Statistiken? Bei diesem Begriff stöhnen viele Menschen auf. Zu sehr wurden wir damit in trockenen Mathe-Stunden malträtiert. Diejenigen, die im Büro arbeiten, verbinden damit auch so mancher Kampf mit Excel, mit todlangweiligen PowerPoint-Präsentationen. Und nicht zuletzt sind Statistiken auch immer wieder die Zusammenfassung schlechter Nachrichten. Okay, wir geben es zu, Statistik hat nicht ganz zu Unrecht einen schlechten Ruf. Aber man sollte auch nicht vergessen, dass es auch hierbei praktisch immer auf das Thema ankommt, das statistisch verarbeitet wird. Aus dem Grund listet der folgende Artikel 13 Statistiken, die ein wenig Ehrenrettung betreiben wollen – und die garantiert nicht langweilig sind.
Gleich für den ersten Punkt haben wir eine richtig schöne Feel-Good-Statistik. Sie stammt aus den Reihen der Deutschen Post und hat es sich zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, wo in der Republik die glücklichsten Menschen wohnen. Allerdings nicht nur einfach aufgedröselt auf die Bundesländer, sondern auch Großregionen. Die schlechte Nachricht zuerst: Unsere Region ist nicht der Spitzenreiter und im Vergleich zur letzten Übersicht haben wir etwas an Boden verloren. Allerdings sind wir auch meilenweit von den Brandenburgern oder den Westfalen entfernt (Platz 19 respektive 13 auf der 19 Punkte umfassenden Statistik). Tatsächlich sitzen wir auf einem guten sechsten Platz – und die Württemberger liegen ebenso hinter uns wie die Süd-Bayern.
Mit der Ehe ist es heutzutage immer so eine Sache. Klar ist, dass ein Paar, das sich innig liebt, das auch ohne Trauschein tun kann. Und ebenso klar ist, dass so manche Paare auch aus den völlig falschen Gründen heiraten. Beides spiegelt auch diese Statistik wieder. Abermals wollen wir mit der schlechten Nachricht beginnen, die Zahl der Eheschließungen ist mal wieder gesunken – das spiegelt aber nur die Tatsache wider, dass viele Liebende das heute auch ohne Trauung tun. 407.000 Paare gaben sich 2017 das Ja-Wort, wo es 2016 noch 410.000 waren. Allerdings sieht es andersherum sehr viel besser aus: Im gleichen Zeitraum sank auch die Scheidungsrate – und zwar um fast 9000 Stück. Abzüglich der um 3000 geringeren Hochzeiten ein Netto-Plus von immerhin 6000 Ehen, die Bestand hatten. Und es ist ein massiver Langzeit-Trend. Denn nach einem Allzeithoch in 2003, als noch unglaubliche 213.980 Ehen scheiterten, waren es 2017 nur noch 153.500.
Viele mögen Statistiken auch nicht, weil diese gefühlt häufig negative Botschaften transportieren – etwa brandaktuell der Rückgang der deutschen Wirtschaft. Nicht wirklich besser wird es dadurch, dass die an sich nüchternen Zahlen gerne medial mit Emotionalem verknüpft werden. Zu der Wirtschaftsmeldung stellte beispielsweise eine große Tageszeitung in einem Atemzug die bange Frage „kommt jetzt die Rezession?“. Weit weniger präsent in unseren Köpfen sind dagegen echte Erfolgsstatistiken. So wie diese: In diesem Jahr hat der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung Großartiges geleistet. Erstmals war er im Schnitt über 40 Prozent. Und an vielen Tagen knackte er nicht nur die 50 Prozent, sondern schoss weit darüber hinaus. Am ersten Tag des Wonnemonats Mai stammten ganze 70,3 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus Wind-, Sonnen-, oder Wasserkraft. Wenn das mal keine richtig gute Statistik ist.
