Stuttgart (dpa/lk) – Immer wieder wurde der Lockdown verschärft. Nun sinken die Corona-Zahlen wieder leicht und das Land hofft auf bessere Zeiten. Die könnten in vielen Regionen schon zu Pfingsten beginnen, sofern das Virus dann weiter auf dem Rückzug ist.
Gesundheitsminister Manne Lucha muss quasi nur in seine Schreibtischschublade greifen, um zu wissen, wie es bei weiter sinkenden Corona-Zahlen weitergehen könnte. Denn in einem bereits Ende März aufgesetzten Arbeitspapier hat sein Haus schon für bessere Zeiten geplant und ein Szenario für Öffnungsschritte entworfen. Auf Teile dieses mittlerweile leicht veränderten Papiers könnte die Landesregierung zurückgreifen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in den Städten und Kreisen weiter zurückgeht. Mit Blick auf die jüngsten Werte des Landesgesundheitsamtes und des Robert Koch-Instituts macht die Regierung Hoffnung auf geöffnete Biergärten oder Hotels in wenigen Wochen.
Allerdings sind die Hürden hoch: Die Inzidenz, also die Zahl der Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen, muss an mehreren Tagen hintereinander unter dem Wert von 100 liegen. Und es müssen strenge Hygienevorschriften eingehalten werden. Viele Regionen sind von diesem Wert noch weit entfernt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann entwarf am Dienstag in Stuttgart ein erstes Szenario vor allem für das Leben vor den Türen. „Im Freien ist das Ansteckungsrisiko im Faktor 20 geringer“, sagte er. „Wenn man das nochmal verbindet mit einer entsprechenden Teststrategie, mit der Vorlage des Impfausweises, wenn man voll geimpft ist, dann kann man da schon Schritte in diese Richtung machen.“
In der aktuellen Öffnungsstrategie entwirft das Gesundheitsministerium ein Drei-Stufen-Modell. Liegt die Inzidenz an fünf Tagen stabil unter 100, könnten Einzelhandel, Außengastronomie und die Außenbereiche von Zoos und Botanischen Gärten demnach ebenso öffnen wie Autokinos, Archive, Bibliotheken, Bäder und Badeseen, Galerien, Museen und Gedenkstätten sowie Hotels. Fällt die Inzidenz laut Papier auch zwei Wochen später weiter, könnte in einer zweiten Stufe Musik- und Kunstschulen mit einer begrenzten Besucherzahl ebenso eine Perspektive gegeben werden wie Messen, kontaktarmem Sport in Hallen, Theatern, Opern und Orchestern, Kinos, aber auch Restaurants. Zwei weitere Wochen später wären dann in einem dritten Schritt Veranstaltungen mit größerer Besucherzahl wie zum Beispiel Theater- und Konzertaufführungen, Messen und Großveranstaltungen sowie Freizeitparks und Hallenbäder an der Reihe.
Nach dpa-Informationen will das Sozialministerium diesen groben Entwurf am Mittwoch unter anderem in Gesprächen mit Verbänden, dem Städte- und Gemeindetag, aber auch den Museen und der Leitung des Europaparks in Rust beraten. Danach sollen die notwendigen Änderungen noch vor den Pfingstferien in der Corona-Verordnung formuliert und vom Kabinett beschlossen werden.
Allerdings dämpfte Ministerpräsident Kretschmann die Hoffnung vieler Menschen auf baldige Reisen. „Das sehe ich erstmal nicht. Dazu müssten die Inzidenzen drastisch runtergehen, bevor wir sowas ins Auge fassen können“, sagte der Grünen-Politiker der dpa. Wegen der immer wieder neu auftretenden Mutanten sei die Lage noch unsicher. Es sei zu früh, wegen der leicht sinkenden Zahlen von einer Trendwende zu sprechen. Zudem gehöre Reisen zu den „ganz problematischen Dingen, weil das Virus wird ja verbreitet durch Reisen“, es sei durch Reisen überhaupt erst auf der ganzen Welt verbreitet worden. „Da ist große Vorsicht geboten.“
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