Karlsruhe (pm/mt) – Ab Donnerstag starten im Karlsruher Stadtteil Weiherfeld-Dammerstock erstmals selbstfahrende Shuttles mit Passagieren an Bord. Das Besondere dabei: Die Fahrzeuge bewegen sich frei im regulären Straßenverkehr, agieren dort selbstständig und reagieren auf Fußgänger, Radfahrer und motorisierte Verkehrsmittel. Um im Notfall eingreifen zu können, ist aber immer ein Sicherheitsfahrer des Karlsruher Verkehrsverbunds an Bord. Die Bestellung einer Fahrt erfolgt ganz bequem über die App „eva-shuttle“.
Die drei Busse mit den Namen „Ella“, „Vera“ und „Anna“ sind im Rahmen von EVA-Shuttle (EVA = elektrisch, vernetzt, automatisiert) nach einer intensiven Probezeit in der letzten Projektphase – dem Publikumsverkehr – gestartet. Bis Ende Juni können Fahrgäste das neue Mobilitätskonzept kostenlos testen. „Mit der Förderung dieses Projekts leistet der Bund einen wichtigen Beitrag, um die Mobilität in den Städten weiterzuentwickeln. Wir brauchen solche innovativen Vorhaben, um international eine Vorreiterrolle einnehmen zu können, wenn es um fahrerlosen ÖPNV geht“, sagt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und ergänzt: „Mit unserem neuen Gesetz zum autonomen Fahren werden wir als erstes Land weltweit selbstfahrende Fahrzeuge aus den Forschungslaboren auf die Straße holen – und zwar im Regelbetrieb. Projekte wie das hier in Karlsruhe können dann viel leichter umgesetzt werden. Ich bin mir sicher: Indem wir die Technik Stück für Stück zum Teil des Alltags machen, können wir die Menschen für das autonome Fahren begeistern.“
Besonders stolz, dass Karlsruhe ein weiteres Mal einen Schritt voraus ist, wenn es um innovative ÖPNV-Lösungen geht, ist Oberbürgermeister Frank Mentrup: „Vor 26 Jahren haben wir mit dem ‚Karlsruher Modell‘ den Nahverkehr auf der Schiene revolutioniert, nun bedienen wir als erste Stadt einen ganzen Stadtteil mit automatisierten Shuttles.“ Für die Planung der Mobilität der Zukunft erwartet der Oberbürgermeister von dem Projekt wertvolle Erkenntnisse: „Autonome Lösungen für die erste und letzte Meile könnten ein entscheidender Schritt sein, um neue Nutzergruppen für den ÖPNV zu gewinnen und damit einen wertvollen Beitrag für eine grüne Stadt zu leisten“, betont Mentrup. Die Shuttles fahren ohne festen Fahrplan immer nur dann, wenn sie per App angefordert werden. Die Bedienzeiten sind bis zum 30. April täglich zwischen 9 und 16 Uhr. Im Zeitraum vom 1. Mai bis 30. Juni täglich von 8 bis 17 Uhr. Die Shuttlebusse bedienen virtuelle Haltestellen, zu denen sie bei Fahrtanfrage von der App gelotst werden.
Die Sicherheit steht beim Fahrgastbetrieb an erster Stelle. Die drei Fahrzeuge haben dazu monatelange Entwicklungsfahrten und Tests auf dem Testfeld „Autonomes Fahren Baden-Württemberg“ sowohl auf einer privaten Teststrecke als auch im öffentlichen Zielgebiet hinter sich. Vor dem Start des Personenbetriebs wurden sie wiederholt von einem TÜV SÜD-Sachverständigen geprüft und vom Regierungsbezirk Karlsruhe für den Straßenverkehr mit einer maximalen Fahrtgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometer zugelassen. Auch wenn sich der Mini-Bus selbstfahrend im Quartier bewegt, ist zu jeder Zeit ein ausgebildeter Sicherheitsfahrer des Karlsruher Verkehrsverbunds an Bord, der im Notfall eingreifen kann und den Betriebsablauf sichert. In den Fahrtpausen steht der Sicherheitsfahrer für alle Fragen bereit oder kann mobilitätseingeschränkten Fahrgästen beim Ein- und Ausstieg helfen. Normalerweise finden bis zu sechs Fahrgäste in dem Shuttleplatz und Fahrtanfragen mit ähnlichen Routen werden über das sogenannte „Ridepooling“ zu Fahrgemeinschaften gebündelt. Wegen der Corona-Pandemie dürfen zum Infektionsschutz momentan aber nur maximal drei Personen einsteigen. Außerdem gilt im Shuttle eine Maskenpflicht. Alle Oberflächen werden regelmäßig von den Sicherheitsfahrern desinfiziert.