Die gespannte Atmosphäre durch den Ukraine-Krieg und die Klimakrise, die Inflation und die Pandemie – die Straftaten mit politischem Hintergrund lag nach Angaben des Innenministeriums auch im vergangenen Jahr auf einem hohen Niveau. In den ersten drei Quartalen des Jahres sei die Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht gestiegen auf 3587 Fälle (2021: 3530). Oft wurde dabei vor allem gegen das Versammlungsgesetz verstoßen zum Beispiel durch unangemeldeten Protest gegen die Auflagen in der Corona-Pandemie.
«Aus hasserfüllten Gedanken werden Worte und aus Worten Taten», warnte Innenminister Thomas Strobl, der die endgültigen Zahlen für das Jahr in den kommenden Monaten vorlegen will. Anfeindungen, Ausgrenzungen und Beleidigungen gehörten ebenso dazu wie bedrohliche Situationen wie Beschädigung von Eigentum, Gewalttaten oder gar terroristische Anschläge. «Politisch motivierte Taten treffen Einzelne, doch sie zielen auf uns alle», sagte der CDU-Politiker. «Sie richten sich gegen Andersdenkende, Andersaussehende und Andersgläubige.» Allerdings fange es bereits beim Wegschauen, beim Weghören und beim Verharmlosen an, mahnte er.
Populistische oder auch extremistische Akteure versuchten, die Unsicherheiten und Existenzsorgen zugunsten der eigenen Ziele politisch zu instrumentalisieren. Ließen sich die politisch motivierten Straftaten bislang vor allem in Kriminalität von links oder rechts einteilen, so verschwimmt dieses Schema zunehmend: «Insbesondere im Kontext der Corona-Pandemie nimmt die Verbreitung von teils relativ neuen Verschwörungsideologien eine zentrale Rolle ein», erläuterte das Innenministerium.
Ebenfalls deutlich gestiegen seien die Zahlen bei den Straftaten, die im Zusammenhang mit einer ausländischen Ideologie verübt wurden. Gründe seien zum einen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, zum anderen der Konflikt zwischen der Türkei und den Kurden. Hierbei handelt es sich laut Ministerium überwiegend um Sachbeschädigungen, Beleidigungen, Bedrohungen und die öffentliche Verwendung des «Z-Symbols», das rund um den Ukraine-Krieg für Schlagzeilen sorgt.
Allerdings betonte das Innenministerium, die größte Gefahr gehe keineswegs von dieser Seite aus: «Die größte Gefahr bleiben freilich Einzeltäter des dschihadistischen Extremismus und gewalttätigen Rechtsextremismus», sagte ein Sprecher.