wirklich Geld ‚auf Halde‘, waren in Gesprächen wo wir investieren könnten. Und jetzt müssen wir alles ausgeben, weil unsere Fixkosten dementsprechend hoch sind.“ Zwar hat das Substage im Vergleich zu anderen Einrichtungen noch ein eigenes Café als Einnahmequelle, retten kann das die finanzielle Situation aber nicht. „Tatsächlich ist es da auch durch die Abstandsregeln weit entfernt von kostendeckend“, so Avena.
Falls die Situation so bleiben sollte, werden die finanziellen Rücklagen des Substage nach eigenen Angaben bis Ende Oktober aufgebraucht sein. Einige Monate könne man vielleicht noch überbrücken, da durch eine Spendenaktion einiges an Geld zusammengekommen ist. Das reiche allerdings maximal bis Ende des Jahres. „Es ist aber tatsächlich verdammt ernst und das wird mir auch immer wieder abends vor dem Einschlafen bewusst – es geht echt ans Ganze“, erzählt die PR- und Booking-Verantwortliche des Substage. „Es ist wichtig. Kultur ist systemrelevant! Wir brauchen nach Corona alle Clubs und Kultureinrichtungen, die wir haben, um uns nach der schweren Zeit zum Beispiel mal wieder richtig auszutanzen und uns die Ohren durchpusten zu lassen. […] Aber salopp gesagt: Wenn kein Geld vom Himmel fällt sind wir pleite und müssen den Laden zulassen.“
Man fühle sich von der Stadt Karlsruhe in dieser schweren Situation nicht ignoriert, im Gegenteil. Man stoße auf viele offene Ohren und sei im regen Austausch mit dem Kulturamt. Trotzdem bleibt beim Substage die Existenzangst: „Es ist eben gerade eine problematische Situation, wir haben dieses Virus und alle brauchen Geld. Das ist dieses klassische Abwägen zwischen Sozialeinrichtungen und Kultureinrichtungen, wo streut man das Geld hin?“
Wer das Substage in der aktuellen Situation unterstützen möchte, kann das unter anderem über eine Crowdfunding-Aktion tun. Alle Infos dazu finden Sie hier.