Razzien nach versuchtem Tötungsdelikt bei Stuttgarter Corona-Demo

02. Juli 2020 , 09:36 Uhr

Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lk) – Nach einem brutalen Angriff auf Corona-Demonstranten im Mai in Stuttgart hat Baden-Württembergs Polizei am Donnerstag versucht, mit Durchsuchungen in sieben Städten die Ermittlungen voranzutreiben. Insgesamt durchsuchten die Einsatzkräfte neun Objekte in Stuttgart, Karlsruhe, Ludwigsburg, Remseck am Neckar, Tübingen, Waiblingen und Fellbach. Im Raum steht ein versuchtes Tötungsdelikt.

Versuchtes Tötungsdelikt am Rande einer Demo

In sieben Städten in Baden-Württemberg – darunter auch Karlsruhe – haben am Donnerstagmorgen in Zusammenhang mit Angriffen auf Teilnehmer einer Corona-Demonstration Razzien stattgefunden. Ein Mann war auf dem Weg zu einer Demo gegen die Corona-Beschränkungen im Mai niedergeschlagen und lebensbedrohlich verletzt worden. Die Durchsuchungen in insgesamt neun Gebäuden stehen nach Angaben eines Polizeisprechers aus Stuttgart in Zusammenhang mit dem versuchten Tötungsdelikt gegen den 54-Jährigen. Auch seine 38 und 45 Jahre alten Begleiter wurden bei der Attacke verletzt. Von den Angreifern fehlt bislang jede Spur.

Razzien in der linksautonomen Szene

Ein politischer Hintergrund der Attacke wurde damals nicht ausgeschlossen. Die Beamten gingen von einem gezielten Angriff vermutlich aus dem linksextremen Spektrum aus. Hunderte Beamte durchsuchten daher jetzt mehrere Treffpunkte und Wohnungen von Mitgliedern der linksautonomen Szene. Über das Vorgehen der Polizei am Donnerstag berichteten zuerst die „Stuttgarter Nachrichten“. Demnach soll es sich bei dem Opfer um einen Daimler-Betriebsrat handeln. Er sei Mitglied der rechten Arbeitnehmervertretung „Zentrum Automobil“. Nach der Attacke, bei der rund ein Dutzend Angreifer auf das Trio losgingen, liegt ein Opfer noch immer im Koma.

Schritt zur Aufklärung

„In den durchsuchten Objekten wohnen überwiegend uns bekannte Anhänger der linken Szene“, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Es seien Beweismittel beschlagnahmt worden. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl bezeichnete die Durchsuchungen als „bedeutenden Schritt zur Aufklärung“. Er verurteile brutale Gewalt als Mittel politischer Auseinandersetzung. „Das geht gar nicht», sagte er und fügte hinzu: «Und auch hier gilt: Wir kriegen Euch!“.

Auch Lastwagen hatte gebrannt

Bei dem Protest Mitte Mai hatten mehrere Tausend Menschen gegen die Corona-Beschränkungen demonstriert. Für Aufsehen hatte damals auch der Brand von mehreren Lastwagen einer Firma für Veranstaltungstechnik gesorgt. In den Fahrzeugen sollte nach Polizeiangaben die Technik für die Demonstration auf dem Cannstatter Wasen transportiert werden.

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