Man kann keinen Artikel über Statistiken schreiben, ohne darin des Deutschen liebsten Sport zu erwähnen. Denn sind wir ehrlich, Statistiken sind für den Fußball(-fan) ebenso wichtig wie die Tore. Könnte man sich eine Sportschau noch ohne all die schönen Grafiken vorstellen? Ohne Statistiken zu Ballbesitz, Torchancen und Ballkontakten? Sicher nicht. Doch diese Statistik zeigt ein größeres Bild: Wie hoch ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Team, welches den Aufstieg schafft, in der nächsten Saison wieder absteigt? Die Wahrscheinlichkeit ist verblüffend gering. Eine umfangreiche Analyse fand heraus, dass sie bei den letzten 20 Aufsteiger-Teams in die erste Bundesliga seit 2009 nur im Bereich von 30 Prozent lag. Anders ausgedrückt: Wer aufsteigt, hat eine 70-prozentige Wahrscheinlichkeit, auch erstklassig zu bleiben. Und das, obwohl Aufsteiger statistisch nur 29,56 Prozent ihrer Matches auch gewinnen und nicht nur unentschieden spielen oder gar verlieren.
Wer das nächste Mal die A5 fährt, sollte seine Mit-Verkehrsteilnehmer mal aufmerksamer betrachten, als es üblicherweise der Fall ist. Da wird er nämlich den Beweis dafür finden, was statistisch nun belegt wurde: Deutschlands Autowelt ist, was die Farbe anbelangt, ein trister Schwarz-Weiß-Film. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat sich die Mühe gemacht, die Neuzulassungen aller Autos über die vergangenen zehn Jahre nach der Lackfarbe zu katalogisieren. Das mausgraue Ergebnis: von den 3.441.262 Autos, die 2017 zugelassen wurden, waren fast eine Million grau bzw. silbergrau. Weitere knapp 900.000 schwarz und gut 700.000 weiß. Der kleine Rest entfiel auf braun, blau und rot – wobei ein Blick aus dem Autofenstern bei den beiden letztgenannten bestätigen kann, dass es sich selbst dabei in aller Regel um Nuancen handelt. Und nur 178.859 Autos wurden in irgendeiner anderen Farbe ausgeliefert.
Seit einigen Jahren ist es bei Produzenten wie Zuschauern unübersehbar: Serien sind heute das, was Blockbuster-Filme jahrzehntelang waren. Nicht mehr „Ferner liefen“-Veranstaltungen für unbekannte Jung-Schauspieler und alternde Stars, mit unausgegorenen Storys und schlechter Ausstattung. Serien sind heute Creme de la Creme, sowohl was die Besetzung wie die Budgets anbelangt – so wurde beispielsweise jüngst bekannt, dass die kommende Miniserie „The Mighty Eighth“, mit dem das Duo Tom Hanks und Steven Spielberg thematisch an seine beiden enorm erfolgreichen Vorgängerproduktionen „Band of Brothers“ und „The Pacific“ anknüpfen will, ein Budget von unglaublichen 500 Millionen US-Dollar genehmigt bekam. Doch, um zum Kern dieses Punktes vorzustoßen, Serien verschlingen ob ihrer Länge nun mal wesentlich mehr Lebenszeit als selbst ein langer Film es vermag. Und so kommt es, dass wir alle auf ziemlich hohe Werte kommen dürften. Doch wie hoch denn genau? Wie viel Lebenszeit hat jemand damit verbracht, „How I met your Mother“, „Breaking Bad“ und „Game of Thrones“ anzuschauen? Dazu gibt es zwar keine allgemeingültige Statistik, dafür aber eine sehr clevere Webseite. Da muss man nur seine geschauten Serien eingeben. Die Datenbank weiß, wie viele Folgen die hat, wie lang jede davon ist und kann zusammenrechnen. Übrigens, wer die drei genannten Serien komplett geschaut hat, hat damit mal eben acht Tage, drei Stunden und 46 Minuten vor dem Fernseher verbracht.
Nach diesen sechs großen Statistiken wollen wir den letzten Punkt des Artikels mit etwas einläuten, das unter der Rubrik „Vermischtes und Lustiges“ läuft. Sicherlich keine Statistiken, die die Welt bewegen – aber zumindest die Mundwinkel nach oben.
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