Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war die Schauspielerin Luisa Wöllisch zu Gast. Wöllisch ist in Starnberg geboren und lebt seit ihrer Geburt mit dem Down-Syndrom. Schon in der Schule sammelte Sie erste Bühnen-Erfahrungen. Aktuell spielt sie im Kammertheater in Karlsruhe im Stück „Bed of Roses“. Luisa ist großes Vorbild für Menschen mit und ohne Handicap und erzählt, wie sie es schaffte Ihren Lebenstraum zu erfüllen.
Luisa Wöllisch hat es bis auf die Kinoleinwand geschafft. Eine wahnsinnige Erfolgsgeschichte für das Mädchen mit Down-Syndrom. Angefangen mit der Schauspielerei hat Luisa bereits in der Schule. „Im Schultheater habe ich verschiedene Einheiten gespielt. Da habe ich gemerkt, dass ich eine kleine Entertainerin bin und es liebe in Rollen zu schlüpfen.“ Später hat sie an einem Casting der Freien Bühne München teilgenommen und dort eine dreijährige Ausbildung absolviert. Seit 2014 ist sie im festen Ensemble der Freien Bühne München. „Es ist wunderschön zu sehen, dass ich mehr kann als ich auf den ersten Blick bin.“ Inklusion steht für die Freie Bühne München sehr weit oben. „Durch die Freie Bühne ist Inklusion viel freier geworden. Sie gehen mehr auf uns zu.“
Von dort hat Luisa dann auch den Sprung an die großen Theater, in Serien und in Filme geschafft. Damit ging ein Kindheitstraum in Erfüllung. „Mein Opa hat sehr viel dazu beigetragen. Wir haben gemeinsam Theater gespielt und Aufnahmen gemacht. Er hat mich in diese Richtung gelenkt.“ Über ihren Bekanntheitsgrad freut Luisa sich zwischenzeitlich sehr. „Ich lebe einen Traum, den ganz viele Leute haben.“ 2017 hatte Luisa eine Nebenrolle in der deutschen Kriminalkomödie „Griesnockerlaffäre“. Ihre erste Hauptrolle kam dann 2019 in „Die Goldfische“. Beim ersten Drehtag war die gebürtige Bayerin noch sehr aufgeregt. „Das war ja alles Neuland. Dann die vielen Kameras außen rum. Aber nachdem mir gesagt wurde, was ich machen soll, hat es schon alles geklappt.“
Momentan ist Luisa in Karlsruhe, dort ist am Freitag das Kammertheater-Stück „Bed of Roses“ angelaufen. Darin spielt die 26-Jährige mit. In dem Rock-Musical geht es um ein Klassentreffen und eine extra dafür wieder zusammengetrommelte Schulband. „Ich muss auch singen“, lacht Luisa. „Ich habe einen Solopart mit `Knocking in heavens door´.“ Probleme habe ihr am Anfang nur die englische Sprache gemacht. „Ich bin nicht so eine gute Englisch-Sprecherin. Aber inzwischen läuft es ganz gut.“ Professionell gesungen hatte Luisa zuvor noch nicht. Aber auch in diese Rolle konnte sie rein wachsen. „Sobald ich auf der Bühne stehe und das Publikum um mich habe, lege ich direkt los.“ Der größte Traum des bekennenden Musical-Fans wäre eine Hauptrolle in „Tanz der Vampire“.
Luisas Karriere ist fast zu schön um wahr zu sein. Für viele Menschen mit und ohne Handicap ist die Tutzingerin ein Vorbild. „Ich habe viel Kontakt zu meinen Fans mit Handicap. Außerdem bin die erste Absolventin der Freien Bühne mit Down Syndrom. Aber man muss auch etwas Biss haben, um sich durch zu kämpfen und erfolgreich zu sein. Ich glaube dadurch bin ich ein Vorbild – auch für Menschen ohne Down-Syndrom.“ Für Luisa selbst ist die Unterstützung ihrer Eltern enorm wichtig. „Meine Eltern geben mir so viel Kraft, dass ich das alles machen kann. Ich kann nur so selbständig sein, weil meine Eltern mich so frei erzogen haben. Meine Eltern vertrauen mir.“ Inzwischen ist Luisa von zu Hause ausgezogen und wohnt in ihrer eigenen Wohnung in München.