Dringend gesucht

So werdet ihr zur Pflegefamilie

12. Juli 2024 , 05:00 Uhr

Karlsruhe (ms) – Es gibt Kinder, die nicht in ihrer Familie leben können, weil die Eltern Probleme haben. Deshalb brauchen sie Sicherheit und Geborgenheit, die sie in einer Pflegefamilie finden können.

In der ganzen Region fehlen Pflegefamilien. Der Bedarf ist groß. Wir haben alle Infos und wichtigen Links zum Thema zusammengetragen.

Akuter Mangel an Pflegefamilien

„Bedarf an solchen Pflegepersonen haben wir immer. Wir brauchen dringend Pflegefamilien, vor allem in unserem Bereich der Bereitschaftspflege,“ so die Teamleiterin des Pflegekinderdienstes Karlsruhe, Katrin Maranzano. In einer Stadt mit rund 300.000 Einwohnern sind nur ein Bruchteil Pflegeeltern. „Speziell im Bereitschaftspflegebereich haben wir meines Wissens gerade 15 Familien und die haben jeweils ein Bereitschaftspflegekind, teils aber tatsächlich auch zwei bei sich. Insofern glaube ich, kann man daraus schon ableiten, dass es aus den Nähten platzt.“

Voraussetzungen für Pflegeeltern

Habt ihr Interesse, ein Kind aufzunehmen, es zu versorgen und ihm ein Zuhause zu bieten? Es werden dringend Pflegefamilien gesucht. Allein in Karlsruhe kommen auf rund 140 Pflegekinder nur etwa 100 Pflegefamilien. Aber was sind die Voraussetzungen, um Pflegeeltern zu werden?

„Man muss natürlich eine gefestigte Persönlichkeit sein. Man muss gesund sein. Das muss man auch nachweisen durch ein ärztliches Attest. Man darf keine maßgeblichen Vorstrafen haben. Also auch ein polizeiliches Führungszeugnis wird im Vorfeld verlangt. Und eine Voraussetzung ist auch, dass man über ausreichend Wohnraum verfügt,“ so Martina Kuske-Brecht, Sozialpädagogin beim Pflegekinderdienst Karlsruhe.

Wenn ihr diese Voraussetzungen erfüllt, gibt es ein erstes Kennenlerngespräch. Wenn nach diesem Gespräch für alle eine Zusammenarbeit in Frage kommt, startet der Bewerbungsprozess. Dieser umfasst etwa 5 bis 6 Gespräche, in denen die Lebenssituation, die Erziehungsvorstellungen und die Motivation der Bewerber geprüft werden. Sind diese Gespräche erfolgreich, sind die Familien bereit für ein Kind.

Was sollen Pflegepersonen mitbringen?

Formen der Pflege

Es gibt zwei verschiedene Formen der Pflege: Bereitschaftspflege und Vollzeitpflege.

Bereitschaftspflege bedeutet, dass Kinder in akuten Krisensituationen aufgenommen werden, bis ihre Perspektive geklärt ist. „In der Bereitschaftspflege bleiben die Kinder, bis die Perspektive geklärt ist,“ erklärt Katrin Maranzano.

Vollzeitpflege hingegen bedeutet, dass Pflegeeltern die Verantwortung für die tägliche Versorgung und Betreuung, die Erziehung und Förderung des Pflegekindes übernehmen. „Das Pflegekind ist wie ein Familienmitglied integriert. Zusätzlich haben Pflegekinder im Regelfall zusätzlich Kontakte mit ihren leiblichen Eltern“, so Maranzano weiter.

Die Vollzeitpflege

Wenn Kinder in Pflegefamilien kommen, müssen sie eine neue Beziehung mit ihnen zunächst fremden Menschen eingehen. Jedes dieser Kinder bringt seine eigene Geschichte, seine eigenen Erfahrungen, seine eigenen Beziehungen mit. Wenn es Pflegefamilien gelingt, dies anzuerkennen und sich beide Familien respektieren, wird sich das Kind wohlfühlen können. Pflegeeltern zu sein heißt, dem Kind beizustehen, mit seiner Wirklichkeit leben zu lernen und es zu fördern und zu unterstützen. Es bedeutet geduldig zu sein, nicht auf alle Fragen gleich eine Antwort zu haben.

