Oppenau/Freudenstadt/Offenburg (pol/dpa/lk/bo) – Der 31-Jährige, der vier Polizisten mit einer Schusswaffe bedroht und ihnen die Pistolen abgenommen hat, ist gefasst. Das teilte die Polizei am Freitag mit. Heute wurde er dem Haftrichter vorgeführt. Nach dem Mann war nach dem Vorfall in Oppenau seit Sonntag gesucht worden.
+++ Aktualisierung, Samstag 18. Juli +++
Yves Rausch wurde heute dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Der 31-Jährige wurde nach der Vorführung im Amtsgericht Offenburg in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Rausch wird besonders schwere räuberische Erpressung in Tateinheit mit vorsätzlichem unerlaubtem Besitz einer Schusswaffe vorgeworfen. Die ersten Ermittlungsergebnisse lassen darauf schließen, dass sich der Gesuchte, wie von den ermittelnden Beamten vermutet, die vergangenen Tage tatsächlich durchweg in dem Waldgebiet rund um Oppenau aufgehalten hatte. Unterstützung von anderen Menschen soll er in dieser Zeit nicht erhalten haben. Bei der Schusswaffe, die er bei sich trug, soll es sich laut eigenen Aussagen außerdem um eine Schreckschusswaffe handeln.
Doch mit der am Freitag geglückten Festnahme des Flüchtigen ist der Fall noch nicht geschlossen. Die Ermittlungen sollen nun in zwei Richtungen weitergeführt werden. Dabei soll zum einen geklärt werden, wie sich die Festnahme, bei der ein Polizist leicht verletzt wurde, abgespielt hatte. Laut Einsatzleiter Rieger war noch unklar, ob sich der Mann „leicht gewehrt hat oder aktiven Widerstand geleistet hat“. Zum anderen soll das private Umfeld des Mannes und sein geistiger Zustand untersucht werden. Der 31-jährige Rausch soll daher von einem Psychiater begutachtet werden – und es wird geprüft, ob er „Substanzen, Medikamente oder Rauschmittel“ genommen hatte.
Zeugen hatten am Freitag einen Hinweis auf den Aufenthaltsort des seit Tagen gesuchten 31-Jährigen Yves Rausch gegeben. Daraufhin konnte er, laut Einsatzleiter Rieger, in einem Gebüsch sitzend gefunden und festgenommen werden. Vor sich habe er sichtbar vier Pistolen hingelegt, ein Beil habe auf seinem Schoß gelegen und er habe einen Brief dabei gehabt. Laut dpa sprach die Polizei kurz nach der Festnahme von einer Art „Abschiedsbrief“ – das Schriftstück müsse aber noch genau untersucht werden.
Nach der mehrere Tage andauernden Fahndung nach dem in den Wäldern um Oppenau abgetauchten Yves Rausch gelang der Polizei die vorläufige Festnahme des 31-Jährigen. In diesem Zusammenhang wurden auch vier Schusswaffen sichergestellt. Das teilte die Polizei am Freitagabend um 18:00 Uhr mit.
Der 31-Jährige ohne festen Wohnsitz hatte am Sonntagmorgen bei einer Kontrolle in einer illegal von ihm genutzten Gartenhütte vier Polizisten bedroht und sie gezwungen, ihre Dienstpistolen abzulegen. Anschließend flüchtete er mit den Waffen in den Wald, in dem er sich gut auskennt. Danach war er tagelang verschwunden.
Hunderte Polizisten durchkämmten die Region um Oppenau, unterstützt von Hubschraubern mit Wärmebildkameras und Spezialkräften. Der Offenburger Polizeipräsident Reinhard Renter appellierte in einer Pressekonferenz am Freitag schließlich an den 31-Jährigen: „Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.“ Das könne auch über Freunde oder Familie geschehen. „Das ist ein Weg, gesund für alle herauszukommen.“ Wenige Stunden danach informierten die Beamten über die Festnahme.
Oberstaatsanwalt Herwig Schäfer hatte den 31-Jährigen zwei Tage nach dessen Flucht als „Waldläufer“ bezeichnet, der gut allein in der Natur zurechtkomme. Er gilt den Ermittlern zufolge als Waffennarr, hatte im Herbst seine Wohnung in Oppenau verloren und war seitdem ohne festen Wohnsitz. In der Gartenhütte habe sich der Mann illegal häuslich eingerichtet – daher habe der Besitzer die Polizei gerufen.
Vier Polizisten waren daraufhin für eine Kontrolle zu der Hütte ausgerückt. Der 31-Jährige habe beim Eintreffen der Beamten hinter einem Tisch gesessen und einen entspannten Eindruck gemacht, schilderte Polizeichef Renter kurz nach der Flucht des Mannes. In der Hütte befanden sich auch Pfeil und Bogen sowie Munition. Erst als die Polizisten ihn aufforderten, die Hütte zu verlassen, und ihn durchsuchen wollten, habe er plötzlich eine Schusswaffe gezogen und diese auf einen der Beamten gerichtet. Der Mann forderte die Einsatzkräfte auf, ihre Waffen auf den Boden zu legen. Dann habe der 31-Jährige sie an sich genommen und sei geflohen. Damit sei die Lage zumindest für einen Kollegen lebensbedrohlich gewesen, so Renter. Nur durch das besonnene Verhalten der Polizisten habe es keine Verletzten gegeben.
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