Pforzheim (pm/dk) – Wie ist die Strategie der Stadt Pforzheim bei der Wärmeplanung in den nächsten Jahren? Wo sind Potenziale – bietet sich zu Beispiel die Energiegewinnung durch Photovoltaik an? All das wurde jetzt im neuen Wärmeplan der Stadt vorgestellt.
Nach dem Klimaschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg (KlimaG BW) muss auch die Stadt Pforzheim bis Ende des Jahres eine kommunale Wärmeplanung erstellen. Die Beschlussvorlage wird am 25. Oktober im Planungs- und Umweltausschuss vorberaten und soll im November vom Gemeinderat beschlossen werden. „Mit der kommunalen Wärmeplanung gehen wir einen wichtigen strategischen Schritt in Sachen Wärmewende in Pforzheim und somit auch einen großen Schritt, um unsere Klimaschutzziele zu erreichen“, beschreibt Umweltdezernentin Sibylle Schüssler. Auch der Bund hat das Thema im geplanten Wärmeplanungsgesetzes (WPG) aufgegriffen. Es soll gleichzeitig mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) ab dem 1. Januar 2024 gelten und sieht vor, dass alle Kommunen in Deutschland Wärmepläne erstellen müssen.
Die kommunale Wärmeplanung ist ein unverbindliches, strategisches Planungswerk, das die gesamte Wärmebereitstellung innerhalb des Stadtgebiets erfasst. Es dient als Instrument, um eine Strategie zur Umgestaltung der Wärmeversorgung hin zu klimafreundlichem Heizen zu entwickeln. Hierbei werden alle Gebäudekategorien berücksichtigt, also sowohl öffentliche als auch private und gewerbliche Immobilien. Der Wärmeplan erfasst die aktuelle Wärmeerzeugung einschließlich der vorhandenen Heizungsarten und stellt dar, wie eine klimafreundliche Wärmeerzeugung in Zukunft realisiert werden kann. Zusammengefasst in einem umfassenden Bericht sowie detailliertem Kartenmaterial gibt er einen Überblick über die Wärmewende und stellt allen Interessierten entscheidende Informationen bereit. Bürgermeisterin Schüssler erklärt: „Die Wärmeplanung soll Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Industriebetriebe und alle anderen Interessengruppen über Handlungsmöglichkeiten und erneuerbare Wärmepotenziale informieren. Mit ihr wollen wir Zugang zu einer fundierten Datengrundlage bieten.“
Durch den Wärmeplan entstehen keine unmittelbaren Maßnahmen und er hat auch keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger. Es entsteht daraus beispielsweise keine Pflicht, eine bestimmte Wärmeversorgungsart zu nutzen. Nach dem Wärmeplanungsgesetz müssen alle Großstädte in Deutschland bis spätestens zum 30. Juni 2026 Wärmepläne erstellen. Die Übergangsfristen des Gebäudeenergiegesetzes wurden an diese Frist angepasst, sodass die Bestimmungen des GEG erst zu diesem Datum in Kraft treten. Für Neubauten gelten die Bestimmungen unabhängig von der Wärmeplanung bereits zum 01. Januar 2024.
Die bisherigen Untersuchungen zeigen, dass noch rund 81 Prozent der Wärmeerzeugung in Pforzheim aus fossilen Energieträgern stammen. Um das politisch verankerte und ambitionierte Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen, muss dieser Anteil erheblich reduziert werden. Dazu sind rasche Fortschritte nötig, sowohl in der Umstellung von Heizungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch bei Heizkraftwerken. Die klimaneutrale Wärmeversorgung erfordert eine geringere Abhängigkeit von Rohstoffpreisen wie jenen von Öl, Gas und Biomasse (z. B. Holz), die grundsätzliche Senkung des Energieverbrauchs sowie die Nutzung von Wärmequellen aus der Umgebung (z. B. Luft, Boden, Wasser).
Pforzheim bietet großes Potenzial im Bereich der Photovoltaik. Dabei wird Sonnenlicht zur Stromerzeugung genutzt. Viele geeignete Dachflächen in der Stadt sind noch ungenutzt und stellen eine preiswerte Option dar, ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln. Die Erzeugung erneuerbaren Stroms spielt eine Schlüsselrolle in der Wärmewende, da immer mehr Heizungen vollständig oder teilweise auf Strom setzen.
Die Nutzung von Wärmepotenzialen von Wasser eröffnet ebenfalls vielversprechende Möglichkeiten. Flüsse und insbesondere der Ablauf der Kläranlage bieten Chancen zur Wärmeerzeugung. Zudem wird die Verwendung des Grubenwassers des Bergwerks Käfersteige in Betracht gezogen. Diese Ansätze sind insbesondere für Wärmenetze interessant, in denen mehrere Gebäude miteinander verbunden und gemeinsam beheizt werden können. Die Wärmeplanung hat Gebiete identifiziert, die sich für Wärmenetze eignen, während andere aufgrund ihrer Gebäudestruktur weniger geeignet sind. Dennoch existieren Möglichkeiten zur klimaneutralen Versorgung und Raum für bürgerschaftliches Engagement. „Um die vorhandenen Potenziale tatsächlich nutzen zu können, ist eine gute Zusammenarbeit aller relevanten Akteure nötig. Nicht nur die Stadtverwaltung und die Stadtwerke sind hier gefragt, sondern alle Gebäudeeigentümer und -eigentümerinnen sind aufgerufen, Teil der Energiewende zu sein“, so Schüssler.