Region (dpa/mö) – Statt unbegrenzt schnell zu fahren, nur 100 km/h auf den Autobahnen? Davon halten die Baden-Württemberger überhaupt nichts. Ein Tempolimit von 120 km/h würden sich dagegen einige noch gefallen lassen. Auch die Politik ist sich nicht einig. Während die Grünen und die SPD eine Einführung des Tempolimits befürworten, sind die FDP sowie die CDU eher dagegen. In den Koalitionsvertrag hat es das Tempolimit daher erstmal nicht geschafft. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann befürwortet ein Tempolimit in Deutschland – warnt aber zugleich davor, dessen Wirkung zu überschätzen. «Ob wir ein Tempolimit umsetzen oder nicht, ist für den internationalen Kampf gegen den Klimawandel völlig irrelevant – auch wenn ich persönlich schon immer ein Befürworter des Tempolimits war.» Weiter sagte er: «Der Glaube, dass wir mit dem radikalsten Klimaschutz die Welt retten können, ist trügerisch».
Trotz der Debatte um hohe Benzinpreise sehen die Menschen in Baden-Württemberg ein vorübergehendes Tempolimit auf den Autobahnen laut einer Umfrage eher skeptisch. Durch eine Umfrage stellte sich heraus, dass nur 37 Prozent eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 Stundenkilometern für sinnvoll halten. 47 Prozent allerdings bleiben weiterhin skeptisch. Vor allem regelmäßige Autofahrer stehen der Begrenzung kritisch gegenüber. Von den befragten Vielfahrern, welche mehr als 20.000 Kilometern im Jahr mit dem Auto zurücklegen, hält nur jeder Fünfte den Vorschlag für gerechtfertigt. Gründe hierfür könnten sein, dass die Menschen von den Einsparpotenzialen einer sparsamen Fahrweise nicht wirklich überzeugt sind.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann befürwortet ein Tempolimit in Deutschland – warnt aber zugleich davor, dessen Wirkung zu überschätzen. Nach Berechnungen des Umweltbundesamts würde ein bundesweites, generelles Tempolimit von 120 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen die gesamten CO2-Emissionen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um rund 2,7 Prozent senken. Bei einem Tempolimit von 100 km/h läge die Minderung sogar bei fast sechs Prozent. Deutlich reduziert würde demnach auch die Zahl der Verkehrstoten sowie der Lärm. Kretschmann sagte, wichtiger sei aus seiner Sicht zu zeigen, «dass wir mit einer klimaneutralen Wirtschaft wettbewerbsfähig sind und Arbeitsplätze schaffen können». Er fügte an: «Wir müssen ein kopierfähiges, nachhaltiges und attraktives Wirtschaftssystem generieren, dem andere folgen wollen.»
Vor allem aus Gründen der Verkehrssicherheit bleiben die Grünen für eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Die Karlsruher Bundestagsabgeordnete Zoe Mayer erklärt: „Durch ein Tempolimit können Menschenleben gerettet werden. Die gravierenden Unfälle finden meist bei hohen Geschwindigkeiten statt und können so verhindert werden.“ Nebenbei betonen die Grünen natürlich auch den Umwelt-Aspekt. Auch die SPD hält eine Begrenzung für sinnvoll. Grund dafür ist die Ermöglichung, effizient Energie zu sparen
Auch zukünftig bleibt die CDU gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Stattdessen nennt die Partei Alternativen. „Statt auf Verbote setzen wir lieber auf Alternativen. Der ÖPNV soll künftig attraktiver und weiter ausgebaut werden“, so Katrin Schütz, Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes Karlsruhe Stadt. Dann würden ihrer Meinung nach automatisch mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen.
„Wenn wir das Tempolimit einführen würden, würden sich die Treibhausemissionen nur um 0,27 Prozent reduzieren“, so begründet Christian Jung, Verkehrspolitischer Sprecher der FDP, die Skepsis gegenüber einer Begrenzung. Für den Kilmaschutz würde man mit einer Einführung nichts tun, weshalb sie nicht nötig sei.