Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war der Komponist und Musikproduzent Marvin Trecha aus Bietigheim zu Gast. Jeder kennt die Amigos, Semino Rossi oder die Schlager Piloten. Doch die Songschreiber der Künstler bleiben oftmals im Hintergrund. Marvin aus Bietigheim ist genauso ein Mensch im Hintergrund. Unzählige Schlagersongs hat er schon geschrieben und produziert. Für wen er tätig ist und für welche Stars er mal gern schreiben würde – das hat er bei Martin Wacker im Interview verraten.
Er selbst nennt sich einen „Schlagerfuzzi“ – Marvin Trecha schreibt Schlager-Hits für bekannte Größen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Tatsächlich kommt es hin und wieder mal vor, dass ein Schlager-Star in meinem Aufnahmeraum in Bietigheim steht“, lacht der Komponist und Musikproduzent. Das Schlager-Genre ist ein riesiger Markt und erfährt seit ein paar Jahren eine hohe Popularität. „Das ist für mich nicht nur eine Phase. Viele jüngere Menschen wachsten da inzwischen richtig rein und geben dem Schlager eine Chance. Der wird meiner Meinung nachqualitativ auch besser.“ Seine Laufbahn hat Trecha mit einem Studium der Musikinformatik und Musikwissenschaft an der Musikhochschule in Karlsruhe begonnen.
Zur Schlagermusik ist Marvin durch den Vater gekommen: „Mein Vater ist Schlager-Musiker. Ich hatte den Schlager eigentlich nie groß beachtet, war eher ein Rocker. Doch dann kam der Moment, an dem es umgeschwenkt ist und ich dem Schlager eine Chance geben wollte.“ Der gelernte Audiotechniker hatte alle Möglichkeiten, die er zum Produzieren brauchte. Sein Studium habe ihm die nötige kreative Offenheit nahegebracht. „Ein guter Schlager steht und fällt mit der Hook. Das ist die eine Zeile, die im Kopf hängenbleiben soll.“ Auch der Text sei ausschlaggebend: „Es geht darum, die Zielgruppe mitzunehmen. Emotionen in klarer und einfacher Sprache rüber zu bringen.“ Die Ideen zu seinen Songtexten kommen Marvin meist spontan. „Ich zücke dann mein Diktiergerät und spreche mir die Zeile auf.“
Zu seinen bekanntesten Kunden gehören wohl auch die Amigos. „Die sind sehr erfolgreich, machen Millionenumsätze, haben eine große Fangemeinde und sind zwei echt lockere und nette Typen“, erzählt Marvin. Bei den Songs für Duo gibt es einiges zu beachten. „Die beiden Brüder singen immer zweistimmig. Sie brauchen keine großen Melodiesprünge. Die Songs müssen einfach leicht ins Ohr gehen. Da darf nichts zu kompliziert sein.“ Doch Bands haben nicht immer nur einen Komponisten. Teilweise macht Marvin Auftragskompositionen. Aber meist laufe die Arbeit über Eigeninitiative. „Künstler bekommen teilweise tausende Titelangebote geschickt. Da muss man sich durchsetzen, denn die Konkurrenz ist unendlich groß.“
Selbst wollte Marvin noch nie richtig Musik machen. „Ich bin einfach nicht so die Rampensau.“ Schon früher beim Klaviervorspiel habe er immer großes Lampenfieber gehabt. „Meine Demos singe ich allerdings selbst. Da kommen in letzter Zeit öfter Anfragen, ob ich nicht mal selbst etwas machen möchte. Aber das ist nicht meins.“ Privat hört der Produzent zwar auch Schlager, meist jedoch lieber Rock oder klassische Klaviermusik. „Der Schlager ist halt der Job.“ Ein großer Traum wäre es für Marvin, einmal einem unbekannten Künstler einen Titel auf den Leib zu schneidern und damit zum großen Durchbruch zu verhelfen. Oder eine Zusammenarbeit mit Roland Kaiser.