Karlsruhe (dpa/tk) – Der Geiselnehmer von Karlsruhe ist vor dem Landgericht zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis im Jugendvollzug verurteilt worden. Der heute 21-Jährige hatte im März vergangenen Jahres eine Apotheke am Kongresszentrum überfallen und mehrere Menschen als Geiseln genommen.
Das Landgericht Karlsruhe sprach ihn unter anderem wegen schwerer Freiheitsberaubung und Geiselnahme schuldig. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor auf acht Jahre und zehn Monate Jugendstrafe, der Verteidiger auf sieben Jahre plädiert. Das Verfahren war vor der Jugendkammer geführt worden, weil der Mann zur Tatzeit im März vergangenen Jahres 20 Jahre alt war. Auch eine Verurteilung nach Erwachsenenstrafrecht wäre möglich gewesen, darüber hatten letztlich die Richter zu entscheiden.
Der junge Mann stand seit Anfang Februar vor Gericht. Er hatte bei einem Überfall mit vorgehaltener Schreckschusswaffe zwei Kundinnen und eine Mitarbeiterin der Apotheke bedroht und sieben Millionen Euro Lösegeld gefordert hatte. Die Tat hatte er gestanden und geltend gemacht, dass es ihm nie um das Geld, sondern um Kontakt zu seiner Ex-Freundin gegangen sei. Während der stundenlangen Verhandlungen mit der Polizei am Abend der Tat hatte er unter anderem verlangt, mit der jungen Frau sprechen zu dürfen.
Der wegen Gewaltdelikten einschlägig vorbestrafte Mann hatte ausführlich zur Sache ausgesagt und sich darauf berufen, betrunken und bekifft gewesen zu sein. Laut Staatsanwaltschaft aber war er zielstrebig und brutal vorgegangen und hatte die Tat mindestens einen Tag zuvor geplant. Von seinem ursprünglichen Vorhaben, eine Bankfiliale zu überfallen, war er eigenen Worten zufolge spontan abgerückt und hatte dann eher zufällig die an dem Samstagnachmittag noch geöffnete Apotheke ausgewählt. Dort schoss er sofort in Richtung Theke und nahm drei Geiseln. Eine konnte kurze Zeit später fliehen. Weitere acht Mitarbeiter konnten sich unbemerkt in anderen Räumen verstecken.
Die Polizei stürmte die Apotheke nach etwa fünf Stunden Verhandlung und nahm den Mann fest. Verletzt wurde niemand. Einige der Opfer sind jedoch bis heute arbeitsunfähig. Der Mann hatte sich für die Tat entschuldigt.