Gernsbach (pm/ms) – Der Genehmigungsmarathon zum Transport der Brücke verzögert die Fertigstellung bis in den Sommer.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe plant und baut den Lückenschluss im Radnetz zwischen den Gemeinden Weisenbach und Gernsbach-Hilpertsau. Entlang der Murg, zwischen Freudenstadt und Rastatt, erstreckt sich der touristisch genutzte Radweg „Tour de Murg“. Der Radweg verläuft bis auf den Abschnitt zwischen den Gemeinden Weisenbach und Gernsbach-Hilpertsau auf separaten Rad- oder Wirtschaftswegen. Hier müssen Radfahrerinnen und Radfahrer derzeit die Fahrbahn der vielbefahrenen B 462 nutzen. Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit baut das Regierungspräsidium Karlsruhe daher seit Februar 2020 eine Radwegbrücke über die Murg.
Seit Baubeginn musste das Regierungspräsidium bedauerlicherweise bereits mehrfach über Verzögerungen beim Baufortschritt informieren. Zunächst hatten die Hochwasserereignisse der letzten Jahre, die bei der Planung noch nicht bekannten geologischen Verhältnisse, die für die Tragwerksplaner sehr komplexe Geometrie der S-förmigen Brücke sowie die zunächst durch die Corona-Pandemie ausgelöste und durch den Krieg in der Ukraine verschärfte Materialknappheit am globalen Rohstoffmarkt zu erheblichen Verzögerungen geführt.
Im April des vergangenen Jahres informierte das Regierungspräsidium erneut über Verzögerungen aufgrund der deutlich verspäteten Stahlbestellung durch die beauftragte Baufirma. Zuletzt hatte Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder den Weisenbacher Gemeinderat im Rahmen einer Sitzung am 5. Oktober 2022, über eine ebenso durch die Baufirma zu vertretende Verzögerung aufgrund einer deutlich zeitintensiveren Fertigung des Stahlbaus informiert. Nach dem zu diesem Zeitpunkt aktuellen Bauzeitenplan hätte die Radwegbrücke im März 2023 für den Radverkehr befahrbar sein sollen. Nachfolgende Restarbeiten sollten bis Mai 2023 abgeschlossen werden. Grundlage für diese beiden Termine war die für Oktober 2022 geplante Lieferung der beiden Stahlüberbauhälften.
Entgegen der bisherigen Erfahrungen bei der Genehmigung von Schwertransporten, gestaltete sich die Einholung der Transportgenehmigung für die Radwegbrücke äußerst schwierig: da die Brücke eine Länge von circa 30 Metern, eine Breite von über 6 Metern und ein Gewicht von etwa 100 Tonnen aufweist, mussten auf der etwa 430 Kilometer langen Strecke vom Fertigungsort der Brücke in Furth im Wald an der deutsch-tschechischen Grenze bis zu ihrem Bestimmungsort in Weisenbach, viele verschiedene Stellen angehört, und mögliche Transportstrecken geprüft werden. Das beauftragte Transportunternehmen konnte letztendlich alle Genehmigungen, bis auf die zwingend erforderliche Durchfahrtsgenehmigung der Baustelle der Autobahnanschlussstelle 6 in Ansbach, die in der Zuständigkeit der Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Nordbayern, liegt, einholen.
Erst in der vergangenen Woche erhielt das Transportunternehmen nun eine Genehmigung durch die Autobahn GmbH. Die dortige zuständige Stelle hatte trotz einer Vielzahl von Anträgen mit genauen Skizzen und Erläuterungen und Vorschlägen für eine mögliche Durchfahrung der Baustelle sowie einer direkten Anfrage des Regierungspräsidiums Karlsruhe, keine Zustimmung gegeben. Stattdessen war das Transportunternehmen auf die Winterverkehrsführung der Baustelle verwiesen worden, die jedoch erst kurz vor Weihnachten aktiviert worden war. Dieser Genehmigungsmarathon führte zu einer weiteren Verzögerung von mehreren Monaten. Die Radwegbrücke soll nun in der ersten Februarwoche 2023 nach Weisenbach transportiert werden. Infolge der erheblich verspätet erteilten Genehmigung kommt es nun auch zu Verzögerungen bei den noch auszuführenden Arbeiten. Nach aktuellen Stand soll das Bauwerk im Sommer 2023 fertiggestellt werden.