Region (pm/dk) – Es ist Spätsommer, und während viele von uns den Herbstbeginn genießen, sind die jungen Weißstörche schon auf einer spannenden Reise in Richtung Süden. Stefan Eisenbarth, Weißstorchbetreuer vom NABU Baden-Württemberg, gibt spannende Einblicke in das Leben der majestätischen Vögel – und warum die Jungstörche schon auf dem Weg sind, während die Altstörche noch eine Weile bei uns bleiben.
Wenn ihr in den letzten Wochen Störche auf den Feldern gesehen hast, waren das höchstwahrscheinlich Altstörche – die Jungstörche sind nämlich schon seit einigen Wochen weg. „Die Jungstörche fliegen etwa zwei Wochen vor den Alten los“, erklärt Stefan. Sie machen sich in Trupps auf den Weg nach Afrika, um dort den Winter zu verbringen. „Die Jungstörche wissen instinktiv, wo es langgeht. Sie fliegen die Strecke durch das Rheintal, über die Schweiz und Frankreich, bis hinunter nach Spanien“, erzählt Stefan.
Dank moderner Technik können die Störche sogar per GPS-Tracker beobachtet werden. „Dieses Jahr haben wir mehrere Störche mit Sendern ausgestattet, darunter ‚Erbse‘ und ‚Uschi‘, die bereits auf ihrem Weg sind“, sagt Stefan. Über eine kostenlose App namens Animal Tracker kann jeder den Weg der Störche verfolgen. „Es ist faszinierend zu sehen, wie sie jeden Tag bis zu 300 Kilometer zurücklegen.“
Während die Jungstörche schon auf dem Weg sind, lassen sich die Altstörche mehr Zeit. Sie bereiten sich ebenfalls auf die Reise vor, ziehen aber erst später los. „Der Grund, warum die Jungen früher losfliegen, ist nicht ganz klar. Aber es war schon immer so“, erklärt Stefan. Für die Altstörche geht es dann auch Richtung Süden, jedoch sind sie nicht mehr als Familienverbände unterwegs. „Die Störche sind nicht wirklich paar-treu, sie kommen jedes Jahr nur zum Nest zurück.“
Die Reise der Störche ist kein einfacher Weg. „Rund 70 % der Jungstörche überleben das erste Jahr nicht“, sagt Stefan. Viele Störche sterben durch Unfälle mit Stromleitungen oder durch die Aufnahme von Plastik und anderen Müllresten. Besonders Gummiringe, die sie mit Nahrung verwechseln, können gefährlich werden. „Es ist traurig zu sehen, wie unser Müll den Störchen das Leben schwer macht“, betont Stefan und appelliert an alle, achtsam mit Abfall umzugehen.
Einige Störche bleiben jedoch hier und überwintern in der Region. „Es gibt sogenannte Aussteiger, die nicht mehr nach Afrika fliegen und stattdessen den Winter hier verbringen“, berichtet Stefan. Diese Störche finden oft Nahrung auf Mülldeponien, was aber nicht immer gesund für sie ist.