Pflegeeltern sollten Freude am Zusammenleben mit Kindern haben und auch die schönen Momente genießen können. Die Pflegefamilie ist auf ihrem Weg mit dem Kind nicht allein, denn der Pflegekinderdienst berät und unterstützt die Pflegefamilie. Die Tätigkeit wird vergütet.“ In Elterngruppen lernen sie andere Familien kennen. Der Austausch bei Wochenendseminaren, Fortbildungen und Supervisionen ist wichtig, unterstützt und vermittelt:

„Wir sind eine besondere Familie unter vielen anderen Familien.“

Die Bereitschaftspflege

Wenn akute Notsituationen in Familien auftreten, die den weiteren Verbleib des Kindes in der Herkunftsfamilie nicht zulassen, kann die Aufnahme eines Kindes in Bereitschaftspflege erforderlich sein – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Eltern aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund sozialer Problemlagen vorübergehend ausfallen und das Kindeswohl deshalb gefährdet ist. Die Aufnahme geschieht entweder mit der Zustimmung
der sorgeberechtigten Eltern, oder zum Schutz des Kindes manchmal auch gegen den Willen der Eltern. Der Aufenthalt eines Kindes in der Bereitschaftspflegefamilie ist nur so lange vorgesehen, bis entweder die Rückkehr nach Hause möglich ist, oder eine geeignete Vollzeitpflegefamilie, Erziehungsstelle oder ein Platz in einer Heimeinrichtung gefunden wurde. Die Bereitschaftspflegefamilien des Pflegekinderdienstes der Stadt Karlsruhe nehmen Kinder im Altersbereich.

Unterstützung für Pflegeeltern

Der Pflegekinderdienst unterstützt Pflegefamilien mit Rat und Tat, aber auch finanziell. „Bei der Bereitschaftspflege gibt es grundsätzlich eine Aufwandsentschädigung dafür, dass man sich bereit hält, ad hoc Kinder aus Krisensituationen aufzunehmen,“ so Katrin Maranzano. In der Vollzeitpflege gibt es ein Pflegegeld, einen Zuschuss zur Altersvorsorge und Geld für eine Erstausstattung.

Erfahrungen von Pflegeeltern

Frank und Marianna sind Pflegeeltern von drei Kindern und sehr glücklich damit. „Das erste Mal anlächeln. Der erste Schritt, die erste durchgeschlafene Nacht. Das sind so die Dinge, über die sich jeder freut. Und dann haben wir manchmal auch so diese Momente der Stille, wenn dann alle schlafen und dann schaut man sie sich so an und dann denkt man schon, was hatten wir nur für ein riesengroßes Glück, dass die drei irgendwie ihren Weg zu uns gefunden haben. Und das rührt einen schon. Da läuft einem dann auch manchmal schon eine Träne runter“, so Frank.

Dabei ist ihr Alltag nicht groß anders als bei anderen Familien, erzählt Frank: „98 % meiner Aufgaben sind genauso wie die von jedem anderen Papa auch. Dann kommt noch ein zusätzlicher Teil obendrauf. Das sind zum Beispiel Besuchskontakte mit den Herkunftsfamilien, bestimmte Behördengänge, die man vielleicht sonst nicht hat, die Weiterbildungen. Aber im Kern würde ich sagen, der Alltag ist der gleiche wie bei jeder anderen Familie auch.“

Ein Zuhause geben

Könnt ihr euch vorstellen, Kindern, die eine Pflegefamilie suchen, ein Zuhause zu geben? In Karlsruhe werden dringend Familien gesucht – sowohl für die Bereitschaftspflege, also für die kurzfristige und dann kurzzeitige Aufnahme, als auch für die Vollzeitpflege, also über einen längeren Zeitraum. Der Pflegekinderdienst unterstützt Pflegefamilien mit Rat und Tat, aber auch finanziell.

Weitere Infos unter: www.karlsruhe.de/pda

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