Karlsruhe (lk) – Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Corona-Virus in der Region rund um Karlsruhe bleibt auf hohem Niveau. Die Inzidenz für die Stadt liegt aktuell bei 81,4, für den Landkreis bei 106,9. Aber noch sind die Auswirkungen der Feiertage im Familienkreis, der Jahreswechsel und die Reisen zu Angehörigen nicht abschließend mit einberechnet. Ob der eben erst bis Ende Januar verlängerte Lockdown dann tatsächlich aufgehoben oder gelockert werden kann, ist noch völlig unklar.
Die Zahl der Intensivpatienten im Städtischen Klinikum in Karlsruhe ist über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel wie erwartet weiter angestiegen. Darum musste am Klinikum eine weitere Covid-Intensivstation aufgemacht werden, um die Kapazität an Intensiv-Betten zu erweitern. Das Klinikum befindet sich weiterhin in Pandemiestufe 3. „Die Lage ist stabil auf hohem Niveau“, bilanziert Klinikchef Michael Geißler. „Wir haben den befürchteten Anstieg bei den Gesamt-Coronapatienten glücklicherweise nicht gesehen. Aber wir haben trotzdem mehr Belastung auf den Intensivstationen.“ Das liege daran, dass die Intensivfälle immer etwa zwei Wochen zeitversetzt eingeliefert würden, erläutert Geißler. „Daher kann es sein, dass jetzt zwar die Neuinfektionsrate sinkt, aber durch die hohen Infektionszahlen der Wochen zuvor die Zahl der Intensivpatienten trotzdem zunimmt.“
Aktuell befinden sich mehr als 20 Covid-Patienten im Städtischen Klinikum, neun davon müssen beatmet werden. Der Klinikchef rechnet daher noch bis mindestens Ende Januar mit einer hohen Auslastung der Intensivstationen. Geißler warnt dringend davor, sich aufgrund der recht „niedrigen“ Zahlen in der Region in falscher Sicherheit zu wägen: „Wir sind natürlich präpariert. Aber für alle Mitbürger da draußen gilt: Wir müssen die nächsten Wochen die Kontaktsperren einhalten, damit wir nicht Wochen später wieder diese Belastung bekommen. Die niedrigen Zahlen sind mit 120, 130 immer noch viel zu hoch! Wir brauchen Zahlen unter 50, bevor gelockert werden kann.“ Hinter den neu beschlossenen Maßnahmen der Bundesregierung steht Geißler voll und ganz: „Die Verlängerung des Lockdowns ist absolut richtig. Die Kontaktsperre für die nächsten drei Wochen hoch zu halten ist das Gebot der Stunde.“
Alle planbaren Operationen sind im Städtischen Klinikum bereits über Monate hinweg verschoben worden. Durchgeführt werden nur noch unbedingt notwendige Eingriffe. Das Personal arbeitet seit Wochen unter sehr hoher Belastung. Eine interne psychologische Betreuung wird daher angeboten. Außerdem wird aktuell der Austausch der Beschäftigten in andere Bereiche geprüft. „Auf den Intensivstationen haben wir eine Verdoppelung des Gesamtpersonals. 270 Pfleger arbeiten nicht mehr auf ihren ursprünglichen Stationen. Kinderärzte arbeiten auf den Covid-Stationen, Chirurgen auf den Internistischen. Es setzt eine hohe Flexibilität voraus. Aber nur so bekommen wir es gestemmt.“
Aktuell sind 19 Mitarbeiter des Städtischen Klinikums positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden, weitere 130 fallen wegen Krankheit, Quarantäne oder Beschäftigungsverbot aus. Doch die Impfungen des stark beanspruchten Pflegepersonals sind im ZIZ an der Messe Karlsruhe inzwischen angelaufen. „Es ist eine hohe Impfbereitschaft bei unserem Klinikpersonal da. Die bislang Geimpften haben auch über keinerlei relevante Nebenwirkungen geklagt. Das erhöht das Vertrauen in den Impfstoff. Wir brauchen aber dringend mehr Impfstoff, um den Hochrisikobereich Krankenhaus flächendeckend durchzuimpfen.“ Das schnelle Impfen sei für die Kontrolle und Bekämpfung des Virus ganz entscheidend. Allerdings würden die Impfungen erst im Frühsommer/Sommer wirklich durchschlagenden Erfolg bringen.