Pforzheim (dpa) – Weil er seinen Sohn nach Panama entführt haben soll, steht ein Mann Ende September vor Gericht. Verhandelt werden soll am 27. September vor dem Schöffengericht, wie das Amtsgericht Pforzheim am Donnerstag mitteilte. Ein Reservetermin sei für Oktober vorgesehen. Der Vorwurf lautet Entziehung Minderjähriger. Mirko Heim von der Staatsanwaltschaft sagte den „Badischen Neuesten Nachrichten“, dass dem Angeklagten nach Einschätzung der Behörde nicht mehr als vier Jahre Haft drohen. „Meine Hoffnung ist, dass wir den Jungen nicht als Zeugen brauchen.“
Der 50-Jährige soll seinen bei der Mutter in Mühlacker nahe Pforzheim lebenden Sohn Ende 2021 entführt haben. Früheren Medienberichten zufolge war der Zehnjährige über Weihnachten beim Vater nahe Bergisch Gladbach bei Köln. Als die Mutter den Sohn am 2. Januar abholen wollte, wartete sie vergeblich an einem vereinbarten Treffpunkt. Angebliches Motiv des Mannes soll den Berichten zufolge sein, dass er als Impfgegner nicht gewollt habe, dass sein Sohn gegen Corona geimpft werde.
Nach dem Verdächtigen war mit internationalem Haftbefehl gefahndet worden. Die Mutter reiste selbst nach Panama, um nach dem Kind zu suchen. Der Junge ist seit Anfang Februar wieder in der Obhut der Frau. Panama lieferte den Vater nach Deutschland aus, wo er in Untersuchungshaft kam. Er hatte nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft bislang zu den Vorwürfen geschwiegen.
Sollte das Amtsgericht im Laufe des Verfahrens zu der Einschätzung kommen, dass ein höheres Strafmaß wahrscheinlich ist, müsste der Fall an das Landgericht Karlsruhe abgegeben werden. Laut Strafgesetzbuch stehen auf Kindesentziehung bis zu zehn Jahre Haft.
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